Presseaussendung von: lend|hauer
Der Lendhafen wurde mit dem lend|art' 2 - Projekt "Carinthian Horizon" von Ernst Logar erneut zum Ort für Kunst im öffentlichen Raum.
Eigens für den Kunstraum Lendhafen hat Logar sein "invisible Oil" Projekt aus dem Jahr 2008 fortgeführt und in neue Zusammenhänge gesetzt. Die temporäre in den Himmel hochragenden Skulptur einer künstlichen Bohrinsel wurde konzipiert und schließlich gemeinsam mit dem Verein lend|hauer verwirklicht.
Mit dem Titel der Installation "Carinthian Horizon" verweist Ernst Logar auf eine der schlimmsten ökologischen Katastrophen des 21. Jahrhunderts.
2010 sank nach einem Blowout die von BP betriebene Ölbohrinsel "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko. Über 80 Tage strömte unkontrolliert Öl ins Meer. Bis heute ist nicht klar, welche Spätfolgen für das Ökosystem noch zu erwarten sind.
Logars 8 Meter hohe künstliche Bohrinsel fungiert als Erinnerungsstütze, sozusagen als künstlerisches Symbol der Haider Ära. Die schüttelnden Hände aus Gurk bilden die Spitze der Bohrinsel und sind mit geschreddertem Geld gefüllt, nicht nur diese, sondern auch der Rest der gesamten Bohrinsel wurde damit bedeckt, als symbolische Andeutung für den missbräuchlichen Umgang mit Geld.
Noch heute sind die Folgen der politischen Entscheidungen zu spüren. Kärnten stand schon kurz vor dem Konkurs. Die Löwen im Kärntner Wappen auf der Ostseite von Logars Bohrinsel, wurden durch Paragraphenzeichen ersetzt. Hier stellt der Künstler die Frage, wer durch die Justiz noch zur Rechenschaft gezogen wird.
Blowout, das unkontrollierte Strömen, kann aber auch positiv gelesen werden: als unaufhaltsames zu Tage treten, als Chance aus Vergangenem zu lernen ...
Der Klagenfurter in Wien lebende Ernst Logar (*1965) befasst sich in seinen Werken mit verborgenen Machtpolen, die latent auf Politik und Gesellschaft wirken und maßgeblich unser Denken und Handeln mitbestimmen. Seine Arbeitsweise zeigt einen starken Recherchecharakter. Logar forscht über Monate, manchmal auch über Jahre hinweg nach sozialen, politischen, historischen oder ökonomischen Themen. Er setzt diese oftmals in Zusammenhang mit den verdrängten Fragen aus der Geschichte Österreichs.
In seinem „Invisible Oil“ Projekt, das 2008 mit einer Ausstellungseinladung im Peacock Visual Art in Aberdeen, im Nordosten von Schottland seinen Ausgang nahm, thematisierte Ernst Logar das Material Erdöl und dessen Bedeutung als Grundlage unserer modernen Zivilisation am Beispiel der schottischen Stadt Erdölmetropole Aberdeen. Logar untersuchte nicht nur das Material Rohöl und dessen Förderbedingungen, sondern fragte nach den wirtschaftlichen, politischen und sozialen Verstrickungen der Nordsee-Ölindustrie mittels verschiedener künstlerischer Medien. Es entstanden Fotografien und zahlreiche künstlerische Arbeiten, einerseits aus Rohöl aber auch aus Plastik. Eine dieser Arbeiten waren die kurzlebigen aus Plastikschwemmgut hergestellten Plastik-Bohrinseln.
Ernst Logar studierte an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz(„Experimentelle Visuelle Gestaltung“, 1997-1999) und an der Universität für angewandte Kunst Wien MedienübergreifendeKunst,1999-2004).
Seit 1995 zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, sowie Projekte im öffentlichen Raum, z.B. "Welcome to Europe - Insha´Allah" Museumsquartier Wien, 2014.
Ausstellungsdauer von 05. August bis 15. September 2016
Foto: Gerhard Maurer/KK