Non-Food Händler würden durch Testpflicht beim Shoppen zwei Drittel ihrer Umsätze verlieren. Handelsverband fordert differenzierte Maßnahmen auf wissenschaftlicher Basis.
Die Gesundheit der Bevölkerung steht für den österreichischen Handel unbestritten an erster Stelle. Doch der Handel ist kein Corona-Hotspot, wie die aktuellen AGES-Clusteranalysen klar belegen. Fast 70% aller Infektionen passieren im Haushalt, 15% in der Freizeit. Im Einzelhandel konnte hingegen bis dato kein Corona-Cluster nachgewiesen werden.
Im Gegenteil: Die Bilanz des stationären Handels sieht mehr als fünf Wochen nach der Wiedereröffnung zumindest in puncto Sicherheit beim Einkaufen erfreulich aus. "Die tägliche Praxis zeigt, dass die strengen Hygienemaßnahmen und Sicherheitsauflagen von den Geschäften flächendeckend eingehalten werden. Die Konsumentinnen und Konsumenten halten den Mindestabstand von 2 Metern vorbildlich ein und tragen beim Einkauf eine FFP2-Maske. Vor diesem Hintergrund wären Zutrittstests im Non-Food Handel die ultimative Bestrafung und wissenschaftlich nicht haltbar", ist Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will überzeugt.
Heimischer Handel unterstützt jede sinnvolle Maßnahme der Bundesregierung
22.500 österreichische Geschäfte mussten seit Beginn der Coronakrise insgesamt bis zu 90 Einkaufstage geschlossen halten. Während der drei harten Lockdowns hatte der Handel Umsatzverluste von fast einer Milliarde Euro pro Woche zu verkraften. Je kleiner und je weniger digital der Betrieb, je abhängiger vom Tourismus, desto dicker das Minus. Insgesamt 600.000 Arbeitsplätze hängen an den betroffenen Unternehmen.
"Mit dem Ende des dritten harten Lockdowns und der Wiedereröffnung des stationären Handels haben die heimischen Händler am 8. Februar Hilfe zur Selbsthilfe bekommen. Dafür gebührt der Bundesregierung Dank und Respekt", so Handelsverband-Präsident Stephan Mayer-Heinisch.
Der heimische Handel unterstützt jede sinnvolle Maßnahme mit aller Kraft und hat dies als Partner der Bundesregierung bei der Umsetzung der Hygiene- und Sicherheitskonzepte in der Praxis bewiesen. Die Erstausstattung der Bevölkerung mit Masken, die Einhaltung der Maskenpflicht, der Mindestabstand oder das aktive Besuchermanagement u.a. durch eine maximale Kundenanzahl in den Geschäften – all das wurde vom Handel und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bestmöglich gelebt.
HändlerInnen & KonsumentInnen gegen Zutrittstests beim Einkauf
"Im Gegenzug erwarten sich die heimischen Händler aber eine rasche Auszahlung der zugesagten Hilfen und vor allem eine klare, nachvollziehbare Strategie. Nur so können wir unseren Kundinnen und Kunden aber auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Planungssicherheit geben. Ein Jahr nach Beginn der Pandemie müssen wir endlich differenzierte Maßnahmen auf wissenschaftlicher Basis setzen, die tatsächlich Wirkung zeigen", fordert Branchensprecher Rainer Will.
Zu strenge Corona-Maßnahmen haben erhebliche wirtschaftliche und soziale Kosten, zu laxe Maßnahmen verursachen wiederum sehr hohe gesundheitliche und menschliche Kosten. Die zuletzt diskutierten Zutrittstests beim Einkauf fallen eindeutig in die erste Kategorie.
"Eintrittstests im Handel wären so, als würde man mit dem Skianzug ins Freibad gehen. Das schützt zwar vor der Kälte, macht aber fast niemand. Laut einer aktuellen Befragung der Tageszeitung ‚Heute‘ sind drei Viertel der Konsumentinnen und Konsumenten klar gegen Zutrittstests im Handel. Auch die Händler sind vehement dagegen. Eine derartige Testpflicht würde die Fallzahlen nicht senken, aber zwei Drittel aller Umsätze im Non-Food Handel vernichten. Diese Maßnahme wäre ein wirtschafts- und arbeitsmarktpolitisches Desaster", so Will.
Der Handelsverband appelliert daher erneut an die politischen Entscheidungsträger, differenzierte Maßnahmen auf wissenschaftlicher Basis zu setzen und auf die Einführung von Zutrittstests im Handel zu verzichten.