„Nach wie vor sind es die Frauen, die sich um die Kinderbetreuung und den Haushalt kümmern und sich damit oftmals zwischen Beruf und Familie entscheiden müssen”, erklärt Silvia Igumnov, Landesfrauenvorsitzende des ÖGB Kärnten. Viele Frauen würden so in Teilzeitjobs gedrängt, die nicht nur am Monatsende finanzielle Sorgen mit sich bringen, sondern auch zu Altersarmut in der Pension führen.
„Die Regierung muss endlich Maßnahmen zur Entlastung von Frauen setzen – denn Teilzeitarbeit ist kein Privileg, wie Wirtschafts- und Arbeitsminister Kocher erst im Vorjahr behauptete, sondern für viele Familien die einzige Möglichkeit, den Alltag zu meistern“, so Igumnov weiter.
Die aktuelle Zeitverwendungsstudie von vergangenem Dezember bestätigt: Frauen übernehmen nach wie vor zwei Drittel der unbezahlten Arbeit in den eigenen vier Wänden, und das unabhängig davon, wie sich das Haushaltseinkommen zusammensetzt. Laut Berechnungen des Momentum Instituts entspricht das einem Gegenwert von 57 Milliarden Euro. „Ohne die unbezahlte Arbeit, die Frauen tagtäglich leisten, würde unsere Wirtschaft zusammenbrechen”, erinnert Igumnov.
Familienfreundliche Arbeitszeitmodelle
„Österreich braucht familienfreundliche Arbeitszeitmodelle und einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz ab dem ersten Geburtstag des Kindes. Nur so haben Frauen die Chance auf einen Vollzeitjob. Nur so können wir Gleichstellung erreichen“, so Igumnov weiter und verweist auf das ÖGB-AK-Familienarbeitszeitmodell: „Mit unserem Familienarbeitszeitmodell, das die Zeit für Erwerbsarbeit und unbezahlte Arbeit zwischen Mann und Frau ausgleicht, liegt ein Konzept am Tisch. Die Bundesregierung könnte das Modell sofort umsetzen.“
Arbeitsbedingungen verbessern
Frauen bekommen 40 Prozent weniger Pension als Männer, zudem geht jede dritte Frau nicht aus einer Erwerbstätigkeit direkt in Pension. Damit mehr Frauen bis zur Pension arbeiten können, braucht es gute Arbeitsbedingungen und präventive Gesundheitsförderung. „Nur wer einen Job auch bis zur Pension machen kann, läuft im Alter nicht Gefahr in die Armut zu rutschen oder vom Partner abhängig zu sein. Alternsgerechte Lösungen für Arbeitnehmerinnen in den Unternehmen sind daher dringend notwendig”, erklärt Igumnov vor allem in Anbetracht der gerade stattfindenden Anhebung des Frauenpensionsalters auf 65.
Verhöhnung statt finanzieller Absicherung
Die aktuelle Teuerung betrifft insbesondere Menschen, die sowieso schon wenig Geld haben – dazu gehören vor allem Frauen. Laut jüngsten Daten der Statistik Austria sind in Österreich mehr als eine halbe Million Menschen von Einkommensarmut betroffen, Alleinerzieherinnen sind dabei besonders gefährdet. „Auch Kinder - besonders von alleinerziehenden Müttern - sind immer mehr von Armut bedroht. Wir fordern daher einen kollektivvertraglichen Mindestlohn von 2.000 Euro zur finanziellen Absicherung von Frauen“, betont die Gewerkschafterin.
Frauen machen Zukunft, alte Rollenbilder hinter uns lassen
Gerade angesichts der Herausforderungen rund um die Bewältigung des Klimawandels, als auch der technologischen Veränderungen durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz werden Arbeitskräfte benötigt. Die ÖGB-Frauen sehen es daher als essenziell, dass mehr Frauen in technischen und naturwissenschaftlichen Berufsfeldern arbeiten. „Wir wollen Frauen vielfältigere Perspektiven eröffnen. Alte Rollenbilder müssen wir hinter uns lassen. Gleichzeitig gilt es, einen gendergerechten Blick auf neue Technologien zu bekommen”, so die ÖGB Landesfrauenvorsitzende.
Anstatt echter Verbesserungen für Frauen sei gemäß dem kürzlich von der Regierung präsentierten Österreichplans aber offenbar Verhöhnung geplant: „Zuerst werden Frauen aufgrund fehlender Kinderbetreuung in die Teilzeit gedrängt, und dann werden sie auch noch dafür bestraft“, verweist Igumnov auf den Vollzeitbonus. „Es ist an der Zeit, Frauen jene Wertschätzung entgegenzubringen, die sie verdienen. Denn ohne Frauen geht nichts.“
Foto: ÖGB