Presseaussendung von: LH Dr. Peter Kaiser
LH Kaiser lud zur Präsentation in den Spiegelsaal – Christian Wehrschütz sprach über enorme Herausforderungen der Balkanländer
Klagenfurt (LPD). „Brennpunkt Balkan - Blutige Vergangenheit - Ungewisse Zukunft“, so heißt das neue Buch des ORF-Journalisten und Balkanexperten Christian Wehrschütz. Das 240 Seiten starke Buch ist im Verlag Styria erschienen. Heute, Freitag, wurde es in Klagenfurt vom Autor präsentiert. Landeshauptmann Peter Kaiser hatte in den Spiegelsaal der Landesregierung geladen, das Interesse war enorm.
Wehrschütz dankte dem Landeshauptmann für die besondere Ehre und betonte die Wichtigkeit des Balkans für Kärnten. Die historischen Räume wachsen wieder zusammen, und es brauche für ein stabiles Zuhause eben stabile Nachbarschaften. Wehrschütz erwähnte die enormen, sehr unterschiedlichen Probleme von Kroatien, Slowenien, Bosnien-Herzegowina, Albanien, Mazedonien und Kosovo und sprach die gewaltigen Herausforderungen an, die sich ihnen stellen. Es gebe keine Alternative zur EU-Erweiterung bzw. Aufnahme in die EU für diese Länder, machte der Autor deutlich Es gebe aber viele positive Beispiele, wie etwa die Aussöhnung zwischen Serbien und Kosovo in Richtung Normalisierung der Beziehungen.
Man müsse den Staaten aber Zeit geben, man dürfe sie nicht überfordern, so Wehrschütz. Er regte an, aus Anlass des 100. Jahrestages des Ersten Weltkrieges im nächsten Jahr die grenzüberschreitende Kooperation mit den betroffenen Ländern wie Italien und Slowenien zu festigen, was unter dem Motto „von Sarajewo nach Schengen“ stehen könnte.
Der Landeshauptmann dankte für das große Interesse und sagte ebenfalls, dass der Balkan mehr Beachtung brauche und er sich auch bewusst zu einer regionalen Außen- und Nachbarschaftspolitik bekenne. „Kärnten ist aufgerufen, aktiv tätig zu sein“, unterstrich Kaiser die Bedeutung von guten Außenbeziehungen und gerade die Funktion des Landeshauptmanns müsse die Interessen des eigenen Landes sowie jene der Nachbarländer im Blick haben. Dementsprechend habe er erste Besuche in Slowenien, in Friaul-Julisch Venetien und im Veneto gemacht. Dabei habe man überall Übereinstimmung erzielt, dass es wichtig sei, aufeinander zuzugehen. Zur EU meinte Kaiser, dass sie politisch, wirtschaftlich und sozial durch Kooperationen vertieft werden müsse.
Er wies auf die Drehscheiben-Funktion Kärntens hin. Sowohl mit der Euregio als auch mit der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria, die in eine Alpen-Adria-Allianz umgestaltet werde, würden neue vielfältige Kooperationen und Projekte sowie Erweiterungen der Zusammenarbeit möglich werden. Kärnten könne zum Gateway zu den Makroregionen Donauregion und ionisch-adriatische Region werden und damit große Projekte gemeinsam umsetzen, wie das Beispiel Koralmbahn als Teil der Baltisch-Adriatischen Achse zeige. Es sei eine neue Qualität der Politik, der internationalen Dimension mehr Beachtung zu geben, sagte Kaiser. Denn gerade Kärnten sei ein großer Nutznießer, wenn die Balkanländer bzw. Südosteuropa sich positiv entwickeln. Kaiser kündigte auch an, dass im Hinblick auf das Gedenken 2014 – hundert Jahre nach dem 1. Weltkrieg – der vom früheren Landeshauptmann Dörfler avisierte Freundschaftsvertrag mit dem Kanton Sarajewo zeitgerecht abgeschlossen werden solle. Dies sei ein wichtige Zeichen des Gedenkens und der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.
Christian Wehrschütz schreibt mit dem Wissen und der Erfahrung des langjährigen Korrespondenten, der die Mühen der EU-Annäherung und deren Probleme am Balkan kennt. Das betrifft die Aussöhnung zwischen den Völkern ebenso wie die sozialen, wirtschaftlichen und demografischen Gruppen, von den Herausforderungen, die diese „Nach-Kriegs-Region“ zu bewältigen hat. Doch der Autor schildert auch viele positive Entwicklungen, die den Balkan- Klischees widersprechen.
Im Anschluss an die Präsentation folgte eine angeregte Diskussion, die von Christoph Glantschnig vom ORF Kärnten moderiert wurde. Unter den vielen Gästen sah man: Landesamtsdirektor Dieter Platzer, LAD-Stv. Markus Matschek, ORF-Landesdirektorin Karin Bernhard, Militärkommandant Walter Gitschthaler, Generalkonsulin Dragica Urtelj, Landespolizeikommandantin Michaela Kohlweiß, Bezirkshauptmann Johannes Leitner, NRAbg. Christine Muttonen, NRAbg. Matthias Köchl, die Landtagsabgeordneten Bgm. Andreas Scherwitzl und Markus Malle, Bundesrätin Ana Blatnik, die Bürgermeister Valentin Blaschitz, Erich Kessler und Siegfried Kampl, Alt-Landeshauptmann Christof Zernatto, Robert Rogner sen, Volksgruppenvertreter Marjan Sturm und Bernard Sadovnik sowie Militärdekan Emannuel Longin.
Foto: LPD/Eggenberger