Presseaussendung von: Büro LH DörflerundBüro LR Martinz
LH Dörfler, LR Martinz und LR Ragger bei Jubiläumsfeier - Ehrenzeichen des Landes für Agrarnetzwerkerin Gertraud Pichler
Klagenfurt (LPD). In der Landwirtschaftlichen Fachschule (LFS) St. Andrä wurden heute, Samstag, drei besondere Jubiläen gefeiert: 100 Jahre landwirtschaftliche Fachschulausbildung im Lavanttal, 50 Jahre Standort St. Andrä und 60 Jahre Absolventenverband. Außerdem wurde der diesjährige Absolventen- und Meistertag abgehalten. In diesem Rahmen zeichneten Landeshauptmann Gerhard Dörfler und Agrarlandesrat Josef Martinz die frühere Bundesbeamtin und Agrarnetzwerkerin Gertraud Pichler mit dem "Ehrenzeichen des Landes Kärnten" aus.
"Ein gutes Land braucht eine gute Landwirtschaft, eine gute Landwirtschaft braucht eine gute LFS", betonte der Landeshauptmann. Er hob besonders das Leitbild der Schule hervor, der die Vermittlung von Werten wie Familie, Erfurcht vor dem Leben und der Natur sowie Sparsamkeit und Nachhaltigkeit ein zentrales Anliegen ist. Heute fehle es in der Gesellschaft vielfach an Respekt und Miteinander, sagte Dörfler und verwies auf Studierende, die kürzlich die Wissenschaftsministerin bei einer Protestaktion übel beschimpft haben. Die LFS St. Andrä sei hingegen eine zutiefst menschliche Schule, über die auch die Generationen noch verbunden seien.
Dörfler ging auch auf die Diskussion über Lebensmittel- und Milchpreise ein. Er verwies auf die Unmengen an Lebensmitteln, die verpackt weggeworfen werden. Früher habe man mit Essen noch harte Arbeit und Respekt verbunden, heute sei es ein Wegwerfartikel. Handelsgiganten würden über die Lebensmittelpreise bestimmen, dabei sollte der Produzent die Preise machen. Es sei Aufgabe von Politik und Bevölkerung, hier einen Umkehrschluss einzuleiten. "Wir Kärntner haben noch die Möglichkeit, selbst gute Lebensmittel zu kaufen. Das muss den Konsumenten stärker bewusst gemacht werden", rückte er die Direktvermarkter und ihre "hochwertigen Erlebensmittel" in den Blickpunkt. Es gelte, dem hohen Druck bei der Preisgestaltung entschieden entgegenzuwirken: "Aus Verantwortung für Österreich, für den ländlichen Raum, für die bäuerliche Jugend."
Für Martinz ist die Landwirtschaft das wesentliche Fundament der Gesellschaft. Sie stelle außerdem eine zukunftsträchtige Profession dar, habe viele Perspektiven und Möglichkeiten. Der Agrarreferent nannte drei wichtige Bereiche: Energie, Fläche und Lebensmittel. Bei den Lebensmitteln habe Kärnten große Stärken durch Regionalität und Qualität. "Wir stehen dem Konsumenten als Partner zur Seite, er kann sich auf unsere Lebensmittel verlassen", betonte Martinz. In diesem Sinne verwies er auf die Wichtigkeit fundierter Ausbildung in der Landwirtschaft. An der LFS St. Andrä werde diese zusammen mit Lebensbildung für die jungen Menschen geboten. Hier sei bei Schülern, Lehrern und Absolventen auch ein Band der gemeinsamen Verantwortung für das Land Kärnten zu spüren.
Schuldirektor Johann Muggi gab einen Rückblick über die letzten hundert Jahre. Der erste Schulstandort war 1910 die landwirtschaftliche Winterschule in Wolfsberg, die damals 16 Schüler besucht haben. Sie wurde durch eine Privatinitiative von Gewerke Johann Offner gegründet. Nach mehreren verschiedenen Standorten wurde 1960 das neue Schulgebäude in St. Andrä seiner Bestimmung übergeben. Heute hat die LFS laut Muggi 153 Schüler, darunter fünf Mädchen.
St. Andräs Bürgermeister Peter Stauber betonte, dass die Gemeinde sehr stolz auf diese Schule sei: "Sie ist in den Herzen und Köpfen unserer landwirtschaftlichen Betriebe verankert." Der Präsident der Landwirtschaftskammer Kärnten, Walfried Wutscher, ist selbst Absolvent der LFS St. Andrä, seine ganze Familie sei eng mit der Schule verbunden. Er hob die Bedeutung der Landwirtschaft in den Bereichen Lebensmittel, Rohstoffe und Lebensraum hervor sowie die Wichtigkeit der "besten Ausbildung für unsere Landwirte".
Mit vielen Emotionen war die Ehrung von Gertraud Pichler verbunden, der Tochter des früheren LFS-Direktors Wolfram Pichler. "Sie haben sich für Kärnten und die Landwirtschaft intensiv eingesetzt, haben erkannt, dass neue wirtschaftliche Akzente notwendig sind. Und sie haben es verstanden, in Wien die Hebel so zu drehen, dass viel Gutes für Kärntens Landwirtschaft herauskommt", dankte ihr der Landeshauptmann. Pichler dankte für die Ehrung zutiefst gerührt. Der Glauben an die Landwirtschaft sei immer ihre Lebensphilosophie gewesen, ihr Vater habe ihr in diesem Sinne viel Lebensweisheit und Kraft mitgegeben. "Ich durfte mein Leben lang der Landwirtschaft dienen", sagte Pichler.
Die gebürtige Wolfsbergerin war u. a. im Schuldienst an der LFS Buchhof in Kärnten, an der HBLA Kernaten in Tirol und an der Agrarpädagogischen Akademie in Wien tätig. Von 1977 bis 2009 war sie im Landwirtschaftsministerium für die hauswirtschaftliche Beratung verantwortlich. Außerdem war sie vier Jahre lang Weltpräsidentin und vier Jahre lang Vizepräsidentin des internationalen Hauswirtschaftsverbandes.
Durch Pichlers Initiative wurden in allen Fachbereichen wie "Urlaub am Bauernhof", "Schule auf dem Bauernhof", "Seminarbäuerinnen", "Direktvermarktung", "Lebensqualität Bauernhof" und in der Bäuerinnenarbeit bundesweit abgestimmte Aktivitäten und Bildungsprogramme entwickelt. Auch hat sie viel zur Entwicklung des landwirtschaftlichen Schulwesens in Kärnten beigetragen. Durch ihre internationalen Kontakte und Tätigkeiten konnte sie immer wieder hochkarätige Agrar-Veranstaltungen in Kärnten organisieren. Unter anderem hat Pichler den ersten Bundeshauswirtschaftscup ins Leben gerufen.
Bei der heutigen Jubiläumsfeier konnten Direktor Muggi und Anton Heritzer vom Absolventenverband unter den zahlreichen Gästen u. a. Bundesratspräsident Peter Mitterer, Soziallandesrat Christian Ragger, Landtagsabgeordneten Hans-Peter Schlagholz, Unternehmer Hans Michael Offner und Landesschulinspektorin Stefanie Grabuschnig begrüßen. Für die musikalische Umrahmung sorgte das Bläserensemble der LFS St. Andrä.
Infos unter www.lfs-st-andrae.at
Foto: LPD/Bodner