„Drei Wege zum See oder Eine andere Stadt“ ist eine Essaysammlung, deren Texte sich auf unterschiedliche Weise mit Literatur und Wirklichkeit in Klagenfurt und Kärnten auseinandersetzen.
Im Stadttheater Klagenfurt präsentierte Karsten Krampitz (Herausgeber) das im Drava Verlag erschienene Buch „Drei Wege zum See oder Eine andere Stadt“. Das Buch beinhaltet Texte von neun ehemaligen Klagenfurter Stadtschreibern sowie namhaften Persönlichkeiten wie Elisabeth Steiner oder Oliver Welter.
Den Inhalt des Buchs beschreibt Krampitz in seinem Vorwort so: Unser Buch will die Leute nicht mit ihrer Geschichte versöhnen, dergleichen praktizieren andere mehr als genug; dieses Buch will Unruhe stiften in der Alzheimat Kärnten. Was will dieses Buch dann sein? Nun: „Drei Wege zum See oder Eine andere Stadt“ ist vor allem eine Essaysammlung, deren Texte sich auf unterschiedliche Weise mit Literatur und Wirklichkeit in Klagenfurt und Kärnten auseinandersetzen. Der Beitrag von VADA – Pläne zum Klagenfurter U-Bahn-Netz – oder auch Werner Überbachers Porträt des dadaistischen Aktionskünstlers Viktor Rogy (1924–2004) mögen in dieser Hinsicht ein wenig ausscheren, im Großen und Ganzen aber dreht sich der Inhalt des Buches ganz profan um Dichtung und/oder Wahrheit in Klagenfurt und Kärnten.
Die Wirklichkeit der Kärntner besteht nicht nur aus ihrer Gegenwart respektive dem Alltag der besagten „Regierungstrottel“ und jener, die sie gewählt haben. Zur Wirklichkeit gehören immer auch die Wünsche der Menschen, ihre Zukunftspläne. Ein anderer Teil der Wirklichkeit ist die Vergangenheit der Menschen. Was die Kärntner heute sind, sind sie geworden. Und wenn Menschen ihre Geschichte nicht als Ganzes annehmen, wenn sie nur in Auszügen davon berichten können – dann haben diese Menschen einen gestörten Blick auf die Wirklichkeit und damit eine gestörte Identität. Im letzten Bulletin des Geschichtsvereins für Kärnten, in der Glanzbroschüre „Klagenfurt 500“, spielen die Jahre 1938 bis 1945 eine völlig untergeordnete Rolle. Dieses „Glanzstück“, hieß es unlängst in einem kritischen Leserbrief an die „Kleine Zeitung“, sollte besser mit „Klagenfurt 493“ betitelt sein. In dem Brief schreibt Heinz Ogris: „Sieben nicht nur schicksalhafte, sondern für Juden und Regimegegner etc. gewalttätige Jahre sind offenbar unter der dicken (geistigen?) Staubschicht des Geschichtsvereinsverschwunden.“
„Drei Wege zum See oder Eine andere Stadt“ ist im Drava Verlag erschienen. Herausgeber:Karsten Krampitz. Mitherausgeber:Stadttheater Klagenfurt
Karsten Krampitz, Jg. 1969, ist Schriftsteller und Historiker. 2009 gewann er mit einem Auszug aus der Novelle Heimgehen den Publikumspreis des Bachmannwettbewerbs und wurde im Jahr darauf Klagenfurter Stadtschreiber. Gemeinsam mit Peter Wawerzinek veröffentlichte er 2012 den Crashkurs Klagenfurt. Poesie und Propaganda. 2014 führte das Klagenfurter Ensemble sein Theaterexperiment Sucht und Ordnung auf. Im vergangenen Jahr erschien im Alibri-Verlag Aschaffenburg seine kritische Überblicksdarstellung Jedermann sei untertan. Deutscher Protestantismus im 20. Jahrhundert. Irrwege und Umwege.
Fotos: Thomas Hude / Konitsch