Wer Online und Offline Poker Turniere genauer betrachtet, wird hinsichtlich der Kosten und des Spieltempos klare Unterschiede feststellen. Manche Spielertypen fühlen sich online am wohlsten. Andere sehen das gesellige Beisammensein in der Spielbank als Optimum an.
Online Turniere: Erschwinglich, aber weniger gesellig
Während der Besuch einer Spielbank Planung erfordert, ist Online Poker jederzeit verfügbar. Schon ein Handy ist ausreichend, um abends spontan an einem Sit & Go oder Turnier mit Turbo-Blinds teilzunehmen. Obendrein sind Turniere online weniger kostenintensiv. Das Buy-in vieler Online Poker Turniere liegt unter 10 €. Und selbst wenn die Teilnahmegebühr höher angesiedelt ist, gibt es oft Satellite-Turniere, die es erlauben, sich für teure Turniere zu qualifizieren.
Online wandelt sich Poker zum reinen Strategiespiel. Das gesellige Miteinander kommt meist zu kurz – auch wenn es manchmal einen Chat gibt und die Möglichkeit besteht, Gegner mit Tomaten oder Hufeisen zu bewerfen. Auch die Suche nach Tells gestaltet sich schwierig. Körpersprache ist höchstens bei Webcam-Spielen oder VR-Poker mit Eye-Tracking von Bedeutung – beides ist eher nicht die Norm. Übrig bleiben Timing-Tells. Wie lange ein Spieler nachdenkt, kann auf die Stärke der Hand schließen lassen, oder auch andere Spieler aufs Glatteis führen, da der Kontrahent bloß kurz abgelenkt war.
Poker online ist weitaus schneller als das Offline-Spiel. Während es nicht ungewöhnlich ist, dass Spieler in der Spielbank minutenlang sinnieren, ist die Zeitbank online gnadenlos. Häufig bleiben nur etwa 30 Sekunden, um über Raise, Call oder Fold zu befinden. Versierte Spieler nehmen zeitgleich oft an mehreren Turnieren teil. Dies steigert die Wahrscheinlichkeit von guten Starthänden und auf einen Deep Run sowie lukrative Preisgelder. Das schnelle Tempo hat auch Nachteile: Es bleibt wenig Zeit, um über Bad Beats hinwegzukommen oder zuletzt gespielte Hände in Ruhe zu durchdenken. Die nächste Entscheidung bahnt sich in Sekundenschnelle an.
Obgleich der Dresscode in österreichischen Spielbanken weniger streng ist als früher, bleibt der Komfort daheim ungeschlagen. Wer in Jogginghose und T-Shirt pokern möchte, kann sich direkt einloggen und loslegen – ohne sich großartig zurechtzumachen.
Offline Turniere: Mehr Prestige, aber mehr Kosten
Poker Turniere in Spielbanken schütten die höchsten Siegprämien aus. Das WSOP Main Event in Las Vegas verteilt jedes Jahr zweistellige Millionenbeträge unter den Spielern. Auch Turniere in Europa halten sechs- bis siebenstellige Preisgelder bereit. Die steigenden Gewinne haben jedoch ihren Preis: Offline Turniere sind kostspieliger. Auch die Gebühren, die an den Veranstalter abzuführen sind, fallen etwas höher aus – schließlich teilt kein Computer die Karten aus, sondern Croupiers, die eine faire Entlohnung erwarten.
Turniere in Spielbanken entfalten eine andere Atmosphäre als das anonyme Gegeneinander, das online stattfindet. Jeder Tisch und jedes Turnier erzählten ihre eigene Geschichte. Insbesondere hochdotierte Festivals wie die EPT oder Triton Series werden mit Live-Streams dokumentiert. Manche Spieler scharen Fans um sich, die bei jedem Stream hoffen, dass ihr Lieblingsspieler triumphiert. Da Zuschauer die Startkarten der Spieler zu sehen bekommen, eignen sich Live-Streams als Lernmaterial, ebenso wie die besten Poker Bücher, um am eigenen Spielvermögen zu feilen.
Online mag die Körpersprache unbedeutend sein. In der Spielbank sollten es Spieler vermeiden, Unwohlsein oder Nervosität offen zu zeigen. Zwar sollten Tells nie über die Spielweise gebieten, aber bei schwierigen Entscheidungen können sie das Zünglein an der Waage sein. Nervös zu sein, ist im Übrigen vollkommen normal, selbst wenn Spieler online Erfahrungen gesammelt haben. In der Spielbank funktioniert Poker ganz anders: Plötzlich gilt es, die Anzahl der Chips im Pot selbst zu zählen – währen online für den Spieler gezählt wird.
Was gegen Live Poker spricht, sind die Reisekosten. Aufenthalte außerhalb Österreichs werfen Kosten für Flugtickets und Hotelübernachtungen auf. Die Anfahrt zur nahegelegenen Spielbank verursacht genauso Kosten – und ist mit Zeitaufwand verbunden. Es kommt eher selten vor, dass sich Spieler spontan ins Auto setzen und zur Spielbank aufbrechen. Meist ist der Abend Tage im Voraus geplant. Turniere online sind hingegen wenige Klicks entfernt.
Die meisten Poker Seiten akzeptieren Spieler aus Österreich
Nur Spielbanken in Österreich – sprich Casinos Austria – haben offiziell das Recht, Poker online anzubieten. Alle anderen Anbieter werden als nicht lizenziert erachtet. Und dennoch können sich österreichische Spieler auf ausländischen Seiten anmelden, Einzahlungen tätigen und Preisgelder erzielen.
In der Vergangenheit haben sich Fälle gehäuft, in denen Spieler versucht haben, verlorenes Geld von internationalen – nicht lizenzierten – Poker Seiten zurückzuholen. Der Oberste Gerichtshof (OGH) hat bereits mehrfach im Sinne der Spieler entschieden. 2022 hatte ein Spieler etwa 1,6 Millionen erstritten, die dieser im Laufe mehrerer Jahre online verloren hatte. Trotz der eher nachteiligen Lage bleiben die Anbieter dem österreichischen Markt treu. Denn: Auch wenn die Gerichte den Klägern Recht geben, ist es schwierig, das Geld am Ende ausgezahlt zu bekommen, weil die Seiten im Ausland ansässig sind.
Casinos Austria Poker Tour & andere Poker Turniere
Bei der Casinos Austria Poker Tour (CAPT) handelt es sich um eine langjährige Turnierserie, bei der sich mehrere österreichische Spielbanken zusammenschließen. Im Jahresverlauf werden eine Reihe Turniere abgehalten, um die besten Strategen aufzuspüren. Gespielt wird an verschiedenen Standorten. Jedes Festival besteht aus mehreren Turnieren, deren Buy-ins in der Regel von 120 € bis 2.200 € reichen. Den krönenden Abschluss bildet jeweils ein Main Event, für das sich Spieler auch über Satellites für einen Bruchteil des Buy-ins qualifizieren können.
Zusätzlich zur CAPT werden ganzjährig Turniere abgehalten. Im Casino Salzburg finden zum Beispiel immer donnerstags Turniere statt. Das Casino Bregenz veröffentlicht jeden Monat einen Turnierkalender, der Termine für anstehende Events festhält. Die Buy-ins sind zumeist niedriger, überschreiten nur selten 100 €.
Online pokern und Strategien austüfteln
Durch das höhere Spielvolumen ist Pokern online prädestiniert, um Strategien zu verfeinern und innerhalb kürzester Zeit Erfahrung aufzubauen, für die man in Spielbanken Jahre benötigt. Zudem existieren zahlreiche Tools, die Statistiken sammeln und aufschlüsseln; gespielte Hände werden in einer Datenbank abgespeichert. Dies erleichtert es, nach einer Session innezuhalten und Hände zu analysieren. Die besten Spieler verwenden Solver, die mathematisch ausrechnen, wie in welchen Situationen vorzugehen ist und wann wie viel gesetzt werden sollte. Mit anderen Worten: Online-Spieler haben diverse Werkzeuge, um schnell zu exzellenten Strategen heranzureifen.
Offline kommen Tells zum Tragen
In Filmen, die sich mit Poker beschäftigen, wird die Wichtigkeit von Tells unnötig aufgebauscht. Trotzdem sollte man Tells keinesfalls vernachlässigen. Alle verfügbaren Informationen zu nutzen, ist ratsam. Und die Körpersprache ist ein Quell an Informationen. Wer sich mit Tells beschäftigt, erfährt außerdem, wie sich Tells verstecken lassen. Auch besteht die Möglichkeit, „fehlerhafte“ Tells – sogenannte Reverse Tells – einzusetzen, um den Gegner zu täuschen.
Gestandene Profis unternehmen in unübersichtlichen Spielsituationen Versuche, ihre Gegner zu verunsichern und Tells zum Vorschein zu bringen. Vor allem unerfahrene Spieler lassen sich oft austricksen und geben ungewollt Informationen preis – die der Profi zum Vorteil gebraucht. Das Pokern in der Spielbank hat andere Facetten als Internet Poker, und erfordert es, sich stets an die veränderten Begebenheiten anzupassen.
Fazit: Für und Wider auf beiden Seiten
Es ist unsinnig, entweder Online oder Offline Poker als überlegen darzustellen. Beide Arten, dem Pokern zu frönen, haben Stärken und Schwächen. Ausschlaggebend ist die Zielsetzung. Woran ist der Spieler interessiert?
Wenn es darum geht, in kurzer Zeit Poker Strategien zu erlernen, hat das Internet die Nase vorn. Sit & Gos und Turniere mit kurzen Blind-Stufen führen regelmäßig knifflige Situationen herbei, die in kurzen Abständen aufeinander folgen. Besteht das Ziel darin, einen unterhaltsamen Abend zu verbringen, könnte die Spielbank die beste Wahl sein. Und warum überhaupt zwischen Online und Offline wählen? Am besten ist doch an beidem Spaß zu haben.