Presseaussendung von: Dark City
Leerstände beleben, Potenziale nutzen
Gerhard Fresacher inszeniert nach Aufführungen im Radiokulturhaus Wien und im Werk X Eldorado eine weitere Variante von Franz Kafkas Erzählung „Ein Landarzt“ am 1. und 2. März in Klagenfurt. Als Bühne für diese begehbare Theaterinstallation dient das Vereinslokal in der 8.-Mai-Straße 28 in Klagenfurt, welches der Verein Dark City seit Dezember 2016 bespielt. Am 3. März wird eine Ausstellung von Gerhard Fresacher in der Sehbühne im raj eröffnet, für die er sich mit Gert Jonke auseinander setzt.
Den Vereinsmitgliedern war es wichtig einen bereits lange leer stehenden Raum im Zentrum als Arbeits- und Aufführungsort zu finden, um ein Zeichen gegen das Aussterben des Kardinalsviertels zu setzen und um Kunst im Stadtbild sichtbar zu machen. Seit Dezember werden die Räumlichkeiten im Erd- und Untergeschoss als Galerie, Atelier, Probenraum, Büro und Veranstaltungsort genutzt. Der Verein möchte auch anderen Kulturschaffenden den Raum für Proben und Veranstaltungen zur Verfügung stellen. Weil es bisher aber noch keine Förderzusage von Stadt und Land gibt, ist ungewiss, wie lange die Räumlichkeiten noch für Kunst und Kultur genutzt werden können.
Um den Raum erlebbar und um auf ihn aufmerksam zu machen, finden am 1. und 2. März multimediale Aufführungen statt, die sich thematisch um Franz Kafka drehen.
Theaterdisko nach Franz Kafkas Erzählung „Ein Landarzt“
Gerhard Fresacher inszenierte am 12. Jänner Franz Kafkas Erzählung „Ein Landarzt“ konzertant im Radiokulturhaus Wien mit über 60 Akteuren. Mitte Februar wurde das bisher erarbeitete für die Räumlichkeiten vom Werk X Eldorado adaptiert und in Form einer Theaterjamsession aufgeführt. Nach "dark city" 2007 und "glashaus menschenleer" 2012 ist dies der letzte Teil der Trilogie "town.heart.mother". Das Konzept für diese Performance wurde u.a. mit Musiker und Naked Lunch Frontmann Oliver Welter und Videoregisseur Karl Pridun erarbeitet.
Zwischen Traum und Albtraum, Anforderung und Überforderung
Franz Kafkas Erzählung "Ein Landarzt" wird szenisch erweitert, mit anderen Texten Kafkas und auch aktuellen Texten ergänzt, und mit Videokulissen und Kostümen "bebildert", mit anderen Kurzgeschichten und autobiografischen Elementen verwoben, um dem Publikum Kafka auf verschiedensten Ebenen näher zu bringen. Gerhard Fresacher erstellt ein Tableau Vivant, welches von Alb(Träumen) der Protagonisten erzählt. Alle bei Kafka vorkommenden Figuren werden ins Jetzt gehoben, bekommen ein zeitgenössisches Profil, mit dem eine Identifikationsfläche für das Publikum geschaffen wird. Es entsteht ein Bild einer Stadt in der sich der Rezipient sein Bild und seine Geschichte selbst im Getümmel der Theaterdisco sucht.
Kafkas Landarzt stellt in seiner Entwicklung das Dilemma des Menschen der heutigen Zeit dar. In dieser paradoxen Zivilisation wird der Retter zum Notleidenden, der selbst Rettung bräuchte, während der Patient stirbt. Der Landarzt sucht Schutz beim Patienten, dessen Wunde immer größer wird. Die Performance erzählt von den Träumen und Albträumen der sogenannten Randfiguren, die in die Erzählung eingeflochten werden. Die Schauspieler und Musiker werden sich gemeinsam durch den Abend jamen, sich bei Texten und performativen Elementen zum Teil unterstützen, aber auch übertönen und abwürgen.
Fresachers Arbeitsweise ist Alejandro Jodorowskys „Mouvement Panique“ ähnlich, bei dem die Handlung zwar bestimmten Linien folgt, aber auch Platz für Improvisation gelassen wird, Surreale und traumhafte Sequenzen werden von der ewigen Wiederkehr der Dinge gespeist. Zudem wird der Regisseur auch wieder als Dirigent der Theaterjamsession aktiv in das Geschehen eingreifen, die Figuren aktivieren oder erstarren lassen, und so den Abend live inszenieren.
„Das Logische ist unmachbar und das Machbare erscheint unlogisch.“, Gerhard Fresacher
Gerhard Fresacher, geboren 1972 in Horn, lebt seit wenigen Jahren wieder in Kärnten und ist ein vielseitiger Künstler an der Schnittstelle zwischen bildender und darstellender Kunst.
Seine Arbeiten sind interdisziplinär gestaltet und loten auch immer das Ende oder den Übergang zum Ende des Mediums aus. Seine ansatzlos expressiven Leistungen erzeugen in ihrer Dichte und Vielschichtigkeit immer auch narratives Gehabe und führt seine Atmosphären weiter in performative Werke, die auch methodisch im Zusammenhang mit der Arbeitsweise seiner Malerei stehen. Er lässt die Stimmung und die thematische Basis von Darstellern aufnehmen und schickt sie in eine Welt der gelöschten Verhaltensmuster, deren Repliken die Performance tragen. Er kreiert Performances, bei denen der Text die Farbe zu sein scheint, die immer wieder überdeckt oder abgekratzt wird. Die Persönlichkeit der Darsteller ist ihm hierbei der Ersatz für den Zufall in der Malerei.
Werke von Gerhard Fresacher als bildendem Künstler nicht nur im Vereinslokal in der 8.-Mai-Straße, sondern auch ab 3. März in der Sehbühne des raj, in Klagenfurt zu sehen. Die Arbeiten im raj werden sich mit Gert Jonke befassen, passend zu der am 17. März dort stattfindenden Jonke-Preisverleihung.
Verein Dark City
Dark City ist ein Verein zur Förderung künstlerischer und kultureller Aktivitäten und seit Jänner 2007 aktiv. Die Arbeit des Vereins hat den Fokus auf zeitgenössisches Kunstschaffen gelegt und versucht stets interdisziplinär einen nachhaltigen und spannenden Beitrag zur österreichischen Kulturlandschaft zu leisten. Grenzen der einzelnen Kunstparten werden mit den Projekten ausfindig gemacht und hinterfragt.
In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Projekte erfolgreich umgesetzt. Immer wieder wurden junge Kunstschaffende neben bereits etablierten Profis in die Projekte eingebunden, denn dem Verein ist es ein Anliegen den jungen Kunst- und Kulturschaffenden eine Chance und somit „Starthilfe“ zu geben.
Wichtig ist den Mitwirkenden, einen niederschwelligen Zugang zur zeitgenössischen Kunst und Kultur zu schaffen, und gleichzeitig auch für wahre Kenner spannende Projekte zu veranstalten. So sollen neue und jüngere Publikumsschichten für Gegenwartskunst begeistert werden.
Gerhard Fresacher
Jahrgang 1972, vereint verschiedene Tätigkeitsbereiche in seinen eigenen Veranstaltungen und Produktionen. Begonnen hat Fresacher als Bühnenbildner u. a. für die Wiener Festwochen, das Volkstheater Wien, das Rabenhof Theater, das Schauspielhaus Düsseldorf, Volkstheater in München, Thalia Theater Hamburg …
Fresacher arbeitet auch als Regisseur für Theater und Film. Eine langjährige Zusammenarbeit verband ihn mit Georg Staudacher, Alexander Kubelka und Georg Trattnig. Er ist zudem bildender Künstler mit bisherigen Ausstellungen u.a. in Moskau, Wien, Klagenfurt und Ljubljana.
Projekte der letzten Jahre (Auszug)
2015
the pain of beeing pure at heart
Kunstobjekt im Öffentlichen Raum, LesArtBox, Gemeinde Velden
2014
Installation im Zuge der Handball WM 2015 in Katar
Zwischenspiel am See, LAND IN SICHT, transformale 2015
Konzept, Regie
Stift Ossiach, Kärnten
Serie „Bücherkino“
Regie, Konzept, Textauswahl
Servus TV, Salzburg
2013
Wetterleuchten auf den Zungenspitzen
Regie
Garage X, Wien
Staatsmänner nach William Shakespeare
Regie, Buch, Ausstattung
Neue Bühne, Villach
2012
Glashaus menschenleer
Regie
Garage X, Theater am Petersplatz und label-1
BURN OUT | KAFKA
Am 1. | 2. März, ab 18 Uhr im Raum8, 8.-Maistrasse 28, Klagenfurt
Mit Christoph Griesser, Michael Kuglitsch, Seppi Ess (und weiteren Gästen)
Eintritt (nur AK): 10€ | 5€
GERHARD FRESACHER gestaltet die SEHBÜHNE
Vernissage | am 3. März, ab 19 Uhr, Badgasse 7, Klagenfurt
Eintritt frei!
Foto: KK