Presseaussendung von: Katja Kommt
Auf spiegelglatten Straßen und schneebedecktenGehwegen ist die Gefahr groß, auszurutschen und sich bei einem Sturz zu verletzen. Wie fast überall ist die beste Methode, einer Verletzung wie einem Speichenbruch oder noch schlimmer, einem Oberschenkelhalsbruch zu entgehen, die „Prävention“ - die Vorsorge.
Wenn es dann doch passiert, kann man versuchen durch "richtiges" Fallen das Schlimmste zu verhindern, meint Prim. Dr. Manfred Kuschnig, Medizinischer Direktor und Abteilungsvorstand der Abteilung für Orthopädie und orthopädische Chirurgie am Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt.
Bei Sturz auf Glatteis Arme seitlich ausstrecken
Bei einem Sturz auf eisglatten Gehwegen sollten die Arme und Hände möglichst zuerst auf den Boden treffen. Dies nimmt dem Aufprall die Wucht und verhindert Verletzungen an Kopf und Wirbelsäule. Durch das sogenannte Abschlagen, wird die Energie des Sturzes zielgerichtet abgeleitet. Richtiges Stürzen kann man trainieren, ein gutes Sturztraining muss in erster Linie den Kopf, aber auch die Extremitäten schützen. Und es muss spielerisch sein – schließlich soll bereits im Kindergartenalter damit begonnen werden! Das Training soll Möglichkeiten zeigen, wie ein Sturz in eine verletzungsfreie Bewegung umgeformt werden kann.
Wichtig: Ellenbogen und Hände nicht anwinkeln
Ellenbogen und Handgelenke dürfen aber nicht angewinkelt sein, da sie sonst brechen können. Zusätzliche Sicherheit gibt es, die Hände nicht in den Taschen verschwinden zu lassen. Stürzt man tatsächlich, braucht man diese nämlich, um sich abzustützen. Ein Großteil der Gangsicherheit hängt natürlich auch von der persönlichen Verfassung, dem Gleichgewichtssinn, der muskulären Fitness und auch vom Sehvermögen ab. Deswegen sind Stürze im Winter besonders für betagte Menschen ein hohes Risiko, erklärt Orthopäde Prim. Dr. Manfred Kuschnig. „Die Knochen älterer Menschen sind oft ohnehin brücgiger und je älter man ist, umso länger dauert es, bis Brüche wieder verheilt sind.“
Flache Schuhe sorgen für Grip
Wichtig sind auch dierichtigen Schuhe. Flache Schuhe mit Profilsohlen sind für den Winter am besten geeignet. Dagegen sollte man hohe Absätze und Schuhe mit glatten Sohlen vermeiden, diese finden auf Eis keinen Halt. Im Zweifelsfall kann man den Weg zur Arbeit auch mit Winterstiefeln zurücklegen und die Schuhe vor Ort wechseln, so ist man auf der sicheren Seite.
Schuhe mit Spikes aufrüsten
Damit es gar nicht erst zum Ausrutschen kommt, kann man Schuhsohlen bei Straßenglätte mit Spikes versehen. Die lassen sich bei Bedarf schnell anlegen und geben rutschigen Sohlen zusätzliches Profil. Auch für Gehstöcke und Krücken gibt es spezielle spikeartige Vorrichtungen, wie Dornen und kleine Eispickel, die am Eis und Schnee Stabilität geben. Vorsicht bei der Verwendung von Rollatoren die sind eher ungeeignet bei Schnee und Eis sie finden auf glatten Flächen nicht genug Halt.
Langsames Gehen
Im Winter empfiehlt es sich, trotz der Kälte langsam zu gehen, denn je schneller man geht, desto schneller stolpert man oder rutscht man aus. Deswegen sollte man allgemein mehr Zeit einplanen, um Wege zurückzulegen. Sinnvoll ist es auch, möglichst kurze Wege zu wählen und im Hellen unterwegs zu sein. Bei schwindendem Licht übersieht man gefährliche Stellen leichter. Die Verwendung von Ganghilfen wie zum Beispiel auch „Walking Stöcken“ verleihen Sicherheit. Nahe an Wänden, Zäunen oder Geländern zu bleiben ist auch empfehlenswert, um sich im Zweifelsfallfesthalten zu können.
Gefahr Oberschenkelhalsbruch
Je älter man wird, desto höher ist auch das Sturzrisiko. Ein Oberschenkelhalsbruch führt fast immer zu einer Operation mit entsprechenden Risiken, das kann das Ende der eigenen Beweglichkeit oder noch Schlimmeres bedeuten. Die Mortalität der Schenkelhalsfraktur beträgt bei über 75 jährigen je nach zusätzlichen Erkrankungen 15-30%! Im Zweifelsfall ist es am Sichersten, bei Glätte im Haus zu bleiben. Muss man doch dringend etwas erledigen, ist es ratsamer, Verwandte darum zu bitten oder sich zumindest fahren zu lassen. Ausnahmsweise ein Taxi oder auch einen Lieferservice in Anspruch zu nehmen, wenn die Familie nicht verfügbar ist, ist auf jeden Fall die bessere Alternative zu einem schmerzhaften Sturz.
Experteninterview Prim. Dr. Manfred Kuschnig, Medizinischer Direktor und Abteilungsvorstand der Abteilung für Orthopädie und orthopädische Chirurgie am Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt
Warum bricht man sich, wenn man fällt, besonders leicht den Oberschenkelhals?
Prim. Dr. Manfred Kuschnig: Besonders bei älteren Menschen kommt es durch „ungeschickteres Fallen“ hervorgerufen durch Unsicherheit, schlechter trainierte Muskulatur, langsamere Schutzreflexe mit schlechterer Koordination in Kombination mit osteoporotischen, weniger widerstandsfähigen „morschen“ Knochen, häufiger zum Schenkelhalsbruch. Die Statik des Schenkelhalses verändert sich mit zunehmendem Alter zusätzlich, was auch zum erhöhtem Bruchrisiko führt.
Wie kann man einen Oberschenkelhalsbruch richtig vorbeugen?
Bei über 70 jährigen ist am besten regelmäßig Folgendes empfohlen: Regelmäßige körperliche Aktivität Verbesserung der Muskelkraft und Koordination, Gangschulung (zum Beispiel das im Krankenhaus der Elisabethinen an der Akutgeriatrie angebotene Programm „Fit für 100“) Osteoporose-Prävention gesunde Ernährung und damit verbunden auch möglichst ein normales Körpergewicht. In speziellen Fällen das Tragen von Hüftprotektoren (geringe Trageakzeptanz)
Warum sind besonders ältere Menschen betroffen?
Da spielen viele Faktoren, wie das Nachlassen der Fitness, Schwindel, die verringerte Koordination, das Nachlassen der Sehkraft, Ängstlichkeit, Osteoporose und nicht zuletzt auch oft Nebenwirkungen von Medikamenten, welche die Koordination beeinflussen, eine Rolle
Was kann der oder die Einzelne präventiv tun?
Als besonders wichtig erweisen sich die Aktivierung der Fitness und geistigen Leistungsfähigkeit. Die Osteoporoseprävention oder Therapie sollte mit, zum Beispiel, der Einnahme von zusätzlichem Vitamin D, optimiert sein. Und besonderes Augenmerk sollte man auf „Stolperfallen“ richten. Nicht nur Glatteis und Schnee sondern auch Stolperfallen im häuslichen Bereich sind möglichst zu eliminieren (rutschende Teppiche,unnötige Türschwellen etc.).
Reicht es, wenn man knochenstärkende Substanzen zu sich nimmt?
Das ist sicherlich in Kombination mit körperlichen Training sinnvoll, insgesamt sind es jedoch viele Faktoren, wie oben erwähnt, die zum Erfolg führen.
Wann ist eine Knochendichte-Messung sinnvoll?
Sinnvoll ist die Knochendichtemessung wenn Ihr Arzt den klinischen Verdacht auf das Vorliegen einer Osteoporose hat, einer oder mehrere Risikofaktoren für Osteoporose (Rauchen, lang andauernde Cortisonbehandlung etc.) vorliegen. Routinemäßig bei Frauen ab dem 65., bei Männern ab dem 70 Lebensjahr
Warum ist ein Oberschenkelhalsbruch besonders gefährlich?
Im höheren Alter kann man mit zusätzlichen Erkrankungen rechnen. Diese sind im höheren Alter häufig kombiniert mit weniger Körperkontrolle und Fitness. Die Mortalität liegt ab dem 75 Lebensjahr bei 15-30%. Prinzipiell gilt, dass wenn ein Bruch passiert ist, je schneller die Operation erfolgt, umso höher ist die Chance der Wiederherstellung gegeben.
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