LR.in Prettner: Quantensprung für Menschen mit Behinderung. Erstmals wird Inklusion am ersten Arbeitsmarkt zur Realität. Start im Herbst. Erkenntnisse dienen dem Bund als Grundlage für österreichweite Umsetzung
„Wir kämpfen seit Jahren um eine Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt. In Kärnten haben wir unterschiedliche Projekte im Laufen, mit denen wir bereits 200 Betroffene in eine Beschäftigung gebracht haben“, erklärt die für Chancengleichheit zuständige Landesrätin Beate Prettner. „Jetzt gehen wir einen großen Schritt weiter: Wir starten im Herbst Österreichs erstes Pilotprojekt ‚Reallabor - Lohn statt Taschengeld‘, das tatsächlich am ersten Arbeitsmarkt ansetzt. Damit werden erstmals Menschen mit Behinderung direkt am ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen können“, betont Prettner.
Hintergrund: In Österreich sind rund 25.000 Menschen mit Behinderung laut Einstufung der Pensionsversicherungsanstalt als „arbeitsunfähig“ registriert. Auch wenn manche von ihnen in Beschäftigungswerkstätten arbeiten, erhalten sie keinen Lohn, sondern ein Taschengeld. Sie sind auch nicht sozialversichert. „Wir haben in Kärnten Maßnahmen initiiert, bei denen die Betroffenen sehr wohl ein Gehalt beziehen und sozialversichert sind. Dazu gehört das erste inklusive Kleinunternehmen des Landes, der ‚Bistro-Flitzer‘, bei dem mittlerweile 16 junge Menschen mit Behinderung einer regelmäßigen Arbeit nachgehen“, informiert Prettner. Allerdings erhalten diese ihr Gehalt nach dem Kärntner Behindertenschutzgesetz aus Geldmitteln des Landes.
Das nunmehr anvisierte Pilotprojekt „Lohn statt Taschengeld“ wird erstmals 20 Bewerber aus Beschäftigungswerkstätten direkt in den ersten Arbeitsmarkt überführen. Das Projekt – es heißt „Reallabor“ - wird vorerst für zwei Jahre und unter wissenschaftlicher Begleitung erprobt. Dann wird evaluiert. Unterstützt werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von der Lebenshilfe Kärnten. Finanziert wird das Pilotprojekt vom Referat Chancengleichheit im Land Kärnten und mit EU-Fördergeldern. Wie Prettner erklärt, werden die 20 Teilnehmenden für je 19 Stunden pro Woche angestellt – und laut SWÖ-Kollektivvertrag bezahlt. Das sind rund 1050 Euro brutto für besagte 19 Stunden. „Dieses Pilotprojekt ist eine einzigartige Chance, endlich Bewegung in unsere jahrzehntelange Forderung zu bringen, als arbeitsunfähig eingestufte Menschen mit Behinderung in den regulären Arbeitsmarkt zu integrieren“, sagt Prettner. Sie ist überzeugt, dass das Projekt „Reallabor“ ein „Quantensprung“ für die Teilhabe von beeinträchtigen Menschen am Arbeitsmarkt sein wird: „Die Erkenntnisse aus unserem Projekt werden dem Bund als Grundlage für eine österreichweite Umsetzung dienen.“
Foto: Büro LR.in Prettner