Grüne präsentieren "Kärntner Armutsbericht 2012" und fordern zum Frauentag eine aktivere Frauenpolitik: Aufstockung des Frauenbudgets, verbindliche Quoten, Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung gefordert.
Klagenfurt (07.03.12) - Im Zuge einer Pressekonferenz präsentierte heute Dr. Barbara Lesjak, Landtagsabgeordnete der Grünen Kärnten, den "Kärntner Armutsbericht 2012". Der Bericht wurde vom IHS Kärnten (Institut für Höhere Studien und Wissenschaftliche Forschung), im Auftrag der Grünen im Landtag, erstellt und legt einen Schwerpunkt auf die soziale Situation der Kärntner Frauen.
Der Bericht zeige die angespannte soziale Situation in Kärnten, vor allem unter Frauen: "Eines sei Sozialreferent Ragger gesagt: Zahlen lügen nicht. Während österreichweit rund 12% der Bevölkerung als armutsgefährdet gelten, trifft dies in Kärnten auf 17% der Menschen zu. 20% der Kärntnerinnen und Kärntner gelten als "ausgrenzungsgefährdet", das sind in absoluten Zahlen 106.000 Menschen! Auch die Erwerbsbeteiligung liegt in Kärnten unter dem Bundesdurchschnitt, vor allem bei Frauen. Hier gelten steigende Teilzeitarbeit und atypische Beschäftigungsverhältnisse als weitere Risikofaktoren. Immerhin sind zwei Drittel der geringfügig Beschäftigten Frauen, das geringere Einkommen führt dabei automatisch zu einer erhöhten Armutsgefährdung von Frauen" zitiert Lesjak aus dem Armutsbericht.
Im Hinblick auf den morgigen Frauentag weist die Grünen-Landtagsabgeordnete auch dieses Jahr auf die eklatanten Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern hin: "Männer erzielen in Kärnten gegenüber Frauen einen Einkommensvorteil von 66,8%. Nicht nur im Erwerbsalter, auch bei PensionsbezieherInnen sind Frauen stärker armutsgefährdet als Männer: 26% armutsgefährdete Frauen stehen hier 13% armutsgefährdeten Männern gegenüber.
Auch die Problematik bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist 2012 eine hauptsächlich weibliche. Eine längerfristige Unterbrechung der Erwerbstätigkeit bedeutet automatisch eine Schlechterstellung am Arbeitsmarkt. Zum Wohle der Familie geben Frauen oft ihre berufliche Zukunft auf" so Lesjak, die endlich eine aktive Frauenpolitik von Frauenreferentin Prettner fordert: "Eine Aufstockung des Frauenbudgets ist absolut notwendig, Prettner soll sich hier endlich für die Kärntner Frauen einsetzen. Ebenso trete ich für verbindliche Quoten in Politik und Wirtschaft ein, sowie für ein verbessertes AMS-Angebot für Frauen, um die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. Außerdem benötigt es einen Rechtsanspruch auf bedarfsgerechte Kinderbetreuung für Kinder ab dem 1. Lebensjahr und eine Gratiskinderbetreuung ab dem 3. Lebensjahr. Frauen müssen hier endlich entlastet werden. Nur wenn ausreichend qualifizierte Arbeitsplätze für Frauen und eine adäquate Kinderbetreuung garantiert sind, kann auch der Abwanderung, insbesondere von Frauen, wirksam begegnet werden."
Sie, Lesjak, plädiere daher zum wiederholten Mal auch für die Umsetzung einer "Grünen Grundsicherung": "Unser Sozialsystem ist im Moment darauf zugeschnitten, dass Männer einer Erwerbsarbeit nachgehen, während Frauen sich um die Familie und den Haushalt kümmern. Dieses System entspricht jedoch nicht mehr unserer gesellschaftlichen Realität. Daher braucht es eine bedarfsorientierte Grundsicherung. Der riesige Bereich unbezahlter Arbeit, der von Frauen außerhalb der Erwerbsarbeit geleistet wird und die neuen, prekären Beschäftigungsverhältnisse - unter denen auch hauptsächlich Frauen leiden - dürfen nicht mehr zu einem sozialen Ausschluss und zu Armut führen. Gleichzeitig benötigt es eine aktive Kärntner Frauenpolitik, Lippenbekenntnisse alleine werden den Kärntner Frauen nicht helfen" schließt Lesjak.
Der „Kärntner Armutsbericht 2012“ ist ab heute unter http://kaernten.gruene.at abrufbar.