9., 10., 11., 16., 17. und 18. Jänner 2020 jeweils um 20:15 Uhr in der theaterHALLE 11
Eine Eigenproduktion des klagenfurter ensembles in Koproduktion mit den Streunenden Wölfen.
"Wie kam man nur auf den Gedanken, dass Menschen durch Briefe miteinander verkehren können!" Zitat Franz Kafka
Regie, Textfassung und Schauspiel Michael Kuglitsch
Video David Hofer
Musikeinspielung Manfred Plessl und Oliver Welter
Vor genau 100 Jahren entstand Kafkas berühmter Brief an seinen Vater, der im Nachlass gefunden wurde und seinen Adressaten nie erreichte. Er ist Literatur und Dokument zugleich, ein rhetorisch durchdachter Text und autobiographischer Kommentar zu bedeutenden Werken des Autors.
Michael Kuglitsch über Kafka:
„Was mich an Kafka besonders fasziniert, ist die Person, die hinter der Literatur des Franz Kafka steht. Dass Kafka an Stil, Rhythmus und Wortpräzision das wunderbarste hervorgebracht hat, was die deutschsprachige Literatur je hervorzubringen imstande gewesen ist, weiß heute jeder Literaturinteressierte, fast möchte ich sagen, jedes Kind. Ich aber habe, indem ich den Brief an den Vater auf die Bühne bringe, Kafka nicht zu lesen - das soll man durchaus völlig unpersonalisiert machen, der Vorleser als quasi neutrales Sprachübermittlungsinstrument – ich habe mir hingegen vorgenommen, mir durch vermittels des Textes die Person Kafka „anzueignen“, mit anderen Worten, mit diesem Projekt unternehme ich den Versuch, die Person Kafka zu spielen.
Im Hinblick auf die Inszenierung und das Spiel standen für mich rein formal zwei Themen im Vordergrund: zum einen: wie transportiert man den emotionalen Zustand beim Schreiben eines Briefes, der ja still in Geist und Seele stattfindet, also ein innerer Mono- respektive Dialog ist, auf die Bühne? Zum anderen, wie setzt man die Körperlichkeit und den Ausdruck von Franz Kafka, der an einer schweren Krankheit litt (Kehlkopftuberkulose) und zum Zeitpunkt das Verfassens des Briefes sich in einem äußerst instabilen gesundheitlichen Zustand befand, um? Das alles durchdrungen von Kafkas großen Themen, wie seine empfundene Wertlosigkeit, seine Selbstzweifel, seine Schuldgefühle, der ständige Widerstreit von persönlicher Gefühls- und Außenwelt, die Familienverhältnisse usw. usf. Für diese Themen und mehr wies er die Schuld an den Vater und hob es im selben Moment wieder auf. Eine beinahe endlose Spirale, in der er von der Hand seines Vaters niedergedrückt wird, dieser ständige Wechsel zwischen Hoffnung, die ihm (im gleichen Augenblick) sinnlos erscheint und natürlich auch die Resignation, die wiederum Hoffnung auslöst. Am Ende des Briefes müsste fast, wie man es aus der Mathematik kennt, das Zeichen für periodisch stehen. Daher war es mir sehr wichtig, den Text klar und so ehrlich wie möglich zu präsentieren, fallweise auch Gedanken zu projizieren. Bühnenbildtechnisch gesehen war für mich vom Anfang an klar, dass ich Kafkas Schädel zeigen will, der an einen (goldenen) Käfig erinnert und als Metapher so auf der Bühne stehen wird.
Besonders wichtig war mir auch die musikalische Erzählebene, bei der mich Manfred Plessl, Oliver Welter, Aretha Franklin, Johann Sebastian Bach perfekt ergänzen und unterstützen werden. Kein geringerer als David Hofer wird die Visuals beisteuern.“
Michael Kuglitsch, geb. in Klagenfurt. Ausbildung am Kärntner Landeskonservatorium von 2006 bis 2009. Theaterarbeiten u. a. am Stadttheater Klagenfurt, an der Neuen Bühne Villach, am klagenfurter ensemble, am Volkstheater Wien, am Theater an der Walfischgasse, GarageX Wien, Theater Lehen Salzburg. Zahlreiche Film- und Fernseharbeiten. 2016 Verwirklichung des Spielfilms Valossn und 2018 Traman gemeinsam mit David Hofer, sowie Manaslu- Berg der Seelen, Regie: Gerald Salmina. Am ke war Michael Kuglitsch zuletzt in der 13. Gesang der Hölle (Regie: Peter Wagner) zu sehen.
Foto: KK