Hoffnungen und Herausforderungen für den Tourismus in Corona-Zeit aus praktischer und politischer Sicht
Fast 50 Prozent der ÖsterreicherInnen wollen im Juli, August oder September auf eine Erholungsreise gehen. Mehr als die Hälfte davon möchte diesen Urlaub in Österreich verbringen - beliebtestes Ziel ist Kärnten. Der Tourismus rüstet sich bereits auf den erwarteten Ansturm unter erschwerten Bedingungen, unter anderem durch ein Pilotprojekt für flächendeckenden Corona-Testungen der MitarbeiterInnen in Tourismusbetrieben rund um den Wörthersee. Projektstart ist der 29. Mai. Was darüber hinaus getan wird und wie Tourismus in Corona-Zeigen aussehen kann, dazu diskutierten beim fünften Social MonTalk, auf Einladung des Renner-Instituts Kärnten, per Live-Stream, Michaela Tiefenbacher (Naturel Hotels & Resorts, Faaker See), Ella Mokina (Frühstückspension Mokina, Keutschacher See), Wolfgang Kuttnig (Spartengeschäftsführer der WK Kärnten) und Herwig Seiser (Landtagsklubobmann der SPÖ Kärnten). Durch die Diskussion führte Peter Plaikner.
„Der Kärnten-Kurs (durch die Krise) wird von den Gästen honoriert werden“, ist Ella Mokina überzeugt, die mit ihrer Pension Teil des Pilotprojektes für flächendeckenden Corona-Testungen ist. „Man muss im Moment halt von Monat zu Monat denken und planen“, so Mokina weiter, auch wenn die Rahmenbedingungen für die Öffnung in die Sommersaison nun weitestgehend geklärt sind. Sie selbst rechne mit einem Umsatzverlust von 30- 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, setze aber große Hoffnungen auf die Herbstsaison um die Verluste zu kompensieren.
Eine Einschätzung, die auch Michaela Tiefenbacher teilt, vorausgesetzt, das touristische Angebot - vor allem die Radinfrastruktur in Kärnten, wird weiter ausgebaut. „Wir dürfen nicht aufhören, das Tourismus-Angebot in Kärnten weiter auszubauen - das betrifft ganz stark die Radinfrastruktur. Wir sehen hier, das Angebot wird genützt, von Gästen und Einheimischen“, so Tiefenbacher, die mit zwei Betrieben und 800 Betten, zwar in anderen Dimensionen als Kollegin Mokina arbeitet, aber dieselben Herausforderungen bewältigen muss. „Die Rahmenbedingung sind nun soweit klar, die MitarbeiterInnen eingewiesen - unklar ist aber Animation, Kinderbetreuung - wie soll das gehen, geht es überhaupt?“, fragt Tiefenbacher. Keine ihrer Betriebe ist Teil des Pilotprojektes, was sie zwar Schade finde, aber sie hoffe, dass das Projekt so strahlt, dass es für das ganze Bundesland gut ist.
Montafon, Wachau, Spielberg, der Wörthersee - und der Wilder Kaiser. Die fünf Testregionen des Pilotprojektes sind starke österreichische Namen, starke Marken - aber eigne sich der „Wilde Kaiser“ in Tirol derzeit wirklich als Modellregion für den Tourismus oder versucht die Bundesregierung hier dem „Ischgl - dem Tirol-Bashing“ entgegenzuwirken, fragte Moderator Peter Plaikner, Wolfgang Kuttnig, Spartengeschäftsführer der WK Kärnten.
Persönlich hätte er es auch nachvollziehbarer gefunden, wäre eine Modellregion Wörthersee, Faaker See, Ossiacher See entstanden, das wäre toll gewesen - doch Kuttnig geht es um etwas Grundsätzlicheres: „Kommt zu uns, bei uns ist es sicher - sollte ein seriöses Angebot sein, nicht nur ein Motto! “. Die Pilotphase muss als entsprechend genutzt werden, um offenen Fragen zu beantworten und Prozessketten zu optimieren. Kuttnig sieht aber auch, aufgrund der Struktur und Beschaffenheit heimischer Tourismusbetriebe, eine Chance: „Kleinstrukturierte Betriebe, die flexibel reagieren können, haben im Moment einfach die besseren Voraussetzungen. Die Zahlen sprechen für uns, für Kärnten - wir könnten aus der derzeitigen Situation, vielleicht den bundesweit besten Exit finden“, so Kuttnig.
Landtagsklubobmann Herwig Seiser erinnerte daran, dass es die politischen Maßnahmen, aber auch die Disziplin der Kärntnerinnen und Kärntner waren, die Kärnten den jetzigen Vorsprung vor den anderen Bundesländern ermöglichen. Viele familiengeführte Unternehmen haben gerade jetzt ihr Talent und ihr Durchhaltevermögen bewiesen - jetzt sei es die Riesenaufgabe der Politik, die richtigen Maßnahmen zu setzen, um den wirtschaftlichen Betrieb aufrecht zu erhalten. „Wir müssen wegkommen von Garantien, Haftungen und Krediten hin zu Direktzuschüssen. Es kann ja nicht sein, dass ich als Unternehmer unverschuldet in eine Situation gekommen bin, aus der ich nur herauskomme, wenn ich mich verschulde!“, richtete Seiser der Bundesregierung aus.