In Kärnten ging 2018 die Zahl der erstatteten Anzeigen im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurück. Die Gewaltkriminalität und Eigentumsdelikte sind rückläufig, die Zahl der angezeigten Straftaten im Internet ist gestiegen. Die Internetkriminalität bleibt somit weiterhin eine große kriminalpolizeiliche Herausforderung. Das zeigen die aktuellen Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für Österreich.
Der Bericht 2018 beinhaltet grundlegende Neuerungen im Vergleich zu den Vorjahren, um die aktuellen Entwicklungen der Kriminalität und Neuerungen der Strafverfolgung bestmöglich abzubilden. Wichtig ist festzuhalten, dass im Jahr 2018 der Gewaltbegriff in der PKS neu definiert und erweitert wurde. Es wurden zahlreiche rechtliche Änderungen mitaufgenommen und Tatbestände wie die gefährliche Drohung oder Raubdelikte miterfasst, um die größtmögliche Bandbreite der Gewaltkriminalität abzubilden.
2018 bearbeitete die Polizei in Kärnten insgesamt 23.516 Anzeigen, davon 1.451 Versuche. Das bedeutet im Vergleich zum Jahr 2017 einen Rückgang von 8,5 Prozent bzw. ein Minus von 2.186 in absoluten Anzeigenzahlen. Die Aufklärungsquote konnte um 3,5 Prozentpunkte gesteigert werden und liegt mit 58,9 Prozent österreichweit über dem Durchschnitt.
Über die Tatverdächtigen
Insgesamt wurden 16.561 Tatverdächtige ausgeforscht, im Vergleich zu 2017 ist das ein Plus von 6,2 Prozent. 13.101 der Tatverdächtigen sind männlich, 3.460 sind weiblich. Mit 5.282 stellt die Altersgruppe der Über-4o-Jährigen den größten Anteil der Tatverdächtigen dar, gefolgt von den 25- bis 39-Jährigen (5.020). 4.082 Tatverdächtige waren keine österreichischen Staatsbürger. Der Anteil der fremden Tatverdächtigen lag somit bei 24,6 Prozent (2017:25,0 Prozent). Zu den häufigsten Herkunftsländern der Tatverdächtigen zählten 2018 Deutschland (586), Bosnien-Herzegowina (457), Rumänien (404), Slowenien (354) und Kroatien (304).
„Die erfreulichen Entwicklungen bei der Zahl der Anzeigen und der Aufklärungsquote zeigen, dass wir unsere Schwerpunkte in der Kriminalitätsbekämpfung richtig gesetzt haben und unsere Maßnahmen bereits greifen. Wir haben einen guten Weg eingeschlagen und werden diesen auch weiterhin konsequent beschreiten, indem wir schlagkräftig gegen analoge und digitale Kriminalität vorgehen“, so Innenminister Herbert Kickl.
„Kärnten kann eine äußerst positive Entwicklung der Sicherheitslage vorzeigen und ein deutliches Minus von 8,5 Prozent bei der Gesamtkriminalität vorweisen“, sagt Landespolizeidirektorin Kohlweiß. „Das darf natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir uns auch weiterhin bei der Kriminalitätsbekämpfung besonderen Herausforderungen stellen müssen, etwa im Bereich der Internetkriminalität. Täter agieren zunehmend digital und wir sind gefordert, darauf die richtigen Antworten zu finden.“
Sinkende Gewaltkriminalität in Kärnten
3.279 Gewaltdelikte wurden 2018 in Kärnten zur Anzeige gebracht. Das entspricht einem Rückgang um 14,7 Prozent zum Vorjahr. In 213 Fällen der angezeigten Straftaten blieb es beim Versuch. Die Aufklärungsquote lag bei 86,2 Prozent und ist im Vergleich zu 2017 um 2,4 Prozentpunkte gestiegen. Von den 3.653 Tatverdächtigen waren 84,1 Prozent männlich und 15,9 Prozent weiblich. 1.192 waren über 40 Jahre alt und 1.149 Tatverdächtige waren zwischen 25 und 39 Jahre alt (0 bis 9: 19, 10 bis 13: 128, 14 bis 17: 410, 18 bis 20: 353, 21 bis 24: 402). 24,6 Prozent der Tatverdächtigen waren Fremde, das ist eine Steigerung um einen halben Prozentpunkt im Vergleich zum Vorjahr. In 1.466 Fällen gab es keine Beziehung zwischen Täter und Opfer, in 1.185 Fällen gab es ein Bekanntschaftsverhältnis und in 784 Fällen eine familiäre Beziehung, in 227 Fällen lediglich eine Zufallsbekanntschaft.
Insgesamt wurden 3.957 Menschen Opfer von angezeigten Gewalttaten (2017: 4.324, - 8,5 Prozent). 2018 waren 2.252 der Opfer männlich (2017: 2.490 Männer, - 9,6 Prozent) und 1.705 weiblich (2017: 1.834 Frauen, - 7,0 Prozent). Die größte Anzahl der Opfer (1.108) ist zwischen 25 und 39 Jahre alt, gefolgt von den 40- bis 64-Jährigen (1.092). 336 Kinder unter 14 Jahren wurden Opfer von angezeigten Gewalttaten (0 bis 5: 35, 6 bis 9: 74, 10 bis 13: 227). 17,9 Prozent (710 Personen) der Opfer sind Fremde (2017: 789 Personen).
Durch fremde Gewalt, wie zum Beispiel Widerstand gegen die Staatsgewalt bzw. tätlicher Angriff gegen einen Beamten wurden vier Polizisten schwer und 58 leicht verletzt. Zum Vergleich wurden 2016 47 und 2017 66 Polizisten im Dienst durch fremde Gewalt verletzt.
Eigentumsdelikte rückgängig
Es wurden 2018 6.929 Anzeigen wegen Eigentumsdelikten erstattet, das waren um 15,9 Prozent weniger als im Jahr davor. In 765 Fällen blieb es beim Versuch. Die Aufklärungsquote konnte um 2,6 Prozentpunkte gesteigert werden und lag bei 28,4 Prozent. Von den 2.532 Tatverdächtigen sind 22,0 Prozent weiblich und 78,0 Prozent männlich. 715 Tatverdächtige waren zwischen 25 und 39 Jahre alt, 503 waren über 40 Jahre alt (0 bis neun: 3, 10 bis 13: 80, 14 bis 17: 381, 18 bis 20: 381, 21 bis 24: 469). 29,0 Prozent der Tatverdächtigen waren Fremde, das ist ein Rückgang um 20,8 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr.
Ein wesentlicher Fokus wurde auch 2018 wieder auf die Eindämmung der Wohnungs- und Wohnhauseinbrüche gelegt. Die Einbrüche in Wohnungen/Wohnhäuser sind im Jahr 2018 um4,4 Prozent auf 351 Anzeigen gesunken (2017: 367 Anzeigen). Der Rückgang in diesem Deliktsbereich wird zum einen auf die erfolgreiche Umsetzung der polizeilichen Einsatzkonzepte zur Vorbeugung und Bekämpfung von Wohnraumeinbrüchen zurückgeführt. Zudem werden immer wieder Serientäter festgenommen,
wodurch die Einbrüche merklich gesenkt werden können. Die Zahl der Einbrüche in Wohnungen und Wohnhäuser hat sich in den letzten Jahren nahezu halbiert.
Raub rückgängig
Die Raubdelikte sind insgesamt gegenüber dem Vorjahr um 9,8 Prozent neuerlich gesunken (2017: 51 und 2018: 46 Delikte). Im Detail: Raub in Juweliergeschäfte 2017: 0, 2018: 3; Raub in Geldinstituten: 2017: 3, 2018: 0; Raub an öffentlichen Orten: 2017: 23, 2018: 29, – diese Deliktsform ist zu einem großen Anteil auf die Begleit- und Beschaffungskriminalität im Zusammenhang mit der Suchtmittelbeschaffung zurückzuführen.
Kriminalität verlagert sich ins Internet
Die Cyber-Kriminalität ist entsprechend dem allgemeinen internationalen und österreichischen Trend gegenüber 2017 um 9,5 Prozent auf 980 Anzeigen angestiegen, die Aufklärungsquote stieg um 1,8 Prozentpunkte und liegt bei 43,7 Prozent. Von den 455 Tatverdächtigen waren 30,1 Prozent Frauen und 69,9 Prozent Männer. 235 Tatverdächtige waren zwischen 25 und 39 Jahren alt, 96 waren über 40 Jahre (unter 13: 14, 14 bis 17: 30, 18 bis 20: 30, 21 bis 24: 50). 40,9 Prozent der Tatverdächtigen waren Fremde, das sind um 4,2 Prozentpunkte mehr als im Jahr zuvor.
Aufgrund der immer größeren Anzahl von Datenträgern (Smartphones, Tablets, Speichermedien) und damit auch größeren Datenmengen steigt zusätzlich auch der Arbeitsaufwand für die Bearbeitung der einzelnen Fälle. Die aktuellen Kriminalitätsphänome in diesem Deliktsbereich waren 2018 bzw. sind immer noch folgende:
Suchtmitteldelikte: Fokus auf Händler
2018 wurden in Kärnten 2.428 Anzeigen wegen Suchtmittelkriminalität (173 Verbrechen, 2.255 Vergehen) erstattet, das bedeutet eine Steigerung von 9,9 Prozent. Die Steigerung der Anzeigenzahlen kann u. a. mit einer höheren Kontrolldichte erklärt werden. Die Aufklärungsquote lag bei 95,4 Prozent. Von den 2.315 Tatverdächtigen waren 15,6 Prozent Frauen und 84,4 Prozent Männer. Die meisten Tatverdächtigen (718) waren zwischen 25 und 39 Jahre alt, 567 Tatverdächtige waren zwischen 18 und 20 Jahre alt (unter 13: 15, 14 bis 17: 347, 21 bis 24: 515; über 40: 153). 20,3 Prozent der Tatverdächtigen waren Fremde, das sind um 0,1 Prozentpunkte mehr als im Jahr zuvor.
Phänomene und Entwicklungen:
Neben den vorhandenen österreichischen Tätergruppierungen traten in Kärnten u.a. slowenische und vor allem nigerianische sowie afghanische Drogendealer in Erscheinung. Wie schon in den letzten Jahren gibt es einen regen Suchmittelhandel überwiegend mit kleinen Mengen den sogenannten Ameisenhandel grenzüberschreitend zu Slowenien. Im Umlauf sind alle gängigen bekannten illegalen Drogen, wie Cannabisprodukte, Kokain, Heroin und Amphetamine. Die Entwicklung bzw. stark steigende Tendenz bei den Drogenbestellungen via Internet bzw. Darknet setzt sich weiter fort.
Ergebnisse und Hintergründe der Analyse der Drogentoten:
Im Jahr 2018 waren in lediglich ca. 10 Prozent der Fälle rein illegale Drogen (Heroin, Kokain) todesursächlich. Fast in allen Fällen (ca. 90 Prozent) waren es sogenannte Mischintoxikationen (illegale Suchtmittel, Opioide, Benzodiazepine). Bei diesen Mischintoxikationen waren überwiegend verschreibungspflichtige Medikamente todesursächlich.
Bei nahezu allen Todesfällen ist die Todesursache eine Hirnschwellung mit einhergehendem Lungenödem. Die am häufigsten festgestellten Substanzen waren Morphin, Benzodiazepine, THC, Opiate, Kokain, Methadon und Heroin. Weniger als 20 Prozent der Verstorbenen waren in einer laufenden Substitution. Ein überwiegender Teil der Verstorbenen (ca. 60 Prozent) hatte keinen Kontakt zu Suchthilfesystemen. In der Regel gab es schwere Krankheitsverläufe in Kombination mit Suchterkrankungen.
Verkehr
gegenüber 2017.
Die neuerliche Erhöhung des Kontrolldruckes hat dazu geführt, dass sich die Unfallzahlen reduziert haben. Zudem hat sich die Landesverkehrsabteilung im Jahr 2018 mit den Städten und Bezirken, ergänzend zu ihren Kernaufgaben, verstärkt in den Themenschwerpunkt zur Bekämpfung der „Drogen im Straßenverkehr“ eingebracht. Um in Bezug auf die Drogenthematik zur Stabilisierung der allgemeinen Sicherheitslage in Kärnten beizutragen, wird 2019 den „Drogen im Straßenverkehr“ eine besondere Bedeutung zugemessen bzw. verstärkt Schwerpunktaktionen in allen Städten/Bezirken durchgeführt.
Grafik: Landespolizeidirektion Kärnten
Presseaussendung von: Landespolizeidirektion Kärnten