Zehn Freiwillige leisten in den Karawanken beim Bergwaldprojekt des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV) einen großen Dienst für die regionale Almwirtschaft. Mit Spaten und Handschuhen bewaffnet entfernen sie giftige Pflanzen und Holzernterückstände, um den Weidetieren schmackhafte und sichere Bergwiesen zu bieten.
Aus den verschiedensten Teilen Österreichs und Deutschlands reisen die freiwilligen Helfer*innen an, um sich eine Woche lang die Hände beim Anpacken auf der Alm schmutzig zu machen und für sie ungewohnte Arbeit zu verrichten. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, Weideflächen vom für Mensch und Tier giftigen Germer, lästigen Disteln und Holzrückständen wie kleinen Ästen und heranwachsenden Sträuchern zu befreien.
Aus dem flachen Norden in die hohen Berge des Südens
Bereits zum vierten Mal findet das Bergwaldprojekt statt - schnell waren die Plätze ausgebucht. Zwei Teilnehmerinnen kommen sogar aus dem Norden Deutschlands nach Kärnten. Die restlichen Helfer*innen kommen aus Linz, St. Pölten und der Steiermark. Trotz der schweren körperlichen Betätigung ist jede/r Einzelne von ihnen glücklich, hier zu sein. „Obwohl wir richtig schuften, fühlt es sich mehr wie Urlaub an“, sagt Wolfram Lechner aus St. Pölten: „Es gibt einfach nichts Besseres, als in den Bergen an der frischen Luft zu sein.“
Auf 1450 Meter ist man den Naturgewalten direkt ausgesetzt und die Arbeit ist körperlich mehr als fordernd. Dies stellt die Neulinge oft vor spannende Herausforderungen. „Da aber alle ihr Tempo und auch ihre Tagesleistung selbst bestimmen, ist die Mitarbeit für jeden mit durchschnittlicher Fitness gut machbar“, erläutert Karoline Berengo aus Hamburg.
Tagesablauf des Projekts
Früh beginnt der Tag auf der St. Jober-Sigmontitscheralm, die südlich von Villach und direkt nördlich der Slowenischen Grenze liegt. Um sechs Uhr wird das Feuer im Herd entfacht. Zeit für den ersten Morgenkaffee – und zum Munterwerden. Denn dann geht es nach einem rustikalen Frühstück mit viel Käse gleich los. Kurz darauf herrscht auf der Alm reges Treiben. Die einen stechen Germer aus, die anderen räumen Holz beiseite. Zu Mittag gibt es wieder ein deftiges warmes Essen, das die Almgemeinschaft zubereitet. Krafttanken ist angesagt, denn der Nachmittag unter der prallen Mittagssonne fordert die Truppe, bevor es in den wohlverdienten Feierabend geht. “Wenn ich am Abend spüre, dass ich den ganzen Tag mit voller Kraft geschaffen habe und meinen Blick über die bereits befreite Weide gleitet, dann bin ich so richtig glücklich!”, erzählt Paul Probst aus Graz mit einem Strahlen im gebräunten Gesicht.
Lust aufs einfache Leben und der Hände Werk
Plumpsklo, kalte Outdoor-Dusche und so gut wie kein Strom und Handy-Empfang. Das ist es, was viele der Freiwilligen reizt, genau bei diesem Projekt mitzumachen. Für Projektleiterin Antonia Isola ist es eines der vielen Highlights. “Der Blick hinab auf Villach im fernen Tal verleiht den Eindruck, der Zivilisation zwar ganz nahe zu sein und doch meilenweit entfernt. Das ist ein ganz besonderes Gefühl”, erzählt sie. Abends, wenn die Sonne hinter den Bergen versinkt und die Lichter der Stadt angehen. Ein besonderer Moment der Entschleunigung, den man sogar von der Dusche aus genießen kann.
Sommerfrische der Weidetiere erhalten
Die St. Jober-Sigmontitscheralm war nicht immer in dem guten Zustand, in dem sie heute ist. Vor einigen Jahren noch konnte man als Wanderer die Berghütte, in der die Freiwillligen ihre Nächte verbringen, kaum sehen, weil die Alm so zugewachsen war. Da der giftige Germer nicht von den Kühen gefressen wird, können in seinem Schutz Sträucher heranwachsen. Dies führt langsam dazu, dass die Alm zuwächst. Durch die Arbeit der Bergbauern und des Alpenvereins kann dies vielerorts verhindert oder rückgängig gemacht werden. So auch hier im Südwesten Kärntens. Die besseren Bedingungen auf den Weiden freuen nicht nur die Bergbauern, sondern auch die Kühe und Schafe. Am Ende der Woche sind die Tiere immer besonders zutraulich und man hat sogar das Gefühl, dass sie ein herzliches Danke sagen möchten für die zurückgewonnenen Weiden als ihre persönliche Sommerfrische.
Foto: KK