Presseaussendung von: LH Kaiser
LH Kaiser und LR Holub unter Anwesenden – Enthüllung von 3.175 Namen an neugestalteter Gedenkstätte der Opfer für ein freies Österreich
Klagenfurt (LPD). Am Friedhof Klagenfurt-Annabichl versammelte man sich am Nationalfeiertag zur Gedenkfeier von Memorial Kärnten-Koroška (MKK). Der Verein versteht sich als Plattform gegen das Wiederaufleben von Faschismus, Rassismus und Antisemitismus. Im Zentrum der Ansprachen standen die Wichtigkeit einer Gedenk- und Erinnerungskultur und natürlich auch die aktuelle Flüchtlingsproblematik. Den Beginn des Festaktes bildete die Enthüllung von 3.175 Namen an der Gedenkstätte der Opfer für ein freies Österreich. Die Gedenkstätte wurde 1967 vom bei der heutigen Feier ebenfalls anwesenden Künstler Valentin Oman und Architekt Rudolf Nitsch konzipiert und wird jetzt neu gestaltet bzw. saniert. Finanzielle Unterstützung gibt es dafür von Bund, Land Kärnten und Stadt Klagenfurt.
Landeshauptmann Peter Kaiser erinnerte in seiner Rede daran, dass wir heuer 60 Jahre Staatsvertrag und immerwährende Neutralität sowie 20 Jahre EU-Mitgliedschaft feiern, aber auch des Eintritts Italiens in den Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren, der Kärntner Volksabstimmung vor 95 Jahren und des Endes des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren gedenken. Es sei wichtig, dass sich in Kärnten eine kollektive Be- und Gedenkkultur entwickelt habe, die auch so würdige Veranstaltung wie jene hier in Annabichl beinhalte. Kaiser verwies aber auch auf die Herausforderungen der Gegenwart – also die Flüchtlingsproblematik, die eine gemeinsame Lösung in einem gemeinsamen Europa erfordere. Im Sinne des Soziologen Max Weber betonte der Landeshauptmann, dass es Aufgabe der politisch Handelnden sei, eine Balance zwischen „Verantwortungsethik“ und „Gesinnungsethik“ zu finden. „Ich bin stolz auf Österreich, das sich zur Gesinnungsethik bekennt, die uns gebietet, zu helfen“, so Kaiser. Er räumte aber auch ein, dass die heimische Bevölkerung und die Helfenden nicht überfordert werden dürften. An alle im Flüchtlingshilfeeinsatz stehenden Organisationen, Institutionen und freiwillig Helfenden richtete Kaiser seinen Dank: „Sie geben Österreich ein menschliches Antlitz – Kärnten und Österreich werden alles dafür tun, dass der Blick in den Spiegel dieses auch weiterhin zeigt.“
Zur Neugestaltung der Gedenkstätte der Opfer für ein freies Österreich sagte MKK-Obmann Franc Wakounig, dass man den Opfern ihre Namen und Würde wiedergeben wolle. Architekt Klaus Holler stellte seinen Entwurf vor und verwies auf die Baustein-Aktion, mit der man die Neugestaltung unterstützen kann. Eine Namens- und Datensammlung auf wissenschaftlicher Basis hat Helge Stromberger durchgeführt. Die 3.175 auf den Tafeln befindlichen Namen seien alle zeithistorisch gesichert, es werde natürlich noch Ergänzungen geben, erklärte er. Zu dieser wichtigen Recherchearbeit will Stromberger vor allem auch junge Historikerinnen und Historiker bewegen. Insgesamt gehe man von rund 10.000 NS-Opfern in und aus Kärnten aus, darunter 6.000 sowjetische Kriegsgefangene. Von den 3.175 Opfern auf der Gedenktafel seien einige auch in Annabichl bestattet, rund 20 Prozent von ihnen seien Frauen, rund 100 Kinder unter 15 Jahren.
Die Gedenkrede hielt der Schriftsteller Josef Winkler. Er betonte, dass er kein Redner sei, eigentlich überhaupt nicht reden könne und hier auch nicht habe reden wollen. Eigentlich hatte Winkler daher vor, einen Text aus einem seiner Bücher vorzutragen. Vor der Veranstaltung habe er jedoch zwischen den Gräbern spazierend Notizen gemacht, berichtete er – woraus dann doch eine Rede wurde. Winkler erzählte aus seiner Familiengeschichte, von den drei Brüdern seiner Mutter, die alle im selben Jahr (1942) im Zweiten Weltkrieg fielen. Die Familie seiner Mutter sei dadurch „völlig verstummt“. Seltsam, komisch und unheimlich sei ihm immer bei der Feldarbeit auf der sogenannten „Sautrottn“ nahe seines Heimatortes Kamering im Drautal zumute gewesen. Später habe er erfahren, dass der Nationalsozialist Odilo Globocnik hier von den Engländern verscharrt worden sei. „Wir haben also von einem Feld gegessen, in dem einer der größten Massenmörder liegt“, drückte es Winkler aus.
Ansprachen hielten bei der Gedenkfeier auch Bundesrätin Ana Blatnik und Klagenfurts Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz. Seitens der Landesregierung war auch Landesrat Rolf Holub anwesend, für die Republik Slowenien kam Generalkonsul Milan Predan. Musikalisch umrahmt wurde die Feier vom syrischen Kurden Alef Ashaf sowie dem Musikensemble „Praprotnice“.
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