Bürgerkrieg ist, wenn der Nachbar dein Haus anzündet, dich totschlägt und danach deine Tochter vergewaltigt. Bürgerkrieg ist, wenn Menschen durch die Straßen geprügelt und dann an einer Laterne aufgeknüpft werden. Bürgerkrieg ist, wenn Polizei und Militär einfach in die Menge feuern. Bürgerkrieg ist, wenn die Luftwaffe Kinder der eigenen Bevölkerung in einer Schule totbombt (so geschehen vorige Woche in Syrien). Bürgerkrieg ist der schlimmste Krieg, denn in ihm gelten nicht einmal mehr die Regeln der Kriegsführung und die Genfer Konvention. Bürgerkrieg ist Metzeln und Morden und Foltern und Vergewaltigen. War das FPÖ-Chef Strache bewusst, als er vor ein paar Tagen vor einem Bürgerkrieg „warnte“? War das Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer bewusst, als er Strache danach verteidigte? Als Politiker eines zum Glück demokratischen und friedlichen Landes das Wort Bürgerkrieg auch nur in den Mund zu nehmen und damit Angst zu schüren ist unverantwortlich. Man spielt nicht mit diesem Begriff, sondern man tut als verantwortungsbewusster Politiker oder Bürger alles, um einen Bürgerkrieg zu vermeiden.
Es gibt leider Kräfte, die gerne einen Bürgerkrieg in Europa anzetteln würden. Islamistische Extremisten versuchen, mit Terroranschlägen die Mehrheitsbevölkerung dazu zu provozieren, auf alle Muslime loszugehen. Und Rechtsextremisten versuchen, alle Muslime zu Terroristen zu stempeln und damit den Hass auf eine ganze Religionsgemeinschaft zu schüren. Islamisten und Rechtsextremisten sind somit keine Gegensätze, sondern kommunizierende Gefäße. Beide wollen, dass Krieg kommt. Natürlich müssen Terroristen nicht nur mit allen polizeilichen und geheimdienstlichen Mitteln bekämpft werden, aber man muss denen auch den Wind aus den Segeln nehmen, indem man klar macht: Terrorismus und Extremismus tolerieren wir nicht, aber gegen friedliche Muslime haben wir nichts. Strache hat zwar auf seiner Facebookseite versucht, sein Bürgerkriegs-Gerede zu erklären, aber im selben Posting schreibt er schon wieder vom „Kampf der Kulturen“ und dass Muslime „Europa erobern“ wollten. Er sagt, er wolle vor einem Bürgerkrieg nur „warnen“, schreibt dann aber wieder ein Szenario herbei, das gewattätige Irre dazu ermuntern könnte, gegen Muslime handgreiflich zu werden.
Ist es patriotisch, einen Bürgerkrieg herbei zu reden? Bundeskanzler Christian Kern ließ Strache ausrichten: Nein. Was Strache natürlich wütend bestritt. Aber wenn man sich die Facebookseite des FPÖ-Anführers anschaut, dann findet man da fast nur Negativmeldungen über unser Land. Geht es nach Strache, ist Österreich die reinste Hölle voller Kriminalität und Gewalttaten. Blöd nur, dass das mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat. Das Institut für Wirtschaft und Frieden hat anhand von Faktoren wie Kriminalitätsrate, Polizeipräsenz und politischer Stabilität die sichersten Länder der Welt berechnet. Österreich kommt auf Platz drei. Nur in Island und Dänemark ist man sicherer als bei uns. Platz drei von 197 ist ziemlich gut. Die Schweiz kommt nur auf Platz sieben und die von der FPÖ so geliebten Staaten Ungarn und Russland schaffen es nicht einmal in die Top Ten. Einen nennenswerten und zum Glück nur vorübergehenden Rückgang bei der Sicherheit gab es in den vergangenen Jahren übrigens nur, als die FPÖ-ÖVP-Regierung in den Jahren 2000 bis 2007 reihenweise Polizeiposten zusperren ließ.
Noch eine Frage: Wie patriotisch kann eine Partei sein, die sich bis heute schwer damit tut, die österreichische Nation anzuerkennen? Fast der gesamte Führungskreis der FPÖ besteht aus deutschnationalen Burschenschaftern, die sich zur deutschen Nation bekennen. Von Heinz-Christian Strache gibt es ein Jugendfoto, das ihn in einem Tarnanzug mit aufgenähtem deutschen Fahnensticker zeigt. Österreich war aber jahrhundertelang nicht „deutsch“, sondern ein Vielvölkerstaat. In der Ersten Republik empfanden sich zwar viele Österreicher als Deutsche, aber tatsächliche deutsche Staatsbürger waren wir nur sieben Jahre lang. Unter den Nazis. Das Resultat: Zerbombte Städte, 250.000 tote österreichische Soldaten, 64.000 ermordete österreichische Juden und abertausende ermordete Sinti und Roma, Behinderte, Kranke, Homosexuelle und Nazi-Gegner. Das ist geschehen, als wir „Deutsche“ waren. Da muss man hoffen, dass wir nie wieder „Deutsche“ sein werden.
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