Nach einem kurzen Aufatmen im vergangenen Jahr befinden sich die Erzeugerpreise für die Bauern seit Jahresbeginn wieder im Sinkflug. Im Vergleich zum Dezember 2022 sind die Preise für Milch bis Ende August um rund 20 %, jene für Mahlweizen um rund 30 %, Preise für Rindfleisch um knapp 10 % und jene für Holz um fast 40 % zurückgegangen. Den stark schrumpfenden Erlösen stehen immer höhere Umwelt- und Tierwohlauflagen und infolge der anhaltenden Inflation vor allem enorm gestiegene Produktionskosten gegenüber. „Die Lage ist ernst. Die ohnehin unterdurchschnittlichen Einkommen der Bauern werden heuer voraussichtlich sinken“, zeigt sich LK Präsident Huber besorgt über die aktuelle Lage und die weitere Entwicklung.
Anteil der Landwirtschaft an Verbraucherpreisen erneut gesunken
In der Preisentwicklung der letzten Monate ortet Huber eine massive Schieflage, denn während die Bauernpreise seit Monaten sinken, bleiben die Preise im Supermarkt hoch. Die Konsequenz: Der Anteil der Erzeugerpreise am Endkundenpreis sinkt. Am Beispiel Milch wird das besonders deutlich: Während der Anteil, den die Bäuerinnen und Bauern am Preis für einen Liter Milch im Geschäft erhalten haben, in den letzten Jahren immer zwischen 33 % und 35 % lag, ist dieser Anteil nun auf unter 30 % gesunken. „Das geht sich nicht aus – unsere Produkte haben sich mehr Wertschätzung verdient“, unterstreicht der LK-Präsident, der vom Lebensmittelhandel deshalb einen höheren Anteil an der Wertschöpfung einfordert.
Preissenkungen im Supermarkt: Nicht auf dem Rücken der Bauern!
Angesichts der aktuellen Diskussion um Preissenkungen für Grundnahrungsmittel im Lebensmitteleinzelhandel befürchtet Huber, dass die Bauernpreise nun noch mehr unter Druck kommen. „Wenn die Erzeugerpreise weiter sinken, werden die Betriebe an die Wand gedrückt und den Bauernfamilien geht die Luft aus“, warnt Huber und fordert: „Wir können uns vom Handel nicht mit Dumpingpreisen abspeisen lassen. Die Betriebe müssen ihre stark gestiegenen Produktionskosten stemmen, Investitionen finanzieren und ihre Familien über die Runden bringen können. Das geht nur, wenn wir einen Preis erhalten, der unsere Kosten deckt“, betont Huber. Es könne nicht sein, dass sich der Handel Preissenkungen für die Konsumentinnen und Konsumenten de facto von den bäuerlichen Betrieben zahlen lasse, steckt Präsident Huber die Position der Landwirtschaftskammer klar ab.
Inflationsabgeltung bei Ausgleichszahlungen gefordert
Die bäuerliche Interessenvertretung sieht aber nicht nur den Lebensmittelhandel, sondern auch die Bundesregierung in der Pflicht, einen Beitrag zur Sicherung der bäuerlichen Einkommen zu leisten. Fraktionsübergreifend richtet die LK einen Forderungskatalog an die Bundesregierung, um zu verhindern, dass die Bauerneinkommen sinken, während fast alle anderen Berufsgruppen heuer mit deutlichen Lohnerhöhungen rechnen können. Konkret fordern die Kammerrätinnen und Kammerräte bei der heute im Bildungshaus Schloss Krastowitz stattfindenden Vollversammlung eine Inflationsanpassung bei den Ausgleichszahlungen, einen Versorgungssicherungsbeitrag mit Pauschalzahlungen pro Betrieb, Entlastungen bei Steuern und Abgaben und die Einführung einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung für Lebensmittel in der Gastronomie.
„Die Bäuerinnen und Bauern haben mit ihrem Fleiß dazu beigetragen, dass die Steuereinnahmen so hoch sind wie noch nie. Wir brauchen einen Teil dieses Geldes wieder zurück, damit die Bauernfamilien ein Einkommen zum Auskommen haben und dringend notwendige Investitionen finanzieren können“, stellt LK-Präsident Huber im Namen aller Fraktionen in der LK Vollversammlung klar. Besonderen Wert legt Huber auf die Inflationsabgeltung bei den öffentlichen Zahlungen: „Die Bäuerinnen und Bauern erbringen täglich Leistungen für die Gesellschaft, wie die Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln, die Pflege der Kulturlandschaft oder den Schutz der Artenvielfalt und der natürlichen Ressourcen. Das wird nicht über den Markt abgegolten und muss der öffentlichen Hand einen fairen Beitrag wert sein. Aber leider stagniert die Abgeltung für diese Leistungen seit Jahren. Eine Inflationsanpassung für die Ausgleichszahlungen ist überfällig“, betont Huber.
Foto: Paul Gruber