Seit 30 Jahren hören wir vom „Papierlosen Büro“, aber in den meisten Büros wird immer noch fleißig gedruckt, kopiert und abgeheftet.
Ende der 80er Jahre machte ein Schlagwort die Runde, das eine schöne neue Büro-Zukunft verhieß. Schon bald würden wir ganz ohne Papier auskommen und alles nur mehr digital erledigen. Die Wirklichkeit hinkt den hehren Versprechen aber seit Jahrzehnten hinterher. Im Jänner 2018 führte das Institut „Statista“ eine Umfrage unter österreichischen und deutschen Büroangestellten durch. Das Ergebnis: Nur vier Prozent aller Befragten gaben an, an ihrem Arbeitsplatz gänzlich ohne Papier auszukommen. Ein Viertel der Büromitarbeiter sagte sogar, mehr als 100 Seiten Papier pro Woche zu drucken. Sogar E-Mails werden in vielen Büros immer noch ausgedruckt.
Dass sich das Papierlose Büro immer noch nicht durchgesetzt hat, liegt an mehreren Gründen. Einer der wichtigsten ist ein nicht völlig unberechtigtes Misstrauen gegenüber der Sicherheit digitaler Speicherung. Liegen keine physischen Kopien in Papierform vor, kann schon ein simpler Computercrash eine Firma gehörig in Schwierigkeiten bringen. Größere Betriebe müssen auch damit rechnen, gehackt zu werden, was sogar Tech-Giganten wie Apple oder Sony schon passiert ist. Wer auf der sicheren Seite sein will, hantiert daher nach wie vor mit Aktenordnern und füttert seine Drucker regelmäßig mit frischer Tinte.
Ebenfalls bremsend auf die papierlose Zukunft wirkt sich aus, dass gerade ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch Firmeninhaber oftmals schwer tun, bewährte Abläufe und Systeme aufzugeben. So mancher Büroangestellte berichtet von Vorgesetzten, die sich immer noch Websites und Mails ausdrucken lassen. Nicht immer ist daran technische Unbedarftheit schuld. Viele Menschen lesen Texte einfach immer noch lieber auf gedrucktem Papier statt in digitaler Form.
Wer denkt, der Verzicht auf Papier wäre gut für die Umwelt, hat nur zur Hälfte recht. Computer, Tablets, Smartphones und das Internet verbrauchen nicht nur Massen an Rohstoffen, sondern auch jede Menge Energie. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie des französischen Öko-Thinktanks „The Shift Project“ verursacht der Digitalbereich inzwischen an die vier Prozent der weltweiten Treibhausgas-Ausstöße. Und das könnte in den kommenden Jahren massiv ansteigen. Anders gesagt: Je weniger Papier wir verwenden, umso mehr Strom verbrauchen wir, und von einer nachhaltigen Stromerzeugung sind wir leider immer noch weit entfernt.
Das Papierlose Büro wird kommen, aber es kommt viel langsamer, als es die Zukunftsforscher vorhergesagt haben. Mit der elektronischen Unterschrift kann man viele Amtswege und sogar die Steuererklärung online erledigen und das Online-Shopping erfreut sich nach wie vor stetig wachsender Beliebtheit. Aber in den Büros und Ämtern rattern immer noch die Kopiermaschinen und Drucker. Es dürfte noch einmal fast 15 Jahre dauern, bis Speichermedien und die Cloud so sicher sind, dass Firmen und Regierungsstellen gänzlich digital werden.