Ausländische Milch in Eigenmarken des Lebensmittelhandels bringt heimische Bauern unter Druck. Rückgang der Milchviehbetriebe setzt sich fort.
„Unsere Milchbauern haben im vergangenen Jahr gezeigt, dass sie die Versorgung auch in Krisenzeiten sicherstellen können. Die damit verbundene Wertschätzung schlägt sich aber nicht in der notwendigen Wertschöpfung nieder!“, zeigt sich Landwirtschaftskammerpräsident Johann Mößler anlässlich des Weltmilchtages am 1. Juni besorgt. Denn die Milchpreise, die aktuell den Bauern bezahlt werden, reichen nicht aus, um die gestiegenen Kosten für Futtermittel, Energie oder Baustoffen zu decken. Das führt zu einem steigenden wirtschaftlichen Druck auf den Kärntner Milchviehbetrieben. Allein im vergangenen Jahr haben 64 Betriebe ihre Stalltüren geschlossen. Seit dem Jahr 2000 haben damit mehr als 700 Betriebe die Milchproduktion eingestellt, was einen Rückgang von fast 30 % bedeutet.
Markt-Check: Mehr als 25 % der Eigenmarkenbutter kommt aus dem Ausland
Einen der Hauptschuldigen für diese Entwicklung sieht Mößler in der Marktmacht des Lebensmittelhandels: „Während die Supermarktkonzerne im vergangenen Jahr Umsatz und Gewinn steigern konnten, wird den Milchbauern ein fairer Anteil an der Wertschöpfung vorenthalten!“ Massive Kritik findet Mößler dabei vor allem für die Eigenmarkenpolitik des Handels. Denn was viele Konsumenten nicht wissen: In vielen Eigenmarken des Lebensmittelhandels verstecken sich ausländische Rohstoffe. So hat ein Store-Check der Landwirtschaftskammer gezeigt, dass in mehr als einem Viertel der Eigenmarkenbutter in den Geschäften Milch aus Frankreich, Holland oder Deutschland steckt. „Der Handel jubelt den Konsumenten diese nicht gentechnikfrei produzierte Butter mit hohem CO2-Rucksack unter. Den Schaden tragen die heimischen Milchbauern!“, so Mößler, der an den Handel appelliert auf ausländische Rohstoffe zu verzichten und den Bauern höhere Milchpreise zu zahlen.
Heimische Milchbauern sind Klimaschutz-Weltmeister
Gerade im Hinblick auf den Klimaschutz zeigt die heimische Milchwirtschaft, was sie kann: Aufgrund der bodengebundenen, kreislauforientierten Wirtschaftsweise hat heimische Milch die beste Klimabilanz in der gesamten Europäischen Union. Während bei der Produktion von einem Liter heimischer Milch ca. 1 kg CO2 entsteht, liegt der EU-Durchschnitt um 40 % darüber (1,4 kg CO2 je kg Milch). „Der Griff zu heimischen Milchprodukten ist daher ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz!“, appelliert Mößler an die Konsumenten, beim Einkauf zu heimischen Milchprodukten zu greifen.
5 Fakten zur Milchwirtschaft in Kärnten
Foto: LK Kärnten/Paul Gruber