Presseaussendung von: Kärntner Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung
Für immer mehr Kärntnerinnen und Kärntner sind die Wohnkosten eine starke Belastung. Sie wenden fast die Hälfte ihres Einkommens für die Miete, Betriebskosten und Energie auf. Seit 2006 sind die Mietpreise in Kärnten um mehr als 25% gestiegen! Häufig sind noch Kredite für die Schaffung von Wohnraum zu begleichen und die Ausgaben erhöhen sich auf bis zu 90% des Einkommens. Ein Dach über dem Kopf braucht jeder. Doch für viele Menschen in Kärnten bleibt nach Bezahlen der Wohnkosten kaum mehr etwas für Lebensmittel, Kleidung oder gar Freizeitausgaben übrig.
Wohnbeihilfe reduziert die Mindestsicherung!
Die gültige Praxis in Kärnten kürzt die Mindestsicherung um die zugesprochene Wohnbeihilfe. Eine Maßnahme, die eigentlich helfen soll die Wohnkosten zu bestreiten, wird ad absurdum geführt. Denn vom Wohnkostenanteil wird die Wohnbeihilfe einfach abgezogen. „Die Wohnkosten bleiben weiterhin eine riesige Belastung für armutsbetroffene Haushalte!“, stellt Monika Skazedonig vom Kärntner Armutsnetzwerk fest.
Wohnbau geht an den Bedürfnissen der Menschen vorbei!
Es fehlt an leistbaren und bedarfsgerechten Wohnungen für einkommensschwache Kärntnerinnen und Kärntner. „Es gibt sehr großen Bedarf an Kleinwohnungen, die für NiedrigverdienerInnen leistbar sind.“, berichtet der Vorstand des Kärntner Armutsnetzwerkes aus der Praxis. Gemeinnütziger sozialer Wohnbau ist hier gefragt, denn Kärnten weist die niedrigste Wohnbaurate in Österreich aus. Diesem könnte mit der Zweckwidmung der Rückflüsse aus der Wohnbauförderung entgegengewirkt werden. In den Beratungsstellen der Kärntner Sozialorganisationen häufen sich die Fälle: Wohnungen sind zu groß, zu teuer oder nicht dort verfügbar, wo der Lebensmittelpunkt ist oder es Arbeitsplätze gibt.
Es mangelt an Delogierungsprävention und Notunterkünften!
Im schlimmsten Fall stehen die Betroffenen mit einem Berg Schulden bei Vermietern und Energieunternehmen auf der Straße. „Es muss gehandelt werden, bevor die Menschen hoch verschuldet sind und ihre Wohnungen verlieren.“, stellt Monika Skazedonig fest. In Kärnten fehlt es an einer flächendeckenden Delogierungsprävention, um Obdachlosigkeit zu vermeiden. Noch dazu mangelt es an ausreichenden Notunterkünften in Kärnten, um wenigstens einen warmen Schlafplatz zur Verfügung zu stellen.
Die Politik muss hier handeln. Wohnen ist ein Grundbedürfnis, das allen Menschen in Österreich zugänglich sein muss. Hier muss ein starker Sozialstaat eingreifen: damit die Wohnbeihilfe tatsächlich zu einer Entlastung führt; um mehr sozialen Wohnraum zu schaffen und Wohnungslosigkeit durch gezielte Präventionsmaßnahmen zu verhindern.
Foto: Mein Klagenfurt/Archiv