Presseaussendung von: Büro Landeshauptmann-Stv.in Dr.in Beate Prettner
LHStv.in Prettner: Demografische Entwicklung stellt neue Herausforderungen an Medizin
Klagenfurt (LPD). Das Haus der Geriatrie am Klinikum Klagenfurt am Wörthersee feierte vor kurzem sein 100-jähriges Bestehen. Eine Zeitspanne, in der sich nicht nur das Alter der Patienten, Krankheiten und Behandlungen erheblich veränderten. Heute ist das Haus der Geriatrie eine Abteilung, die angesichts der demografischen Entwicklung immer bedeutender wird. Sie arbeitet intensiv mit anderen Fachabteilungen zusammen – etwa der Unfallchirurgie oder Neurologie. Diese Interdisziplinarität wird sich künftig weiter intensivieren – denn die gesamte Medizin wird sich in den kommenden Jahrzehnten geriatrisieren – so wird es zum Beispiel eine Alterstraumatologie oder eine Alterschirurgie geben.
In einer gemeinsamen Pressekonferenz zogen heute, Freitag, Kärntens Gesundheits- und Krankenanstaltenreferentin LHStv.in Beate Prettner, Hartwig Pogatschnigg (Medizinischer Direktor), Georg Pinter (Leiter Haus der Geriatrie) und Rudolf Likar (Leiter der Anästhesiologie und Intensivmedizin) eine Bilanz und gaben Ausblicke auf zukünftige Herausforderungen.
Um ältere Menschen bestmöglich zu betreuen, initiierte Pinter gemeinsam mit Likar, Herbert Janig, Olivia Kada und Karl Cernic das Projekt „Gut versorgt im Pflegeheim“, das von der Politik unterstützt und aus Mitteln des Kärntner Gesundheitsfonds finanziert wird. „Mit diesem Projekt können wir einen doppelten Mehrwert erzielen, denn einerseits steigt die Lebensqualität der Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner, weil belastende Fahrten ins Krankenhaus auf das notwendige Maß reduziert werden können. Andererseits erreichen wir so natürlich auch eine Entlastung der Ambulanzen, indem nicht für eine Spitalsambulanz indizierte Behandlungen direkt im Pflegeheim durchgeführt werden können“, betonte Prettner. Dem Aufgabenbereich der Geriatrie komme angesichts der demographischen Entwicklung eine immer größere Bedeutung zu. „Nicht zuletzt aus diesem Grund wurden im Bundeszielsteuerungsvertrag der Gesundheitsreform bundeseinheitliche Qualitätsstandards für die geriatrische Versorgung festgelegt, wobei Kärnten hier bereits jetzt eine absolute Vorbildrolle einnimmt. Im stationären Bereich entfallen 9,67 Prozent der Gesamtbetten in den Kärntner Fondskrankenanstalten bereits heute auf den Bereich der Akutgeriatrie und Remobilisation, während der Bundesschnitt erst bei 5,53 Prozent liegt“, so Prettner.
„Eigentlich geht die Geschichte meiner Abteilung zurück bis ins Jahre 1896, als das LKH Klagenfurt am 29. August eröffnet wurde. Damals wurden die Landeswohltätigkeitsanstalten neu gebaut und eröffnet. Dazu gehörten das LKH Klagenfurt, das Irrensiechenhaus, das Kinderspital, das Landeskrankenheim, die Taubstummen- und Blindenanstalt, das Männerblindenheim und das Landessiechenhaus. In letzterem wurden nicht nur ältere Menschen, sondern auch schwer beeinträchtigte und neurologische sowie psychiatrische Patienten untergebracht“, erzählt Pinter mit Blick auf das original erhaltene „Siechenstandbuch“, in dem die betreuten Patienten zwischen 1879 und 1925 vermerkt wurden. Heute hat sich die Geriatrie zu einem wichtigen Partner für andere Fachdisziplinen entwickelt. „Wir arbeiten sehr eng mit vielen Abteilungen des Klinikums (Notfallmedizin, Unfallchirurgie, Neurologie, Psychiatrie etc.) zusammen“, erzählte Pinter aus dem Alltag.
Die häufigsten Krankheitsbilder seiner Patienten, die im Schnitt 85 Jahre alt sind, sind chronische Herzschwäche, chronische und akute Lungenerkrankungen, kognitive Störungen, Inkontinenz, chronischer Schmerz, Folgen von Frakturen und vor allem Gebrechlichkeit (Frailty).
Wichtigstes Ziel der modernen Geriatrie: Die Erhaltung oder Rückgewinnung von Funktionalität und Lebensqualität. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wieder: Rund 75 Prozent der Patienten werden schon nach einigen Tagen (10-14) wieder von der Akutgeriatrie nach Hause entlassen. „Das Haus der Geriatrie besteht heute aus der Akutgeriatrie/Remobilisation (3 Stationen – 76 Betten), der geriatrischen Tagesklinik (20 Behandlungsplätze) und der Abteilung für chronisch Kranke (120 Betten). Etwa 1400 Patienten werden jährlich an der Akutgeriatrie behandelt, 300 an der Tagesklinik und an der Abteilung für chronisch Kranke wurden 2013 40.000 Pflegetage gezählt“, erklärte Pogatschnigg.
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