Presseaussendung von: Hilfswerk Kärnten
Unsere Gesellschaft ist bereits jetzt vom Phänomen der Altersdepression stark betroffen und die Anzahl der Erkrankten ist weiter im Steigen. Bei den 85-Jährigen leiden bereits 25 bis 30 Prozent an einer Depression, bei den 75-Jährigen sind es rund 15 Prozent und 10 Prozent der 65- bis 70-Jährigen sind davon betroffen..
Was ist eine Depression
Die Depression ist eine Gemütserkrankung. Man leidet unter seelischer Niedergeschlagenheit. Gedrückte Stimmung, Angstzustände, innere Unruhe oder Schlafstörungen belasten den Betroffenen. Man denkt eigentlich nur mehr daran, wie schlecht es einem geht. In schweren Fällen spürt man weder Freude noch Trauer.
Depression ist nicht gleich Depression: Dabei gibt es verschiedene Formen, die sich nach Schweregrad und Häufigkeit des Auftretens unterscheiden.
Der Grund der Erkrankung liegt in einem beeinträchtigten Stoffwechsel des Gehirns. Die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin sind reduziert. Dadurch arbeiten die Nervenzellen anders, was Auswirkungen auf Gefühlserleben und Gedankenwelt hat.
Auslöser dafür können Vererbung, Stress, Überforderung, aber auch schwere seelische Traumata sein. Auch das Fehlen von intakten Beziehungen ist ein Risikofaktor. Außerdem sind ältere Menschen mit einer Herzerkrankung oder Diabetes besonders gefährdet.
Depressionen können in jeder Lebensphase auftreten. Im Durchschnitt ist jeder vierte Mensch irgendwann im Leben von einer Depression betroffen, wobei im Alter die Wahrscheinlichkeit daran zu erkranken zunimmt.
Männer und Frauen sind von einer Depression unterschiedlich betroffen. So wird bei Frauen doppelt so häufig eine Depression diagnostiziert als bei Männern. Männer sprechen viel seltener über eine Depression als Frauen und gehen auch seltener zum Arzt. Entsprechend besser werden Frauen behandelt.
Das Suizid-Risiko von Männern ist dreifach höher als jenes von Frauen, bei älteren Männern ist das Risiko sogar 10-fach erhöht.
Männer greifen aufgrund von Depression auch häufig zu Alkohol.
Dabei ist eine Depression heute sehr gut behandelbar. Je früher man sie erkennt desto besser sind die Heilungschancen. Deshalb ist es auch wichtig, dass bereits erste Anzeichen und Alarmsignale richtig erkannt werden.
Dr. Josef Huber, Präsident der Ärztekammer Kärnten: „Mit neuartigen Medikamenten und entsprechenden Therapien kann man eine Altersdepression sehr gut behandeln. Wichtig dabei ist auch die Früherkennung.“
Deshalb wurden beim Hilfswerk Kärnten die Mitarbeiter im Pflegebereich eigens auf die Erkennung von ersten Anzeichen der Altersdepression geschult. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind nun darauf spezialisiert, dass sie auf Alarmsignale achten und – sofern es zur Diagnose „Altersdepression“ kommt – auch dementsprechend mit der Krankheit umgehen und unterstützen können“, erklärt Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler, Präsidentin des Hilfswerks Kärnten.
Gemeinsam handeln
Die Ärztekammer Kärnten und das Hilfswerk Kärnten haben sich gemeinsam das Ziel gesetzt, für das häufig unterschätzte Massenphänomen der Altersdepression Bewusstseinsbildung zu betreiben und dementsprechende Maßnahmen und Projekte voranzutreiben.
„Eine qualitativ hochwertige Psychotherapie ist für viele Betroffene nicht erschwinglich, da eine direkte Kostenübernahme durch die Krankenkassen nur bei wenigen Strukturen, die Verträge mit der Gebietskrankenkasse haben, erfolgt. Damit wird aber nur ein kleiner Teil der Versorgungsnotwendigkeiten abgedeckt. Darüber hinaus gibt es bei diesen Einrichtungen das Problem der langen Wartezeiten. Im Falle der Inanspruchnahme eines freiberuflich tätigen Psychotherapeuten muss der Patient das Honorar vorab selbst bezahlen und erhält nur einen kleinen Teil von der Kasse refundiert. Wer wird in Zukunft depressiven Menschen – gerade im Alter – helfen. Was werden wir mit ihnen tun. Hier muss die Politik dementsprechende Rahmenbedingungen schaffen und Vorsorge treffen“, zeichnet der Ärztekammerpräsident die Problematik auf.
Elisabeth Scheucher-Pichler: „Die Jahresinitiative des Hilfswerk Österreich widmet sich 2013 diesem Thema und möchte damit betroffenen Menschen und deren Angehörigen helfen. Da die Früherkennung bei einer Altersdepression ganz wichtig ist, möchten wir hier auch verstärkt mit den Hausärzten zusammenarbeiten.“
Erste konkrete Projekte
Die Ärztekammer Kärnten und das Hilfswerk Kärnten haben bereits ein Pilotprojekt angedacht, das in diesem Jahr noch starten soll.
So soll die Zusammenarbeit zwischen den Betreuerinnen und Betreuern des Hilfswerks und den Hausärzten intensiviert werden. Gemeinsame Visiten, Analyse des Krankheitsbildes und abgestimmte Therapien stehen dabei im Vordergrund. Eingebunden werden sollen auch Psychiater, Psychologen bzw. Psychotherapeuten vor Ort – sofern dies möglich ist. Dr. Huber: „Derzeit haben wir in Kärnten einen eklatanten Mangel an Fachärzten in diesem Bereich. Auch hier ist Handlungsbedarf seitens der Sozialversicherungsträger gegeben. Vergleicht man mit anderen Bundesländern, haben wir bei ähnlicher Bevölkerungsstruktur große Defizite.“
Informationskampagne in Kärnten
Ebenfalls in diesem Jahr ist eine gemeinsame Informationskampagne der Ärztekammer mit dem Hilfswerk geplant, bei der Veranstaltungen zu diesem Thema stattfinden sollen.
„Uns ist es wichtig, dass das große Tabu gebrochen wird. Experten rechnen damit, dass in Zukunft die Depression möglicherweise die am häufigsten gestellte Diagnose sein wird. Bereits jetzt leiden rund 400.000 Menschen in Österreich unter der Krankheit“, so die Hilfswerkpräsidentin.
Mobile Therapie
Zukunftsweisend, aber abhängig von der öffentlichen Unterstützung, ist das Hilfswerk Projekt der mobilen Psychotherapie. Elisabeth Scheucher-Pichler: „Gerade ältere Menschen können oft aus gesundheitlichen Gründen lange Fahrtstrecken nicht auf sich nehmen, um zu einer Therapie zu kommen. Außerdem spielt dabei auch die Scham eine wesentliche Rolle. Dem wollen wir entgegenwirken, in dem wir gemeinsam mit Therapeuten direkt zu den Betroffenen nach Hause fahren und sie in ihrer gewohnten Umgebung unterstützen.“
Informationsbroschüren
Das Hilfswerk bietet zu diesem Thema kostenlose Ratgeber und Broschüren und versendet diese auch gratis an alle interessierten Menschen.
Bestellungen werden unter der Telefonnummer 050 544-00 oder unter office@hilfswerk.co.at gerne entgegen genommen.
Für Rückfragen stehen Ihnen die Ärztekammer Kärnten und das Hilfswerk Kärnten gerne zur Verfügung:
Ärztekammer Kärnten
Präsidium
Telefon: 0463 / 585615
E-Mail: praes@aekktn.at
Hilfswerk Kärnten
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E-Mail: office@hilfswerk.co.at.
Foto: kk