Hochrechnung 1. Halbjahr 2021: Firmenpleiten in Kärnten um 58,5 % gesunken
Klagenfurt, 15. Juni 2021 – Laut aktueller KSV1870 Hochrechnung ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im ersten Halbjahr 2021 um 58,5 % auf 44 Pleiten im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Mit diesem Minus rangiert Kärnten im Bundesländervergleich auf Platz drei. Österreichweit gibt es um rund 48 % weniger Firmenpleiten zu vermelden als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Gleichzeitig sind die geschätzten Verbindlichkeiten in Kärnten gegenüber 2020 um 79,5 % auf 9 Millionen Euro zurückgegangen.
In den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 wurden 25 Insolvenzverfahren über Kärntner Unternehmen eröffnet. Weitere 19 Insolvenzanträge führten mangels Vermögens der Schuldner zu nicht eröffneten Verfahren. In Summe waren 44 Unternehmen mit Verbindlichkeiten von 9 Millionen Euro insolvent. Dies bedeutet einen Rückgang von 58,5 %gegenüber dem Vorjahr.
„Seit Beginn des 1. Lockdowns vor über 15 Monaten sind die Unternehmensinsolvenzen im Sinkflug. Gegenüber dem Jahr 2019, dem bis dato letzten „Normaljahr“, beträgt das Minus in Kärnten sogar 72 %“, berichtet Mag. Barbara Wiesler-Hofer Leiterin des KSV1870 Klagenfurt.
Fatale Konsequenzen für die Zukunft der heimischen Wirtschaft
Verantwortlich für die anhaltend niedrigen Insolvenzzahlen sind die künstlichen Eingriffe der Bundesregierung, dank dieser sich zahlreiche Unternehmen in einer trügerischen Sicherheit wähnen. Zwar geht vorübergehend die Zahl der Insolvenzen zurück, gleichzeitig vergrößert sich jedoch der Schuldenberg der Betriebe fortlaufend. Und an dieser Konstellation wird sich aufgrund der angekündigten „Safety Car Phase“ für Steuerschulden, die ab kommenden Juli für drei Monate geplant ist, vorläufig wenig ändern. Denn dadurch verlängert sich für Unternehmen nur die Möglichkeit, die Rückzahlung ihrer Schulden hinauszuzögern.Eines ist bereits heute klar: „Je länger in finanzielle Schieflage geratene Unternehmen künstlich am Leben erhalten werden, desto größer wird der gesamte volkswirtschaftliche Schaden sein. Am Ende werden wir vermehrt Insolvenzen erleben, deren Sanierung unmöglich ist, da diese Firmen über keine werthaltigen Aktiva mehr verfügen werden“, erklärt Wiesler-Hofer.
Bundesländer-Vergleich: Kärnten mit drittgrößtem Minus
Ein Blick auf die Österreich-Karte zeigt, dass alle Bundesländer deutliche Rückgänge verzeichnen. Kärnten hat im Bundesländervergleich mit 44 insolventen Firmen ein Minus von 58,5 Prozent nach Salzburg (-64,4 %) und Vorarlberg (-59,1 %) den drittgrößten Rückgang.
Branchen: Unternehmensbezogene Dienstleistungen mit den meisten Pleiten
Nach wie vor dominieren Kleinbetriebe aus dem Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen, der Gastronomie und der Bauwirtschaft das Kärntner Insolvenzgeschehen.
Top 3 der Kärntner Insolvenzen
Im Vergleich zu früher sind die Großinsolvenzen bedeutend kleinteiliger geworden. Die drei größten Insolvenzfälle in Kärnten sind die Konkursverfahren seelcon GmbH aus Poggersdorf mit Passiva von 1,2 Millionen Euro, WKS Isoliertechnik GmbH aus Wolfsberg mit Passiva von 1,1 Millionen Euro und Pro Passiv Bauträger GmbH aus Velden mit Passiva von 1,1 Millionen Euro.
Ausblick:
Der KSV1870 erwartet ab Herbst 2021 kontinuierlich, steigende Insolvenzzahlen. Aus heutiger Sicht scheint klar zu sein, dass es in Kärnten im Zuge der Corona-Krise zu keiner plötzlich eintretenden Insolvenzwelle kommen wird. Zum Jahresende hin wird die Zahl der Insolvenzen sich im Bereich des Vorjahresergebnisses bewegen und in Summe wohl darunter zum Liegen kommen. Für das kommende Jahr 2022 erwartet der KSV1870 die Rückkehr zum „normalen“ Insolvenzaufkommen, wie es aus der „Vor-Corona-Zeit“ bekannt ist. „In den kommenden Monaten werden erste Nachzieheffekte in überschaubarem Rahmen erkennbar sein, die sich definitiv ins Jahr 2022 und darüber hinausziehen werden“, erklärt Wiesler-Hofer.