Die täglich neuen Herausforderungen und Wirren der Pandemie fallen ganz offensichtlich der Jugend zum Opfer. Erneut heißt es für sie auch weiterhin homeschooling und wenn geht, Zuhause bleiben. Die permanenten Änderungen, Absagen und Verschiebungen im Coronajahr haben vielen jungen Menschen ihre Pläne über den Haufen geworfen.
Vermehrt attestieren Fachleute Depressionen und psychische Erkrankungen bei Kindern im Jugendalter.
Dr. Christoph Schneidergruber, Fachlicher Leiter Hermann-Gmeiner-Zentrum, Ambulatorium Kinder-und Jugendneurologie und Psychiatrie, eine offene Einrichtung von SOS-Kinderdorf:
„Dieser 2. Lockdown ist für uns alle, und natürlich ganz besonders für Kinder und Jugendliche eine große Belastung. Wir merken dies vor allem in unseren Ambulatorien. Besonders emotional vorbelastete Kinder und Jugendliche reagieren verstärkt mit Angststörungen, Depressionen bzw. psychischen Symptomen.“
Schon naturgemäß hadern Jugendliche mit ihrer Umwelt und eigenen Existenz, pubertieren sinnsuchend zwischen all den vielen Angeboten und Verlockungen, die das Leben für sie bereit hält. UND JETZT? Derzeit sind ihre Bewegungsmöglichkeiten samt Perspektive stark eingeschränkt. Neugierde und Experimente haben wenig Platz.
Coronazeit stiehlt Jugend
„Mir fällt auf, dass sich fast alle Kinder und Jugendliche sehr bemühen alle Vorschriften wie Maskentragen, soziale Distanz, einzuhalten, das macht mir Sorgen! Uns Erwachsene begeistert dies vielleicht, wie brav alle mitmachen, aber uns muss klar sein, das wichtige Grundbedürfnisse wie sozialer Kontakt zu Freunden, Körperlichkeit, Anerkennung, Exploration der Umwelt, Gefühle, Aggressionen, sexuelle Entwicklung, u.s.w. unterdrückt werden müssen und dies über einen sehr langen Zeitraum hindurch. Dies hat Folgen und die Verschiebung in die digitale Kommunikation ist kein adäquater Ersatz. Ich höre oft von Jugendlichen, das diese Coronazeit Ihnen ihre unbeschwerte Jugend stiehlt. Dies sollten wir ernst nehmen“ so Schneidergruber.
Augenmerk auf Kinder!
„Ich glaube wir Erwachsene und auch Eltern sollten jetzt großes Augenmerk darauflegen, möglichst viel Zeit für unsere Kinder zu haben. Mit ihnen spielen, tanzen, kochen, kuscheln, viel in der Natur unternehmen und solche Dinge, einfach um möglichst ihren Grundbedürfnissen zu entsprechen.“
Jetzt sind WIR an der Reihe!
Heidi Fuchs, Geschäftsleiterin von SOS-Kinderdorf, appelliert an die Erwachsenenwelt:
„So viele junge Menschen haben sich in diesem Jahr für unseren Zusammenhalt und unsere Gesellschaft eingesetzt. Sie sind diejenigen, die unsere Welt mit den vielfältigen Erfahrungen dieser Zeit in die Zukunft führen werden. Wir können uns auf die junge Generation verlassen. Sie brauchen mehr denn je Orientierung und ehrliche Perspektiven. Dafür braucht es jetzt eine mutige, umsichtige und kinderfreundliche Erwachsenenwelt. Dieses Jahr muss in Sachen Kinderrechte ein Ausnahmezustand bleiben, denn diese kamen auf Grund von Corona deutlich zu kurz.“