Kritik an der Umsetzung der Klimaziele Klagenfurts
"Klima-Vorzeigestadt sein wollen und Fördergelder einstecken, aber das Radwege-Netz nicht ausbauen. Klagenfurt, so wird das nichts mit den Klimazielen!", so Hannah, eine Aktivistin der Gruppe Fridays for Future Klagenfurt.
Klagenfurt wurde von der Europäischen Kommission als eine von 100 Klima-Vorzeigestädten ausgewählt. Ziel ist es, schon bis 2030 die Klimaneutralität zu erreichen. Dafür gewährt die Europäische Kommission umfangreiche Förderprogramme und Fördermittel.
"Um bis 2030 klimaneutral zu sein, muss die Stadt jetzt ins Handeln kommen, sonst wird das nichts mehr. Rad- und Fußwege und öffentliche Verkehrsmittel müssen sukzessiv den motorisierten Individualverkehr ablösen, um Emissionen drastisch reduzieren zu können. Dafür reicht es aber nicht, die Verantwortung nur auf die Bürger zu schieben", erklärt Hannah.
Kampf für mehr Sicherheit für Radfahrende im Straßenverkehr
Mit ihrem Protest kämpfen die Aktivistinnen und Aktivisten auch für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. 2022 passierten laut Statistik Austria 10.745 Unfälle mit Beteiligung von Rad-, E-Bike- oder E-Tretroller-Fahrenden. Im Vergleich zu 2013 – damals waren es 6.375 Unfälle – ist das ein Anstieg um 69 Prozent. "Der gesetzlich vorgeschriebene Mindestabstand, den Autos zu Fahrradfahrern halten müssen, wird ohne baulich von der Fahrbahn getrennten Radweg oft unterschritten - das ist schlichtweg lebensgefährlich", so Nala, Psychologiestudentin an der Klagenfurter Universität. Die durch Autos verursachten Fahrradunfälle sind in den letzten Jahren stetig angestiegen, die Anzahl der sicheren Fahrradwege hat jedoch kaum zugenommen, mahnen die Aktivistinnen und Aktivisten.
Sichere Fuß- und Radwege in Klagenfurt: Aufgabe der Stadtplanung
"Für Sicherheit und eine einladende Innenstadt ohne Bundesstraßen-Feeling zu sorgen, ist Aufgabe der Stadtplanung. In der Innenstadt sollten Fußgänger und Radfahrerinnen absoluten Vorrang haben vor Autos! Wenn mehr Menschen etwas für das Klima und ihre Gesundheit tun wollen und kurze Strecken zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen, muss das auch möglich sein ohne dabei das eigene Leben zu gefährden", meint Hannah. Schon heute würden mehr Menschen mit dem Rad fahren, wenn es mehr und sicherere Radwege geben würde. Das zeige zum Beispiel der jährliche Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs.
Mehr Platz in der Stadt durch Fahrrad und ÖPNV
Die Fläche einer Stadt ist von herausragender Bedeutung. Der Verkehr tritt häufig in Konkurrenz zu anderen Flächenansprüchen und verdrängt diese. "Für eine hohe Lebensqualität in der Innenstadt brauchen wir mehr Platz für Menschen, nicht nur für Autos. Ein Auto transportiert häufig nur eine Person und nimmt trotzdem im Schnitt 13,5²m Platz ein, bei einem Fahrrad sind es nur 1,2²m", bemerkt Nala.
ÖPNV und Fuß- und Radverkehr sind mit Abstand die flächeneffizientesten und emissionsärmsten Verkehrsmittel. "Was wir jetzt brauchen, sind Taten, nicht nur leere Worte. Wenn Klagenfurt die selbstgesteckten Klimaziele im Wahljahr 2024 wirklich ernst nimmt, muss den Menschen das Radfahren und zu Fuß gehen auch sicher ermöglicht werden.", so die Klimagerechtigkeitsaktivistin Nala.
Foto: Fridays For Future