Kaiser, Seiser, Kucher, Freund: E-Mail-Verkehr führender Monsanto-Experten bestätigen krebserregende Wirkung. Bund und EU gefordert rasch Maßnahmen für Verbot zu ergreifen.
Platzt jetzt eine Glyphosat-Gate-Bombe? Geht es nach der SPÖ-Kärnten und den von ihr heute im Rahmen einer Pressekonferenz in Klagenfurt vorgelegten Beweisen für eine krebserregende Wirkung von Glyphosat, dann müsste dieses Gift europaweit aus dem Verkehr gezogen werden.
SPÖ-Landesparteivorsitzender Landeshauptmann Peter Kaiser, selbst Vorreiter im Kampf gegen Glyphosat zum Schutz der Gesundheit von Mensch, Tier und der Umwelt, legte heute, gemeinsam mit Klubobmann Herwig Seiser, Nationalrat Philip Kucher, EU-Abgeordnetem Eugen Freund und dem Wiener Rechtsanwalt Meinhard Novak, jenen dutzende Seiten umfassenden E-Mail-Verkehr führender Monsanto-Experten vor, der Grundlage für die Entscheidung eines hohen US-Gerichts war, wonach dem krebskranken Kläger Dewayne Johnson eine Schadenersatzzahlung von 250 Millionen Dollar durch Monsanto zugesprochen wurde.
„Diese Mails haben wir gesucht und gefunden. Und sie lesen sich wie das Drehbuch zu einem Hollywood-Thriller“, zeigt sich Kaiser „in höchstem Maße besorgt und alarmiert“. In seinem Auftrag wurden die Dokumente bereits der Staatsanwaltschaft übermittelt. Denn aus diesen Mails ergebe sich ein klares Bild: „Das Unternehmen wusste zu jedem Zeitpunkt über die krebserregende Wirkung Bescheid. Tote Laborratten sollten genauso ignoriert wie Studien im Sinne des Unternehmens verändert werden. Der Zusammenhang zwischen dem Non-Hodgkin Lymphom und Glyphosat war genauso bekannt wie die Gefahr der Vergiftung über die Atemwege. Das Unternehmen wusste genau, was es tat bzw. nicht tat. All dieses Wissen hat das Unternehmen in den Zulassungsverfahren weltweit verschwiegen“, nimmt sich Kaiser kein Blatt vor den Mund. Das US-Gericht habe in seinem Urteil daher auch festgestellt, dass Glyphosat ein substantieller Faktor für die Krebserkrankung des Klägers war, und weiters, dass das Unternehmen gegen die Warnpflicht über die Gefährlichkeit von Glyphosat verstoßen hat und dieser Verstoß wiederum ein substantieller Faktor für die Krebserkrankung des Klägers war.
„Für mich persönlich gibt es nur eine Konsequenz: Mit allen Mitteln für die Gesundheit der Menschen zu kämpfen und mit einem Verbot von Glyphosat sicherzustellen, dass unsere Kinder in einer Umwelt aufwachsen, in der keine tödlichen Gefahren lauern, macht Kaiser deutlich. Neben entsprechenden und bereits schriftlichen erfolgten Aufforderungen an die Bundesregierung ebenso wie an Spitzenvertreter der Europäischen Kommission, werde er, Kaiser, gemeinsam mit Seiser, Kucher und freund alle parlamentarischen Möglichkeiten auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene nutzen.
„Die Zeit der Ausreden ist vorbei. Bei Asbest hat es mit einem Verbot auch zu lange gedauert, sterben heute noch Menschen an den Folgen. Daher muss der erste Schritt die rasche Entscheidung seitens der EU und dann die Umsetzung des von uns geforderten Glyphosatverbots durch eine Änderung des Kärntner Pflanzenschutzmittelgesetzes sein. Jede Verzögerung ist lebensgefährlich“, so Seiser.
„Konzernkanzler Sebastian Kurz und diese Bundesregierung haben viel zulange geschwiegen und nur vage Ankündigungen gemacht. Er muss jetzt Flagge zeigen und in aller Deutlichkeit sagen, ob er sich einmal auf die Seite der Menschen stellt und sie vor dem Gift schützt, oder doch als Lobbyist Interessen von Konzernen wie Bayer oder den von ihm geschluckten Monsanto unterstützt, und gesundheitliche Schäden und umweltpolitische Langzeitschäden in Kauf nimmt. Ich fordere - angesichts der neuen, erdrückenden Beweise - Kurz und Strache auf, bei der Ministerratssitzung kommende Woche einen Beschluss über ein österreichweites Verbot von Glyphosat zu fassen und zwar ohne weitere Verzögerung und ohne „Wenn und Aber“, kündigt Nationalrat Kucher ebenfalls parlamentarische Initiativen an.
Für EU-Parlamentarier Freund stellt sich aufgrund der Fakten- und Beweislage die Frage, ob die Europäische Kommission letztlich die im Oktober 2017 verlängerte Zulassung von Glyphosat nicht zurücknehmen muss. „Hätten alle Parlamentarier unseren Kenntnisstand von heute gehabt, hätte kein verantwortungsbewusster Mensch einer Verlängerung zustimmen können.“ Er, Freund werde diese neuen Erkenntnisse sofort dem eigens eingerichteten EU-Sonderausschuss, der sich mit Glyphosat beschäftigt, zukommen lassen. „Dort hat die SPÖ-EU-Abgeordnete Karin Kadenbach als einziges österreichisches Vollmitglied ein besonderes Interesse daran, dass alles im Zusammenhang mit dem Zulassungsverfahren dieses Pflanzenvernichtungsmittel offengelegt wird", macht Freund abschließend aufmerksam.
Foto: Eggenberger/KK
Presseaussendung von: SPÖ Kärnten