Über 700 Seiten stark und ganze 1,6 Kilo schwer ist die neue Carinthia I von 2022. Die Zeitschrift des Geschichtsvereines für Kärnten kommt gerade frisch aus der Druckerei und wird am Mittwoch, 14. Dezember, um 17.00 Uhr im neuen kärnten.museum präsentiert. „Die Beiträge der 39 Autorinnen und Autoren reichen diesmal von der Römerzeit bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg“, sagt Schriftleiter und Geschichtsvereinsdirektor Wilhelm Wadl. Spannendes Detail: Die Carinthia gibt es seit 1811 und sie ist damit die älteste wissenschaftliche Zeitschrift Österreichs.
„Unsere Autorinnen und Autoren sind engagierte Laien ebenso wie Universitätsprofessorinnen und -professoren. Jeder Jahrgang der Carinthia I bietet daher eine ausgewogene Mischung an kärntenbezogenen Beiträgen für ein breiteres Publikum und die engere Fachwelt“, erklärt Wadl. Er betreut die Zeitschrift bereits seit 15 Jahren, hat als damaliger Landesarchivdirektor damit begonnen. „Es ist immer eine große Erleichterung, wenn die Zeitschrift trotz des großen Umfangs in dem Jahr erscheint, das auf dem Buchdeckel steht“, sagt der Schriftleiter augenzwinkernd.
„In den 212 Jahren ihres Bestehens hat die Zeitschrift große Wandlungen durchgemacht“, erklärt Wadl weiter. Ursprünglich war sie eine Wochenbeilage der Klagenfurter Zeitung, ab 1855 dann selbständige Zeitung. Als 1863 ihr Ende drohte, ging die Redaktion an den Geschichtsverein für Kärnten und den Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten. 1891 kam es zur Aufspaltung in die historisch-landeskundliche Carinthia I und die naturkundliche Carinthia II. Zukunftsprobleme sieht Wadl für die traditionsreiche Zeitschrift keine. Durch die Digitalisierung der Jahrgänge bis 2000 auf der Plattform ANNO der Österreichischen Nationalbibliothek werde sie stärker denn je nachgefragt und zitiert.
Wadl, er wurde erst Ende November zum neuen Direktor des Geschichtsvereines gewählt, wird von der Carinthia das ganze Jahr über begleitet. „Es ist große Disziplin nötig, um hunderte Text- und Bilddateien von dutzenden Autorinnen und Autoren zu verwalten sowie aus unzähligen Einzelbeiträgen ein Ganzes zu formen“, beschreibt er. In den Inhalt der aktuellen Ausgabe kann er bereits einen kleinen Einblick geben.
Um angebliche Zauberei und eine starke Frau geht es zum Beispiel im Beitrag der Arnoldsteinerin Gertrud Grilz-Seger. In einem Gerichtsprotokoll von 1638 hat sie die Geschichte von Ursula Maurerin gefunden. Diese wurde des Schadenszaubers bezichtigt und strebte daraufhin selbst einen Prozess gegen ihren Verfolger, den Abt des Benediktinerklosters Arnoldstein, an.
„Der Mensch, welcher mit und unter Pferden aufwächst, kann nicht feine Sitten haben, er wird kühn, vertraut mit Gefahren und durch die gebändigten Pferde selbst unbändiger gemacht“, schrieb einst der Grazer Kreishauptmann Franz von Werner über die Gailtaler Bevölkerung. Heidi Rogy aus St. Stefan im Gailtal hat seinen und andere Gailtal-Berichte aus den Jahren um 1800 analysiert.
Wussten Sie, dass sich der Begriff Wörthersee vom alten deutschen Begriff Werder für Insel ableitet? Der Name bedeutet also Inselsee. Wie der Wörthersee früher noch hieß, behandelt der Veldener Hans-Peter Lesjak in einem kurzen Beitrag.
„Günther Mittergradnegger wurde nie NSDAP-Mitglied“, lautet die Schlussfolgerung von Wilhelm Wadl. Der Schriftleiter der Carinthia I hat in zahlreichen Quellen nachgeforscht und konnte so belegen, dass der Name des 1992 verstorbenen Klagenfurter Komponisten und Chorleiters ohne dessen Zutun auf einer entsprechenden NSDAP-Karteikarte gelandet war. Wadl führt einige ebenso betroffene Prominente aus Österreich und Deutschland an. Von NSDAP-Funktionären wurden offenbar Beitrittserklärungen gefälscht, weil sie vorgegebene Quoten nicht erfüllen konnten.
Mit einem 1947 erfolgten Bombenanschlag auf einen britischen Zug bei Mallnitz befasst sich Meinhard Brunner aus Graz. Von den 170 Passagieren wurde niemand schwer verletzt, an Garnituren und Gleiskörper entstanden aber erhebliche Schäden.
Ältere Ausgaben der Carinthia, Carinthia I und Carinthia II können hier nachgelesen werden: https://anno.onb.ac.at/
Informationen zum Geschichtsverein für Kärnten: https://geschichtsverein.ktn.gv.at/
Foto: Geschichtsverein/Heidi Rogy