Bundespräsident a. D. Heinz Fischer bei Veranstaltung „100 Jahre Frauenwahlrecht“: Frauenrechte sind Aufgabe für alle, die an pluralistischer Demokratie, Menschenrechten und Wahrung der Menschenwürde interessiert sind.
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Am 12. November 1918 wurde das Frauenwahlrecht in Österreich eingeführt. „100 Jahre Frauenwahlrecht ist nicht nur ein Meilenstein für die Frauenpolitik, sondern für die Demokratie insgesamt“, betonte Landtagsabgeordnete Ana Blatnik, die auf den lange währenden Kampf für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit verwies, der auch heute noch nicht beendet sei. Aus diesem Grund trage man die Kleidung aus der Zeit des Kampfes für das Frauenwahlrecht. Ebenso wie das Frauenwahlrecht mussten viele heute als selbstverständlich betrachtete Errungenschaften, wie Mutterschutz, 8-Stunden-Tag oder gleicher Zugang zur Bildung von den Frauen hart erkämpft werden.
„Seien wir achtsam!“, mahnte Blatnik ein, denn aktuelle Verschlechterungen wie der 12-Stunden-Tag, der „Familienbonus“ für die Reichsten oder die Kürzungen bei Gewaltschutz und Beratungsstellen für Frauen seien besorgniserregende Rückschritte.
Deshalb gehe frau wieder auf die Straße, bewusst in der Mode jener Zeit, als Frauenrechte und Forderung nach dem Frauenwahlrecht bestenfalls noch milde belächelt, meist aber brachial bekämpft wurden.
„Lieber gleich berechtigt als später! Frauenrechte sind Menschenrechte, gemeinsam kämpfen wir dafür. Packen wir es an, es geht um die Rechte für 52 Prozent der Bevölkerung!“, gab sich Blatnik kämpferisch.
Bundespräsident a. D. Heinz Fischer führte in einem kurzweiligen und sehr informativen Vortrag aus, wie die Frauen sich seit dem 19. Jahrhundert Schritt für Schritt ihre Rechte erkämpft haben. Fischer spannte den geschichtlichen Bogen von den Anfängen im frühen 19. Jahrhundert über die Einführung des Frauenwahlrechts vor 100 Jahren bis hin zu den Errungenschaften, die seit der Ära Kreisky erreicht wurden wie z.B. die Verankerung der Gleichberechtigung im Ehe-, im Familien- und im Kindschaftsrecht, die Änderung im Steuer- und Sozialversicherungsrecht, die Fristenlösung, bildungspolitische Maßnahmen oder das Gesetz gegen Gewalt an Frauen. Immer seien es Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten gewesen, die in maßgeblicher Weise und oft als einzige politische Bewegung diese Fortschritte für Frauen durchgesetzt haben. Mit Pamela Rendi-Wagner als erste Frau an der Spitze der Sozialdemokratie werde dieser Weg fortgesetzt, denn gerade in der Arbeitswelt und im Wirtschaftsbereich sei noch viel zu tun.
Mit vereinten Kräften könne man Forderung nach Rückkehr und Rückschritt in der Frauenpolitik abwehren und weitere Fortschritte erzielen. „Das ist generell eine Aufgabe für alle, die an einer pluralistischen Demokratie, an Menschenrechten und an der Wahrung der Menschenwürde interessiert sind“, so Fischer.