Presseaussendung von: AK Kärnten
(AK) – Trüb bleiben die Aussichten für Wirtschaft und Beschäftigung in Kärnten nach den Angaben von über 200 Betriebsräten. Das ergab die aktuelle Konjunkturumfrage der ARBEITERKAMMER. Die Erwartungen der Arbeitnehmervertreter sind überwiegend negativ. Das Wirtschaftsbarometer weist so steil nach unten wie noch nie zuvor.
In vielerlei Hinsicht beurteilen die Kärntner Betriebsräte die Wirtschaftsentwicklung heuer deutlich schlechter als im Vorjahr: bei den Aufträgen, bei der Investitionsbereitschaft und der Beschäftigungsentwicklung überwiegt der Pessimismus. Dieser negative Grundtenor bei den Befragten lässt vermuten, dass die Krise in Kärnten die Talsohle noch nicht erreicht hat.
Damit spiegelt die Einschätzung der Betriebsräte die aktuelle Wirtschaftslage in Kärnten wider. Denn auch wenn Wirtschaftsforscher bereits erste Signale einer Erholung sichten: Für die Kärntner Wirtschaft sind die Rahmenbedingungen gegenwärtig sehr ungünstig. Ein selbsttragender Aufschwung ist nicht in Sicht, eine Entspannung am Arbeitsmarkt nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Die Arbeitslosigkeit droht 2010 weiter anzusteigen.
233 Fragebögen ausgewertet
Grundlage für die diesjährige Konjunkturumfrage der ARBEITERKAMMER sind die Einschätzungen von 233 Betriebsräten, die in Kärnten rund 46.000 Arbeitnehmer vertreten. Sie haben anhand von Fragebögen folgende Faktoren beurteilt: die Auftragslage, zu erwartende Neueinstellungen beziehungsweise Personalabbau, die Verfügbarkeit von Facharbeitern, die Investitionsbereitschaft beziehungsweise die Bereiche, in die investiert wird.
Das sind die Ergebnisse der AK-Konjunkturumfrage 2009 im Detail:
Schlechtere Auftragslage
Die Einschätzung der befragten Betriebsräte bei der Auftragslage ist weit pessimis-tischer als im Jahr 2008. 42,5 Prozent (2008: 15,2 Prozent) rechnen mit einer schlechteren Auftragslage. Nur mehr 12,5 Prozent (2008: 24,3 Prozent) gehen diesmal von einer Verbesserung der Auftragslage aus.
45,1 Prozent der Betriebsräte erwarten für das Jahr 2009 eine gleichbleibende Auftragslage. 2008 waren es noch 60,5 Prozent.
Beschäftigungschancen sinken
Die erwartete Verschlechterung der Auftragslage schlägt sich auch in der Ein-schätzung der Beschäftigungsaussichten nieder. Der Anteil der Betriebsräte, die in den nächsten zwölf Monaten mit Neueinstellungen rechnen, ist von 50 Prozent im Vorjahr auf 28,8 Prozent gesunken. 22,8 Prozent der Betriebsräte erwarten in nächster Zukunft Personalabbau. Vor einem Jahr waren es nur 13,5 Prozent.
Mehr Personalreduktionen als Neueinstellungen werden vor allem im Bauwesen erwartet.
Facharbeitermangel bleibt Thema
Der Facharbeitermangel hat gegenüber dem Vorjahr leicht abgenommen, bleibt aber weiterhin ein Thema. Heuer melden rund 30 Prozent der Betriebsräte einen ungedeckten Bedarf an Fachkräften in ihrem Betrieb. 2008 betrug deren Anteil noch 36,5 Prozent. Das zeigt, dass angebotene und nachgefragte Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt nicht im Gleichgewicht sind.
Bei der Lehrlingsausbildung wird ein leichter Rückgang verzeichnet. 57,9 Prozent (2008: 59,5 Prozent) der befragten Betriebsräte gaben diesmal an, dass in ihrem Betrieb Lehrlinge ausgebildet werden.
Investitionen rückgängig
Die aktuelle Wirtschaftskrise und die damit gedämpften Konjunkturaussichten schlagen sich massiv auf die Investitionsplanung der Betriebe durch. Während 2008 noch 74,7 Prozent der Betriebsräte mit Investitionen in den nächsten zwölf Monaten rechneten, beträgt der Anteil heuer nur noch 59,7 Prozent. Das ist der niedrigste Prozentsatz seit zehn Jahren.
Krise mit voller Wucht
Auf die Frage, wie die Wirtschaftskrise ihr Unternehmen betrifft, gaben 56,6 Pro-zent der Betriebsräte an, dass Investitionen im Unternehmen zurückgestellt wer-den. 50,7 Prozent rechnen mit gravierenden Einsparungsmaßnahmen, die sich negativ auf die Beschäftigung auswirken.
52,8 Prozent meinen sogar, dass die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise in ihrem Unternehmen „mit voller Wucht zugeschlagen“ habe.
18,4 Prozent orten Liquiditätsprobleme, weil die Banken derzeit kaum Kredite ver-geben. Die Schließung von Betriebsteilen steht bei zwölf Prozent der Betriebe im Raum.
Abbau von Überstunden
Als die am häufigsten eingesetzten Krisenbewältigungsinstrumente werden der „Abbau von Überstunden„ (50,6 Prozent) und der „Verzicht auf Nachbesetzung“ (33,5 Prozent) genannt. Bei 25,3 Prozent der Unternehmen werden nach Angaben der Betriebsräte Leiharbeitskräfte abgebaut.
Vom Abbau der Stammbelegschaft berichten 14,6, von Zugeständnissen bei Ar-beitszeitregelungen 10,7 Prozent. Auf das Instrument der Kurzarbeit haben bislang 7,3 Prozent der Unternehmen zurückgegriffen, in 5,2 Prozent der Unternehmen steht Kurzarbeit womöglich noch bevor.
Foto: Eggenberger