Alkoholverzicht muss regelmaßig stattfinden
Internist und Leber-Experte Prim. Dr. Franz Siebert vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan über die Gefahr von Mixgetränken, warum es uns nach zu viel Alkohol schlecht geht und das "Reparaturbier".
In der Spezialsprechstunde für hepatologische Erkrankungen, geleitet von erfahrenen Hepatologen des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder St. Veit, werden Patienten begleitet und behandelt, die an Lebererkrankungen leiden oder erhöhte Leberwerte mit unklarem Befund haben.
Prim. Dr. Franz Siebert, Facharzt für Innere Medizin, Zusatzfacharzt für Gastroenterologie-Hepatologie sagt deutlich: „Einen kleinen, einmaligen Faschingsschwips kann eine gesunde Leber wegstecken – während der Narrenzeit stellt der oft erhöhte Alkoholkonsum trotzdem eine Belastung für das Entgiftungsorgan dar.“ Durch dauerhaften Alkoholkonsum kann sich eine Fettleber entwickeln, die wiederum zu einer Leberentzündung oder Leberzirrhose führen kann.
Experteninterview: Prim. Dr. Franz Siebert:
Wie viel Alkohol ist unbedenklich?
Prim. Dr. Franz Siebert: Experten unterscheiden bei übermäßigem Alkoholgenuss zwischen dem kurz dauernden -akuten - und dem chronischen übermäßigen Alkoholkonsum. Viele Menschen scäa?tzen die "normalen", also gesundheitlich unbedenklichen Grenzen des Alkoholgenusses falsch ein: Ärzte empfehlen für Frauen nicht mehr als 12 Gramm reinen Alkohol pro Tag - und das an maximal fünf Tagen pro Woche. Das entspricht pro Tag 100 Milliliter Wein oder einem kleinen Bier. Für Männer ist die Grenze etwa doppelt so hoch, also pro Tag maximal 200 Milliliter Wein oder zwei kleine Gläser Bier. Zwei alkoholfreie Tage in der Woche sollten unbedingt eingehalten werden.
Warum geht es uns nach längerdauerndem ausgeprägten Alkoholkonsum so schlecht?
Wenn wir Alkohol trinken, gelangt dieser durch unseren Verdauungstrakt ins Blut und wird dann im Körper verteilt. Symptome wie Erbrechen, Durchfall, Fieber aber auch Gelbsucht, akute Bauchschmerzen und psychische Symptome treten auf und häufig ist diese akute alkoholische Schädigung auch mit einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzu?ndung verbunden.
Was verursacht die akuten Beschwerden nach einem Alkoholrausch?
Einerseits ist die direkte toxische Alkoholschädigung ( z.B.: Bewusstseinsstörungen, Gastritis etc) und andererseits der relative Flüssigkeitsverlust durch vermehrte alkoholbedingte Harnausscheidung (zB. Kopfschmerz, Übelkeit, Erbrechen) für die Beschwerden verantwortlich. Dazu kommt eine ev. Histaminüberdosierung bzw. Unverträglichkeit
Kann massiver Alkoholkonsum tödlich enden?
Sollte durch den massiven Alkoholkonsum eine Gelbsucht, psychische Störungen und Zeichen eines Leberversagens auftreten, ist die Prognose sehr schlecht und die Krankheit verläuft sogar in ca. 30 Prozent der Fälle tödlich. Bei einem akuten übermäßigen Alkoholkonsum mit u?ber 3 Promille im Blut beginnt ein lebensbedrohlicher Zustand.
Wie gefährlich sind alkoholische Mischgetränke?
Insbesondere bei alkoholischen Mischgetränken ist besonders Acht zu geben. Da diese Getraänke sehr oft auch stimulierende Substanzen wie Koffein, Taurin etc. beinhalten, täuschen diese über das Eintreten einer alkoholisierenden Wirkung oft sehr lange hinweg.
Wie lässt sich ein „Kater“ verhindern?
Die wichtigste Vorbeugung eines Katers besteht auf den Verzicht von größeren Alkoholmengen oder Pausen zwischen dem Konsumieren von entsprechenden alkoholhaltigen Getränken. Es sollten auch während des Konsumierens von Alkohol und vor dem Schlafengehen größere Mengen getrunken werden. Hier greift man am besten zu mineralhaltigem Wasser.
Welche Rolle spielt hier das Mineralwasser?
Durch die Alkoholwirkung kommt es zu einer vermehrten Flüssigkeits- bzw. Harnausscheidung mit vermehrtem Verlust von Mineralstoffen. Aus diesem Grund sollte man zu mineralhaltigem Wasser greifen.
Welche Rolle spielt der Genuss von fetthaltigen Mahlzeiten während des Alkoholkonsums?
Das kann von Vorteil sein, da das Fett die Alkoholaufnahme des Körpers verlangsamt, allerdings beschleunigen Zucker und Kohlensäure die Alkoholresorption. Letzteres ist auch die Ursache warum viele Cocktails und Alkopops schnell zu Katersymptomen führen können.
Bleiben nur mehr Hausmittel wie z.B. das „Katerfrühstück“ (Sauerkraut, Rollmops, Bismarckheringe etc.)?
Am ehesten wirkt diese Mahlzeit indirekt, da sie zu einem vermehrten Durstgefühl führt und der Betroffene daher reichlich Flüssigkeit zu sich nimmt. Eine wissenschaftliche Belegung gibt es allerdings nicht.
Wie stehen Sie zum „Reparaturbier“?
Das sogenannte österreichische „Reparaturbier“ oder die Weisheit: „man soll dies weitertrinken womit man aufgehört hat“, verbessert nur die momentanen Symptome, verschiebt aber die Probleme des Katers nur auf einen späteren Zeitpunkt (sonst helfen nur symptomatische Mittel wie Medikamente gegen Kopfschmerzen, Kühlung des Kopfes, Magenschutzpräparate, Medikamente gegen Übelkeit etc.).
Wie viel Alkoholkonsum ist zu viel?
Personen die 10 Jahre und länger täglich ab etwa 60-70g Alkohol trinken, müssen in 40 Prozent der Fälle mit der Entwicklung einer Leberzirrhose rechnen. Bei Frauen genügt bereits ein etwas niedrigerer Konsum.
Welche Folgen hat der übermäßige Alkoholkonsum für unsere Leber?
Durch vermehrte Fettablagerung in den Leberzellen kann eine Fettleber entstehen, die sich entzünden kann. Aus der chronischen Leberentzündung kann sich eine Leberfibrose entwickeln, die eine Leberzirrhose und Leberkrebs zur Folge haben kann.
Wie macht sich eine Fettleber bemerkbar?
Zu den Zeichen einer schweren Fettlebererkrankung und weiters Leberzirrhose za?hlen eine zunehmende Müdigkeit und eine Leistungsminderung, Juckreiz der Haut, feine Gefäßveränderungen (spinnenartig), zum Teil die Verhärtung der Sehnen der Finger, verzögerte Blutungen bei Wunden, Zittern der Hände und auch andere geistige psychische Veränderungen sowie eine „Gelbsucht“ (zB. gelbe Verfärbung der Bindehaut)
Kann man eine Fettleber auskurieren bzw. ist bei einer Leberzirrhose eine Heilung moöglich?
Glücklicherweise hat die Leber große Fähigkeiten sich selbst zu regenerieren, wenn schädliche Einflüsse minimiert werden. Die Fettleber kann durch eine Alkoholvermeidung bzw Verhinderung weiterer schädigender Einflüsse vollständig rückgebildet werden, bei bereits bestehender Leberzirrhose kann die Erkrankung durchaus gebessert und stabilisiert werden.
Allerdings führen sowohl die weit fortgeschrittene Fettlebererkrankung als auch die Leberzirrhose zur erhöhten Wahrscheinlichkeit eines Leberkrebses (ca. 30-40 Prozent der Betroffenen).
Fakten:
Blutalkoholspiegel in Promille gemessen:
Foto: Helge Bauer