Lotterien sind Glücksspiele, und selten trifft ein Hauptgewinn jemanden, der es wirklich verdient hätte oder der es gut gebrauchen kann. Eine Ausnahme ist hier die spanische Weihnachtslotterie, die seit über 200 Jahren alle Spanier in der Vorweihnachtszeit mit Lottofieber ansteckt. Kein Wunder, wenn man weiß, dass die Gewinnsumme insgesamt über 2,2 Milliarden Euro beträgt.
Eine Lotterie zur Aufbesserung der Kriegskasse
Ursprünglich wurde die nationale Lotterie in Spanien gegründet, weil der Kriegsminister im 18. Jahrhundert mehr Geld für die Kriegsführung in den Kolonien (vor allem das heutige Mexiko) brauchte, aber keine neuen Steuern eingeführt werden sollten. Die Bevölkerung nahm diese Art der Geldbeschaffung aber so gut an, dass das spanische Parlament 1811 ein neue Form der Lotterie mit höheren Gewinnen schaffen wollte – die heutige Form der Weihnachtslotterie war geboren. 1812 wurde sie erstmals durchgeführt, doch sollte es noch 80 Jahre dauern, bis sich der Name „Sortéo de Navidad“ (Weihnachtslotterie) durchgesetzt hatte. Bis heute haben sich weder die Ziehung selber noch die fünfstelligen Losnummern verändert.
Die Lotterieziehung – Weihnachtsgeschenke schon am 22. Dezember
Die alljährliche Ziehung der Gewinnlose ist jedes Jahr auch eine große öffentliche Show, bei der unzählige Menschen live dabei sein wollen, wenn der „El Gordo“, der dicke Hauptgewinn, ermittelt wird. Gezogen werden die Gewinnlose und die Höhe des Gewinns von Kindern aus der Schule „San Ildefonso“, einem früheren Waisenhaus, die auch direkt von den Einnahmen der Lotterie begünstigt wird. Die Kinder werden speziell ausgewählt und tragen die Losnummern und die Höhe des Gewinns singend vor.
Da der Lospreis für ein ganzes Los bei 200 Euro liegt, kaufen viele Spanier nur ein Decimo, ein Zehntellos. Da die Höhe von El Gordo 4 Millionen Euro beträgt, ist auch ein Zehntel des Gewinns ein schöner Batzen Geld. Noch besser ist, dass jede Losnummer 160 Mal verkauft wird, und es mit den Zehntellosen somit bis zu 1600 Gewinner geben kann. Kein Wunder, dass ein Weihnachtslotterie-Los eines der beliebtesten Geschenke in Spanien ist, und fast jeder Spanier versucht mitzumachen. Gerade in der Wirtschaftskrise haben damit auch diejenigen Glück, die sonst eher vom Schicksal gebeutelt sind: Arbeiter, deren Betriebe in die Insolvenz gingen, Pensionisten oder solche, die nach der Schließung eines Betriebs arbeitslos sind.
Gerade bei der Weihnachtslotterie scheint das öfter der Fall zu sein, als in sonst einer Lotterie, vielleicht ein kleines bisschen himmlische Gerechtigkeit? So wäre es auch jene Personen zu gönnen, die besonders unter dem Hochwasser 2014 gelitten haben, bei der heurigen Ziehung begünstigt zu werden.
Weihnachtslottofieber auch in Österreich
Die Lose dürfen nur von autorisierten Spanischen Verkaufsstellen ausgegeben, somit kann man in Österreich nur schwer an solch ein Los kommen. Das Internet macht es dennoch möglich: auf https://www.lottoland.at kann man Lose erwerben, und dabei ein kleines bisschen von einem Weihnachtswunder mit El Gordo träumen.