Alexander Van der Bellen hat sich gegen Norbert Hofer durchgesetzt. Deutlich. Viel deutlicher als bei der ersten Stichwahl. Jetzt bereut die FPÖ es wohl, die Wahl angefochten zu haben, denn hätte sie das Wahlergebnis vom Mai anerkannt, könnte sie sich damit trösten, zwischen dem Wahlsieger und dem blauen Kandidaten würden nur ein paar tausend Stimmen liegen. Diesmal aber hat das österreichische Wahlvolk eine klare Ansage gemacht. Norbert Hofer wurde mit Abstand auf die Plätze verwiesen. Dennoch: fast 47 Prozent wollten Hofer zum Präsidenten haben. Das sind ganz schön viele. Van der Bellen muss jetzt versuchen, die Gräben, die der lange Wahlkampf aufgerissen hat, zu überbrücken und ein Präsident aller Österreicherinnen und Österreicher zu sein. Die Chancen stehen gut, das er das schaffen wird.
Warum wird er das schaffen? Weil Van der Bellen nie radikal oder extrem aufgetreten ist, da er kein radikaler oder extremer Mensch ist. Er droht nicht mit der Entlassung der Regierung oder einem EU-Austritt und er hat nie gesagt, wir würden uns noch wundern, was alles möglich sein werde. Der „Klage“ hat den neuen Präsidenten Österreichs persönlich kennengelernt und mit ihm diskutiert. Dabei hat er gemerkt, dass Van der Bellen tatsächlich so ist, wie er im Fernsehen auftritt. Er interessiert sich wirklich für die Sorgen und Nöte der Menschen. Er weiß, dass viele Leute Angst haben und dass die Politik gegen diese Ängste was tun muss. Das spielt er nicht, das ist ehrlich. Und genau diese Ehrlichkeit war es wohl, die ihm letztlich den doch deutlichen Sieg verschaffte. Van der Bellen hat sich nie angebiedert, sich nie verbogen. Und obwohl Norbert Hofer ihm im letzten TV-Duell andauernd vorgeworfen hatte, zu „lügen“, haben sehr viele Menschen gespürt, dass das nicht stimmt, dass Van der Bellen eben nicht lügt, sondern zu seinen Überzeugungen auch dann steht, wenn seine Gegner einen starken Gegenwind stürmen lassen.
Von diesem Wahlsieg sollten die politischen Parteien in Österreich, ja in ganz Europa was lernen. Sie können davon lernen, dass man zu seinen Überzeugungen stehen sollte, statt irgendwelchen Umfrageergebnissen oder Schlagzeilen in den Krawall-Zeitungen hinterher zu hecheln. Sie können davon lernen, dass am Ende des Tages Beständigkeit und Ehrlichkeit belohnt werden. Sie können davon lernen. dass man mit einem geraden Rückgrat auch gegen rabiate Populisten gewinnen kann. Ein demokratischer Politiker kann nicht rechter als die Rechten sein oder linker als die Linken. Versucht er das, werden nur die extremen Ränder davon profitieren. Die Bevölkerung will klare Ansagen und Politiker, die nicht heute das und morgen dies sagen. Wenn man das beherzigt, kann man Mehrheiten erreichen.