Presseaussendung von: Olympiazentrum Kärnten
Im Olympiazentrum Klagenfurt fand der Trainerfortbildungskurs „Aktuelle Erkenntnisse in der Laktat-Leistungsdiagnostik zur Trainingssteuerung und deren praktischen Umsetzung im Trainingsprozess“ statt.
Hochkarätige Referenten wie Univ.-Prof. Mag. Dr. Peter Hofmann (Institut für Sportwissenschaften Graz), Patrick Urban Msc. (Sportwissenschafter, Konditions- und Schneetrainer Skiakademie Schladming), Mag. Andreas Gehbauer (Trainer der Mountainbiker Alexander und Robert Gehbauer) und Mag. Kurt Traer (Trainer Österreichischer Ruderverband) referierten über die neuesten Erkenntnisse aus oben genanntem Thema.
Veränderung bei Training und Material
Patrick Urban, Konditions- und Schneetrainer an der Skiakademie Schladming sprach über Veränderungen beim Material für Skisportler und deren Verbindung zum Training. „In den letzten Jahren haben sich die Radien der Ski verändert. Damit verbunden spielt die konditionelle Komponente eine große Rolle. Die Skitechnik hat sich angepasst. Eine wesentliche Rolle spielen dabei Kraft und konditionelle Fähigkeiten, um z.B. in Extremsituationen schwere Verletzungen zu verhindern“, erklärte Urban.
Ein weiterer Part betraf das hochintensive Intervalltraining. „Die Effekte dieser Form des Trainings sind beispielsweise die Steigerung der maximalen Sauerstoffaufnahme“, berichtete der Sportwissenschafter.
Neue Erkenntnisse
Univ.-Prof. Mag. Dr. Peter Hofmann vom Institut für Sportwissenschaften in Graz thematisierte physiologische Grundlagen der Leistungsdiagnostik, die zur Neubewertung von Laktattests führt. Er hob das Polarisationstraining, eine neue Form der Verteilung der Trainingsintensität hervor. „Das Polarisationstraining ist internationaler Standard“, so Hofmann.
Stimmen zu aufgetretenen Fragen
Welchen Stellenwert hat die Diagnostik?
Andreas Gehbauer: „Mountainbikesport ist ein Kraftausdauersport. Die Weltspitze in diesem Sport hat in einem Wettkampf, der 1,5 Stunden dauert, Belastungen von 470 bis 520 Watt zu bestehen. Demzufolge spielt die Diagnostik im Training eine sehr große Rolle.“
Wann beginnt man im Nachwuchs-Training mit Leistungsdiagnostik?
Andreas Gehbauer: „Ich habe mit meinen beiden Söhnen (Anm. Robert und Alexander Gehbauer) im Alter von 13 Jahren mit Tests begonnen. Allerdings habe ich die Tests nicht überbewertet, weil es in diesem Alter darum geht, die Kinder bzw. Jugendlichen mit Spaß an höhere Aufgaben heran zu führen. Ich habe Trainer erlebt, die Sportler richtiggehend kaputt gemacht haben. Als meine Söhne 16 Jahre alt wurden, haben wir die Tests ernster genommen.“
Peter Hofmann: „Ich sage ja zu Tests und Leistungsdiagnostik bei Kindern. Allerdings sind diese, wie es Andreas Gehbauer gesagt hat, nicht über zu bewerten. Es hängt auch von der Sportart ab, in welcher Form Leistungsdiagnostik durchgeführt wird.“
Laktatmessung
Peter Hofmann: „Laktatmessung macht nur Sinn, wenn man dabei genaue Werte erhält. Es gibt Geräte, die – sagen wir mal – eine weite Streuung haben. Das ist sinnlos. Hierbei rate ich z.B. mit dem Olympiazentrum Kärnten zu kooperieren. Vor allem kleinere Vereine bzw. Verbände sollten ob der finanziellen Situation eher über den Tellerrand blicken und untereinander kooperieren. Es ist nicht jeder Verband wie der ÖSV aufgestellt.“
Walter Reichel: „Spitzensport passiert nur über Kommunikation und Kooperation. Jene Spitzensportler, die die Kriterien erfüllen, um bei uns trainieren zu können, erhalten ohnehin eine umfangreiche Betreuung. Das Olympiazentrum Kärnten ist zudem mit allen anderen Olympiazentren Österreichs vernetzt. Wir haben ein enormes sportwissenschaftliches und sportmedizinisches Know-how.“
Was ist die richtige Trainerphilosophie? Wie kommen Spitzentrainer dorthin, wo sie sich befinden?
Kurt Traer: „Ich halte es mit dem Spruch „keep it simple“. Spitzensport ist eine beinharte Sache. Es wird immer schwieriger Athleten zu finden, die diesen harten Weg bestreiten wollen.“
Andreas Gehbauer: „Ich habe viele Puzzleteile zusammenfließen lassen. Von der Ernährung, der Trainingsintensität usw. Mein Leitspruch war es, nie etwas das Dranges wegen perfekt, sondern gut zu machen. Eine gewissen Lockerheit sollte vorhanden sein. Ein Trainer muss es schaffen, dass der junge Sportler Spaß an der Ausübung seines Sports hat. Man muss ihm bewusst machen, dass Sport ein Privileg ist. Dazu sollte ein Trainer im Trainingsalltag immer wieder neue Akzente setzen. Zum Beispiel zum Aufwärmen vor einem Mountainbike-Rennen auch mal zu Laufen oder andere Sportarten einfließen lassen.“
Peter Hofmann: „Es gibt kein Pauschalrezept. Der ÖSV an sich ist aufgrund seiner finanziellen Lage sehr breit aufgestellt. Hier hat man viele Möglichkeiten das Training zu steuern. Allerdings ist das Problem mittlerweile, Nachwuchs für egal welche Sportart zu bekommen. Spitzensport ist harte Arbeit. Dennoch ist es wichtig, dass junge Sportler mit Spaß in ihrer Sportart heranwachsen.“
Patrick Urban: „Es muss die Kommunikation zwischen Sportler und Trainer passen. Man muss untereinander auch verstehen, wenn es Tage gibt, wo es beim Sportler nicht so läuft. Ich versuche beispielsweise Intervalltraining mit Spaß in Übungen so zu verstecken, dass der Sportler es oftmals gar nicht merkt, dass er voll gefordert wird.“
Das System Trainer-Athlet
Das Olympiazentrum Kärnten versteht sich als Unterstützung des Systems Trainer-Athlet. „Eine dieser Maßnahmen ist die Unterstützung in der Trainerfortbildung“, betont Walter Reichel, zuständig für den Fachbereich Sportwissenschaft und Training im Olympiazentrum Kärnten. Mit dieser Arbeit will Reichel den Transfer von der Wissenschaft in die Praxis schaffen: „Jede Diagnostik ist nur so wertvoll, wie die daraus resultierende Konsequenz für die Trainingspraxis.“
Partnerschaft besiegelt
Im Rahmen der Trainerfortbildung wurde eine künftige Kooperation zwischen dem Olympiazentrum Kärnten und dem Institut für Sportwissenschaft in Graz unterzeichnet.
Foto: Olympiazentrum Kärnten/KK