In Kärnten hat die Verkehrswende volle Fahrt aufgenommen. Klimaticket, Kärntenticket und die Umsteigertage bewegen immer mehr Kärntnerinnen und Kärntner dazu, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen – ein Trend, der sich durch die bahnbrechende Eröffnung der Koralmbahn zum anstehenden Fahrplanwechsel noch weiter verstärken wird.
In diesem Zusammenhang gewinnt auch das Fahrrad immer mehr an Bedeutung, da es das ideale Verkehrsmittel ist, um zum Zug oder vom Bahnhof an den Zielort zu gelangen. Fahrrad und S-Bahn bilden somit eine ideale Symbiose für eine zukunftsfitte Mobilität in Kärnten! Doch damit der Umstieg nahtlos funktionieren kann, ist eine fahrradfreundliche Infrastruktur unerlässlich: Wie es um die Fahrradfreundlichkeit der Kärntner Bahnhöfe und Haltestellen aussieht, hat die Radlobby Kärnten flächendeckend im Rahmen des Bahnhofchecks 2023 unter die Lupe genommen.
Ausstattung und Erreichbarkeit im Fokus
Bei der Bewertung der einzelnen Bahnhöfe wurde auf die fahrradfreundliche Ausstattung und Barrierefreiheit Wert gelegt. Erhoben wurde, ob zeitgemäße Abstellanlagen vorhanden sind und inwiefern die Station barrierefrei nutzbar ist, was auch für die Fahrradmitnahme im Zug wichtig erscheint.
Weiters wurde bewertet, wie fahrradfreundlich der Bahnhof erreichbar ist, ob Radwege von und zum Bahnhof vorhanden sind und wie leicht die Haltestelle bzw. die Zielorte auch für Ortsunkundige zu finden sind (z.B. durch geeignete Beschilderung). Dafür wurde angelehnt an die „Richtlinien und Vorschriften für den Straßenbau“ (RVS) eigens eine Bewertungs-Systematik entwickelt, anhand derer die insgesamt sechs regionalen Arbeitsgruppen der Radlobby Kärnten die jeweiligen Haltestellen bewerteten.
Testsieger ist der Bahnhof Pörtschach am Wörthersee – Schlusslichter sind Berg im Drautal und St. Georgen am Längsee
Testsieger im Radlobby-Bahnhofcheck ist mit 32 von max. 42 Punkten der neu gestaltete Bahnhof Pörtschach am Wörthersee. Er überzeugt durch moderne, überdachte Abstellanlagen, volle Barrierefreiheit und in puncto Erreichbarkeit durch seine zentrale Lage im Ortszentrum. Der zweite Platz geht mit 31 Punkten an die Haltestelle Klagenfurt West, die vor allem durch die hohe Anzahl an Doppelstock-Abstellanlagen überzeugt. Der dritte Platz geht an den Bahnhof Krumpendorf mit 29 Punkten.
Schlusslichter sind mit jeweils vier Punkten ex aequo die Haltestellen Berg im Drautal und St. Georgen am Längsee. In St. Georgen am Längsee konnten wir überhaupt keine Radabstellanlagen finden. In Berg im Drautal sind zwar Radständer vorhanden, aber nicht mehr in zeitgemäßer Qualität. Hier fiel besonders negativ auf, dass die Haltestelle vom Ortszentrum nicht auf sicheren Wegen erreichbar ist.
Beste Bahnhöfe im Schnitt in Klagenfurt und Wolfsberg, Bezirk St. Veit hinkt hinten nach
Der Radlobby-Test hat ergeben, dass die fahrradfreundlichsten Bahnhöfe und Haltestellen im Schnitt in Klagenfurt zu finden sind, gefolgt von Wolfsberg. In diesen beiden Bezirken sind besonders viele Bahnhöfe in der letzten Zeit generell modernisiert worden – dies ist dann auch bei den Fahrradabstellanlagen erkennbar.
Umgekehrt ist dies im Bezirk St. Veit an der Glan der Fall. Abseits der Koralmbahn gelegen, lässt sich hier ein Investitionsstau bei den Haltestellen erkennen. Kein einziger Bahnhof im Bezirk konnte bei der Qualität der Abstellanlagen die volle Punktezahl erreichen.
Fazit: Bahnhöfe müssen besser mit Radwegen angebunden werden. Qualitätsoffensive für Abstellanlagen gefordert.
„Die Radweg-Verbindungen von den Ortszentren zu den Bahnhöfen müssen viel mehr in den Fokus gerückt werden und gezielt verbessert werden. Das vom Land Kärnten geförderte überregionale Radwegenetz konzentriert sich bisher vorwiegend auf die touristischen Routen. Im Sinne der Verkehrswende haben diese Verbindungen aus Sicht der Radlobby jedoch ebenfalls eine überregionale Bedeutung, weshalb sie gezielt vom Land mitunterstützt und die Gemeinden damit nicht alleine gelassen werden sollten,“ stellt Christoph Zettinig, Obmann der Radlobby Kärnten fest.
Darüber hinaus konnten wir feststellen, dass die Abstellanlagen überall dort zukunftsfit und modern ist, wo die Bahnhöfe generell in den letzten Jahren durch die ÖBB modernisiert wurden, beispielsweise entlang der neuen Koralmbahn, der modernisierten Gailtalbahn oder im Großraum Klagenfurt. Um dem entgegenzuwirken, fordert die Radlobby eine „Radlständer-Offensive“ auch für noch nicht modernisierte Bahnhöfe. Ziel sollte es sein, dass an jeder Kärntner Haltestelle das Ende der sogenannten „Felgenkiller“ eingeläutet wird. "Radständer, die ein sicheres Abstellen und Versperren des Fahrrades ermöglichen, sollten bei jedem Bahnhof Standard sein.“ ist Zettinig überzeugt.
Download: Auswertung der einzelnen Bezirke
Fotos: Radlobby Kärnten