Hunderte feiernde Jugendliche nach der Sperrstunde in Klagenfurt regen auf. Berichterstattung darüber ebenso.
Die Jugend will nach monatelangem Lockdown feiern, die Polizei beobachtet sie dabei, hält sich dezent im Hintergrund und schreitet nur bei Straftaten ein. Es herrscht an jedem Wochenende, seit Öffnung der Gastronomie und der Beendigung der Ausgangsbeschränkungen, dasselbe Bild: Hunderte Jugendliche "belagern" nach der Sperrstunde der Lokale die Herrengasse, sie möchten verständlicherweise weiter feiern, dürfen das aber im Lokal nicht mehr, da aufgrund der Verordnung der Bundesregierung die Lokale um 22.00 Uhr schließen müssen. Sie werden sozusagen per Verordnung auf die Straße gesetzt. Das heißt, ab 22.00 Uhr werden quasi alle derzeit geltenden Corona-Regeln, die bis 22.00 Uhr in den Lokalen eingehalten und kontrolliert werden, unkontrollierbar.
Für die Polizei, die für die Einhaltung der Regeln sorgen soll, ist das ein Dilemma, welches sie trotz angespannter Situation vorbildlich meistert. Wie wir bei unserem Lokalaugenschein letzten Donnerstag und gestern, Samstag, hautnah miterleben konnten, agiert die Klagenfurter Polizei vorbildlich und deeskalierend. Auch die Jugend ist, bis auf wenige Ausnahmen, nicht auf Konfrontation aus, nein, es geht ihnen wirklich nur um unbeschwerten Spaß und Party. Das sei den jungen Leuten, die sich mehr als ein Jahr verantwortungsvoll, sowie rücksichts- und liebevoll gegenüber der älteren, und daher besonders gefährdeten Generation verhalten hat, um diese zu schützen, aus ganzem Herzen und auch aus Dankbarkeit, gegönnt.
Das Problem liegt weder bei der Jugend noch bei der Polizei.
Das Problem ist schlicht und einfach die zu frühe Sperrstunde, welche für belagerte Parks, Parkplätze und Tankstellen sorgt, wo sich niemand mehr um Abstandsregeln, Maskenpflicht und die 3G-Regel schert.
Es entsteht der Eindruck, dass die frühe Sperrstunde nur Verlierer produziert: Die Jugend, die Gastronomie, die Polizei, die Anrainer und letztlich vielleicht wir alle, da all dies zur Spaltung und Polarisierung unserer Gesellschaft beiträgt, wie man in zahlreichen Kommentaren in den sozialen Medien, die ein Spiegelbild unserer Gesellschaft sind, herauslesen kann.
Die größte Zeitung des Landes schreibt heute sogar „von einem Kriegszustand in der Herrengasse“ ...
Foto: Mein Klagenfurt
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