Presseaussendung von: Agentur Katja Kommt
Die Kinder der Mitarbeiter des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan sind am Heiligen Abend im Krankenhaus als Engel unterwegs. Sie schwirren durch die Gänge, verteilen kleine Geschenke und besuchen auch jene Patienten, die Weihnachten auf der Palliativstation verbringen müssen. Sie bringen Leben und kindliche Fröhlichkeit mit. Es ist ein schönes und friedvolles Weihnachtsfest auf der Abteilung, weiß Palliativmediziner Prim. Priv.-Doz. Dr. Michael Zink.
Herr Prim. Zink, können Sie Patienten letzte Wünsche erfüllen?
Prim. Priv.-Doz. Dr. Michael Zink: Jeder Patient hat Wünsche, die er nach seiner Wichtigkeit und Machbarkeit ordnet. Gerade zu Weihnachten versuchen wir zu erfüllen, was gewünscht wird – manchmal ist es der Wunsch nach einem Christbaum im Krankenzimmer oder der Besuch des eigenen Hundes.
Wie sagt man einem Menschen, dass er nicht mehr lange leben wird?
Als erste und wichtigste Botschaft muss man den Patienten mitteilen, dass es für seine Erkrankung keine Heilung mehr gibt, und dass wir aus diesem Grund unser Therapieziel von der Lebensverlängerung hin zur Verbesserung der Lebensqualität ändern. Wie das Gespräch dann weitergeht, ist im Einzelfall immer sehr persönlich, und das ist vielleicht das Wichtigste – wir sagen es persönlich und mit Herz.
Können Sie dem Patienten mitteilen, wie lange er noch leben wird?
Eine Aussage wie „Sie werden mit dieser Erkrankung noch drei Monate leben“ gehört in Hollywood-Filme, aber nicht auf die Palliativstation. Die wissenschaftlichen Fakten, die wir kennen, erlauben immer nur Rückschlüsse auf Gruppen von Patienten mit bestimmten Erkrankungen. Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass diese Fakten nie einen Rückschluss auf den Einzelfall erlauben. Ich spreche gerne davon, dass nur der liebe Gott weiß, wie lange unser Leben auf Erden noch andauert.
Angst ist die Begleitmelodie, wenn es um das Thema Lebensende geht. Welche Ängste plagen die Patienten?
Patienten haben unterschiedlichste Ängste am Lebensende. Sie hängen häufig mit der Erkrankung des Patienten zusammen. So hat zum Beispiel ein Patient mit schwerer Raucherlunge und COPD Angst vor dem Ersticken. Ein anderer Patient vielleicht Angst vor Schmerzen und viele Patienten Angst vor dem Alleinsein. In allen diesen Fällen können wir unsere Patienten beruhigen, da wir ihnen auf dem gemeinsamen Weg zeigen, dass wir da sind als Menschen und auch als Ärzte und Pflegepersonen mit hoher Kompetenz.
Wie sollte man damit umgehen, wenn im Freundeskreis jemand schwer krank ist?
Häufig werden Menschen, die schwer erkrankt sind, nicht mehr besucht, weil man nicht weiß, wie man mit Ihnen sprechen soll. Auch, weil man sich nicht mit der Endlichkeit des Lebens beschäftigen möchte. Das Wichtigste ist: Gehen Sie zu ihren Freunden, wenn sie schwer erkrankt sind, hören Sie zu, unterstützen sie und begleiten sie als Mensch und Freund.
Wie sind Sie zur Palliativmedizin gekommen?
Ich habe als junger Arzt viele Narkosen für Patienten mit urologischen Erkrankungen durchgeführt. Über die Schmerztherapie, damals vor allem bei Patienten mit Prostatatumor, kam ich zur Symptomkontrolle und im Weiteren zur Begleitung dieser Patienten. Dies war lange, bevor die Palliativmedizin ihren heutigen Stellenwert und Bekanntheitsgrad erreicht hat.
Im Frühjahr wird die neue Palliativstation im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in St. Veit eröffnet. Viel Licht, natürliche Materialien und abgestimmte Farben sollen dann eine angenehme Atmosphäre verbreiten. Eine ruhige, begrünte Terrasse mit Blumen- und Kräuterbeeten soll ebenfalls entstehen. So stellt man sich doch keine Palliativstation vor, oder doch?
Genau das ist das Problem. Wir haben ein Bild von einer Palliativstation, das nicht positiv besetzt ist. Der Ort, an dem wir unsere Patienten betreuen, hat einen großen Stellenwert, denn wir wissen, dass viel Licht, natürliche Farben und Ausblicke, die einen positiv stimmen, ganz entscheidend zu einer erfolgreichen Symptomkontrolle beitragen. Insofern stelle ich mir eine Palliativstation genau so vor, wie wir sie geplant und umgesetzt haben.
Wie kann man die palliative Betreuung weiter verbessern?
Das Entscheidende für eine erfolgreiche palliative Betreuung ist, dass man sie beginnt. Ich würde mir wünschen, dass mehr Patienten früher zu uns kommen, denn sehr viele Patienten bei uns sagen: „Hätte ich gewusst, wie gut mir das tut, so wäre ich früher auf Ihre Station gekommen.“
Foto: Barmherzige Brüder