Köchl: Schikane statt Unterstützung - seit wann benötigen wir eine Rechtfertigung für Bildung?
Die türkis-grünen Neuerungen bei der „Lehre mit Matura“ sind keine Erleichterungen, sondern Erschwernisse. Wie von Bildungsminister Faßmann und die türkis-grüne Bundesregierung angekündigt, hat das Förderprogramm „Lehre mit Matura“ neue Vorgaben erhalten: Bewerberinnen und Bewerber müssen künftig ein Motivationsschreiben verfassen. Statt struktureller Unterstützung für junge motivierte Menschen, die ihre Chancen am Arbeitsmarkt verbessern wollen, gibt es neue Barrieren von der Bundesregierung.
„Ist es nicht ein wenig paradox, ständig händeringend vom Fachkräftemangel zu sprechen - um sich dann selbst der Möglichkeit zu berauben, diese jungen Menschen auszubilden, die wir dringend für Österreich brauchen?“, fragt sich auch SPÖ-Lehrlingssprecher Klaus Köchl.
Gerade für junge Menschen sei es enorm belastend, nach ihrer Vollzeitausbildung in Betrieb und Berufsschule dann auch noch am Abend die Vorbereitungskurse für die Matura zu absolvieren. Derzeit machen nur rund 5 Prozent der Lehrlinge die „Lehre mit Matura“ – neben Arbeit, Berufsschule und der Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung. Diejenigen, die zusätzlich auch noch die Matura machen, sind offensichtlich hoch motiviert - sollen sie sich dafür auch noch rechtfertigen? Ein Motivationsschreiben würde Lehrlinge einfach nur abschrecken - keinesfalls die Zahl derer die sich für „Lehre mit Matura“ interessieren, erhöhen.
„Wem bringt diese neue Barriere etwas? Was wir tatsächlich brauchen ist ein gesetzlich verankertes Recht auf Bildungsfreistellung während der Vorbereitungszeit für die Matura“, so Köchl. Lehrlinge in der Gastronomie oder im Handel seien von der „Lehre mit Matura“ de facto ausgeschlossen, weil ihre Dienstzeiten die Teilnahme an den Vorbereitungskursen nicht zuließen. „Diese Regierung stellt so gerne den Leistungsgedanken in den Vordergrund - und bestraft doch die, die tatsächlich etwas leisten und leisten wollen. Dieser Neuerungen sind keine Erleichterungen, sondern zusätzliche Belastungen und ein wenig Kosmetik rund um das Thema Lehre. Es braucht aber mehr als nur ein paar kosmetische Maßnahmen um den jungen Menschen unseres Landes, berufliche und persönliche Chancen, zu gewährleisten“, so Köchl.
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