Vor 81 Jahren fanden in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, die schändlichen Geschehnisse des Novemberpogroms statt, die ein abschreckendes Beispiel für die jahrelange, von den Nationalsozialisten durch Sprache und Handeln hervorgerufene Radikalisierung der Bevölkerung, die den Boden für das Verbrechen der Konzentrationslager aufbereitet hat.
Um dem Vergessen und der Verdrängung an dieses verbrecherische Ereignis entgegenzuwirken, hielt die SJG Kärnten wie jedes Jahr am 8. November im Burghof in Klagenfurt eine Mahnwache ab, um an die Opfer des Novemberpogroms und der Nazi-Diktatur zu erinnern. Die PassantInnen wurden von den FunktionärInnen der SJG direkt zu den schrecklichen Geschehnissen vor 81 Jahren angesprochen und gebeten, im Gedenken an die Opfer eine Kerze anzuzünden.
SJG-Landesvorsitzender Luca Burgstaller fand die richtigen Worte:
„Werte wie Demokratie, Frieden oder Rechtsstaatlichkeit sind weder in Stein gemeißelt noch irgendein physikalisches Grundgesetz, sondern müssen immer wieder auf neue erkämpft werden - nämlich von uns allen!“ appellierte Burgstaller an die Anwesenden, nicht zu vergessen und die Vergangenheit zu verdrängen, denn der Blick in die Vergangenheit - das Erinnern – sei heute wichtiger denn je. „Lassen wir es nicht zu, dass darauf vergessen wird. Weil wir es in Zukunft brauchen werden“ sagte Burgstaller der Brecht zitierte „Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht“.
Hetze, Menschenverachtung, rechtsextremes Gedankengut dürfen im Europa des 21. Jahrhunderts keinen Platz haben, mahnte er ein. „Deshalb - Übernehmen wir nicht die Sprache der Intoleranz und geben ihr damit Legitimation. Nein - Setzten wir der Sprache der Intoleranz unsere Sprache der Menschenwürde, Toleranz und Weltoffenheit gegenüber! Vergessen wir unsere Vergangenheit nicht - sondern lernen wir aus ihr“, forderte Burgstaller die Anwesenden auf.
Im Zuge des Novemberpogroms wurden tausende Geschäfte geplündert, Häuser und Synagogen niedergebrannt und Menschen misshandelt und ermordet. Auch in Kärnten, wo 1938 rund 500 Jüdinnen und Juden lebten, kam es zu Ausschreitungen. Geschäfte und Wohnhäuser sowie ihr Bethaus in der Klagenfurter Platzgasse wurden geplündert und die Einrichtung zerstört.
Die zentral von Berlin aus angeordneten Terroraktionen gegen Juden in Deutschland und Österreich markieren den Übergang von Diskriminierung und Demütigung jüdischer Bürgerinnen und Bürger hin zur ihrer systematischen Verfolgung und Vernichtung.
An dem Gedenken in Klagenfurt nahmen unter anderem SJG-Landesvorsitzender LAbg. Luca Burgstaller, Bundesrat Gerhard Leitner und Stadtrat Franz Petritz teil. Im Gedenken an die Opfer hielten die TeilnehmerInnen der Mahnwache eine Schweigeminute ab und zündeten Kerzen an.
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