Presseaussendung von: Arbeitskreis der Sprecher der Klagenfurter Bürger-initiativen gegen das GDK-Projekt Klagenfurt
16.04.2012 .Nach dem offensichtlichen Scheitern der Pläne für das Monster-Gaskraftwerk träumt der Stadtwerke-Vorstand von einem kleineren Stromkraftwerk wiederum mit dem Brennstoff Gas. Von Vertretern der im Verfahren agierenden Bürgerinitiativen wurde dieses Ansinnen entschieden abgelehnt. Mit dem in Betrieb befindlichen bzw. genehmigten Biomassewerken Südring und Lendorf sowie zwei Heizkesseln mit Gasbetrieb kann jedenfalls die Fernwärmeversorgung kostengünstig und umweltfreundlich sichergestellt werden. Aufgrund steigender Wärmedämmung ist der Fernwärmebedarf weiter fallend. Stromerzeugung im klimatisch sensiblen Klagenfurter Becken (Inversionswetterlage) sollte tunlichst vermieden werden.
Bürgermeister Scheider ruft nach einem „Express-Plan-B“ und die Stadtwerke liefern wieder vollkommenen Unsinn. „Ein kleineres GDK und etwa sechs Hackschnitzelwerke, jedes so groß wie das Hirsch-Werk am Südring" lautet das Alternativkonzept von Stadtwerke-Chef Karré. Die Kronenzeitung am Samstag spricht von 250 Mio. Euro Gesamtkosten.
Offensichtlich benötigen die STW-Experten und Großprojektsüchtige umfangreiche Hilfestellung um die einfachsten Grundlagen der Energiewirtschaft zu verstehen. Klagenfurt ist und bleibt eine Kleinstadt mit 90.000 Einwohnern, 23500 Fernwärmeanschlüssen und einen Wärmebedarf von 350 GWh/Jahr. Dieser Wärmebedarf wird bis 2025 auf 200 GWh/Jahr absinken. Dies aufgrund von weiteren Wärmedämm-Maßnahmen wie derzeit beim Kelag-Gebäude. Dies zeigen alle seriösen Berechnungen und eine Untersuchung des Gebäudebestandes von Klagenfurt.
2006 haben die GDK-Planer dagegen noch eine Verdoppelung des Fernwärmebedarfs auf ca. 680 GWh/Jahr angenommen. Diese Fantasiezahl war die Grundlage für das GDK und alle 14 Alternativvarianten, die vom Bürgermeister und den Stadtwerke-Chef so gerne vorgezeigt werden. Wie nicht schwer zu erkennen, sind diese Konzepte aus 2006 vollkommen veraltet, falsch, unbrauchbar und entsprechen nicht mehr der heutigen Situation der Energiewirtschaft.
Der von heute 350 GWh auf 200 GWh bis 2025 sinkende jährliche Wärmebedarf ist daher die Berechnungsbasis für jedes vernünftige Fernwärmekonzept von Klagenfurt.
Das existierende Hirsch-Werk lieferte in den letzten Jahren 100 GWh, d.h. ein Viertel der Klagenfurter Fernwärme, 2011 sogar 130 GWh. Den Rest liefert ein seit Dezember mit Erdgas betriebenes Fernheizwerk.
Ein solides Alternativkonzept sieht daher vor, dass der Grundbedarf von 200 GWh, bzw. 50% der Fernwärmemenge, mit 2 Biomassekraftwerken, dem bestehenden Hirsch-Werk und dem bereits behördlich genehmigten Lendorf-Werk erzeugt werden. Der Spitzenlastbedarf (die restlichen 50%) könnten mit einem umgebauten oder neuen Erdgas-Fernheizwerk produziert werden. Ein solches Spitzenlast-Heizwerk erzeugt nur Wärme und ist nur wenige Monate pro Jahr in Betrieb. Daneben bleiben die 10 dezentralen Heizwerke.
Wie die Wärmebedarfsprognose deutlich zeigt, wird die Auslastung dieser Werke bis 2025 zurückgehen. Daher ist es sinnvoll genau zu prüfen, ob man für die Übergangsphase nicht mit dem bestehenden, sanierten Fernheizwerk und den dezentralen Heizwerken auskommt. Nach den verfügbaren Gutachten hält das FHW-Gebäude noch mindestens 20 Jahre. Die Kessel können sofort durch die bereits gekauften und eingelagerten 4 Mio. Euro teuren Kessel ersetzt werden. Es fehlt nur eine NOx-Filteranlage um wenige Mio. Euro. Der Rest ist Effekthascherei der Stadtwerkemanager und der Politiker. Sogar ein neues 100 MW Erdgas-Fernheizwerk würde nur 15 Mio. Euro kosten. Wesentlich wirtschaftlicher sind aber forcierte und geförderte Investitionen in die Wärmedämmung der Klagenfurter Gebäude.
Wir sind gegen eine Stromerzeugung durch Erdgas oder Heizöl in Klagenfurt, die große Investitionen erfordert, die unwirtschaftlich und extrem riskant ist (=Fachmeinung der Energiekonzerne) und die Schadstoffbelastung im Klagenfurter Becken wesentlich erhöht. Der Zukauf von Strom ist jedenfalls kostengünstiger. Die Erdgaskraftwerke in Deutschland, Italien und Österreich werden wegen der hohen Gaspreise nur gering ausgelastet. Die Stadtwerke Linz müssen beispielsweise aus wirtschaftlichen Gründen die Stromerzeugung mit dem eigenen Gaskraftwerk einschränken und kaufen den notwendigen Strom extern zu günstigeren Preisen. Will man unbedingt Strom für 28.000 Haushalte erzeugen, so sollte man die Abwärme der Gasverdichterstation der TAG-Pipeline in Ruden/Völkermarkt nicht sinnlos in die Luft blasen sondern für die Stromerzeugung nutzen. Das Vorzeigeprojekt Weitendorf/Graz zeigt dies eindrucksvoll.
Klagenfurt hat die Möglichkeit mit geringen Investitionen ein sehr kostengünstiges und umweltfreundliches Fernwärmesystem zu betreiben. Außer man wiederholt die Fehler der Vergangenheit, vertraut den gescheiterten „Experten“ und startet das nächst Wahnsinns-Projekt. Wir fordern eine genaue und nachvollziehbare Planung des Fernwärmesystems. Mit der im Jahre 2005 abgebrochenen Fernheizwerk-Sanierung (5 Mio. Euro) und den 14 Mio. Euro GDK-Projektkosten wurde schon genug Geld der Stadtwerke-Kunden und Steuerzahler vernichtet.